Denn die USA sind das neue Epizentrum der Coronavirus-Pandemie. Während die Hoffnungen zunehmen, dass Europa bald den Höhepunkt der Pandemie erreichen könnte und Chinas Wirtschaft bereits schon wieder erste Signale der Erholung sendet, breitet sich das Coronavirus in den USA weiterhin rasant aus. Entsprechend werden auch die Prognosen für die Weltwirtschaft immer negativer - mit entsprechenden Auswirkungen auf die Börsen.

Der SMI verliert gegen 11.10 Uhr 2,07 Prozent auf 9'119,23 Punkte. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, sinkt um 2,35 Prozent auf 1'329,16 und der breite SPI um 2,01 Prozent auf 11'092,26 Zähler. Im SLI kommen auf 28 Verlierer nur zwei Gewinner.

Grosse Abgaben verzeichnen in dieser Gemengelage die "üblichen Verdächtigen": konjunktursensitive Aktien und Finanzwerte. Allen voran reihen sich die Grossbankenaktien Credit Suisse (-3,6%) und UBS (-3,2%) ganz weit hinten ein. Die Schweizer Finanzmarktaufsicht hatte am Vortag kurz vor Handelsende betont, Banken, die Dividenden ausschütten, sollen weniger stark von Erleichterungen bei den Kapitalvorschriften wegen der Coronakrise profitieren. Die Grossbanken geraten also zwischen Hammer und Amboss.

Auch Julius Bär (-4,4%) tendieren schwach und in Swiss Re (-3,6%) werden Vortagesgewinne realisiert. Zyklische Papiere wie Adecco (-4,3%), Clariant (-4,2%), Temenos -4,1%) und Richemont (-3,5%) fliegen gleichwohl aus den Depots.

Im SLI büssen AMS gar 8,2 Prozent ein auf den tiefsten Stand seit 2012. Die Österreicher haben bei einer Kapitalerhöhung zur Finanzierung des milliardenschweren Osram-Kaufs nur 70 Prozent der neuen Anteile im Rahmen der Bezugsrechtsemission untergebracht.

Die Osram-Aktien sind derweil in Frankfurt unter 30 Euro gerutscht, der Übernahmepreis beträgt aber 41 Euro. Nach Ansicht von Analysten könnte nun die nächste Fairness-Opinion für den Wert der restlichen Osram-Aktien wegen der Virus-Krise deutlich unter den letztmals ermittelten 35 Euro liegen.

Defensive Werte halten sich etwas besser: Novartis und Roche notieren 1,6 Prozent tiefer, und Nestlé büssen 1,2 Prozent ein. Am Vorabend hatte L'Oreal seine Prognose wegen der Coronavirus-Pandemie zurückgezogen. Nestlé hält eine signifikante Beteiligung am weltgrössten Kosmetikhersteller.

Swisscom rücken gar um 1,0 Prozent vor und auch Kühne+Nagel (+2,0%) liegen auf Erholungskurs.

Im breiten Markt büssen Vontobel optisch deutliche 6,4 Prozent ein. Die Papiere des Vermögensverwalters werden aber am Berichtstag Ex-Dividende gehandelt. Ebenfalls nach Abzug der Dividende gehandelt werden Belimo (-0,3%).

U-Blox (Aktie +0,2%) hatte am Morgen eine kleinere Akquisition vermeldet, Schmolz+Bickenbach (Aktie +1,9%) den erfolgreichen Abschluss einer Refinanzierung.

Zu Emmi (-0,1%) sagen Analysten, die Aktien erwiesen sich in der Coronakrise als "Fels in der Brandung". Seit Anfang Jahr konnten die Titel sogar leicht zulegen und damit die Aktien von Schwergewichten wie Nestlé hinter sich lassen. Kein Wunder: Die Kühe geben immer noch Milch, und Milchprodukte werden auch in Krisenzeiten konsumiert.

Für die arg gebeutelten Papiere des Flughafen Zürich (-0,6%) hat die UBS eine Lanze gebrochen und das Rating auf "Buy" erhöht. Für die Aktien des Reisedetailhändlers Dufry (-9,8%) hat hingegen das gleiche Institut das Kursziel um nahezu zwei Drittel zusammengestrichen.

ra/ys

(AWP)