Mit dem letztinstanzlichen Urteil erlebt die Bundesanwaltschaft eine herbe Niederlage. Sie hatte für die drei Schweizer Beschuldigten mehrjährige Haftstrafen gefordert. Das Verfahren dauerte zehn Jahre. Die Ermittlungsbehörde hatte sogar einen ausserordentlichen Bundesstaatsanwalt eingesetzt.

Wie das Bundesstrafgericht in Bellinzona befand das Bundesgericht die drei Schweizer - zwei Männer und eine Frau - für unschuldig. Sie seien zwischen 2005 und 2007 nicht massgeblich am Aufbau des als Schneeballsystem konzipierten Vertriebssystems für Kapitalanlagen beteiligt gewesen.

Ihnen sei nicht bewusst gewesen, wie betrügerisch das System Englers wirklich war, urteilte das Bundesgericht in einem am Montag publizierten Entscheid. Sie hätten ohne Arglist gehandelt, als sie selbst in das System mit vermeintlichen Traumrenditen investierten und auch Bekannte dazu aufforderten.

BA verlangte Freiheitsstrafen

Die BA hatte während der Hauptverhandlung im Oktober 2018 für die Hauptbeschuldigte aus dem Kanton Schaffhausen eine Freiheitsstrafe von dreieinhalb Jahren gefordert. Für die beiden Mitbeschuldigten verlangte die Anklage eine Freiheitsstrafe von 30 beziehungsweise 27 Monaten.

Der Millionenbetrüger Ulrich "Richie" Engler köderte Anleger mit einem sogenannte Daytrading-System. Mit dem Geld lebte er in Florida in Saus und Braus. Im Juli 2012 wurde er in den USA nach fünfjähriger Flucht verhaftet. Die Schadenssumme betrug über 100 Millionen Dollar.

Das Landgericht Mannheim verurteilte den Anlagebetrüger im März 2013 zu acht Jahren und sechs Monaten Gefängnis. Rund 1300 Anleger vor allem aus Deutschland, Österreich und der Schweiz wurden von Engler geprellt. (Entscheid 6B_913/2019 vom 7. Februar 2020)

(AWP)