Zum Handelsschluss verzeichnete der deutsche Leitindex ein Minus von 1,22 Prozent auf 13 028,00 Punkte, nachdem er am Nachmittag zeitweise bis auf 12 952 Punkte abgerutscht war. Damit knüpfte er an den Rückschlag vom Vortag an, als die unerwartet hartnäckige US-Inflation die Anleger kalt erwischt hatte. Der MDax der mittelgrossen Börsenunternehmen sank um 2,05 Prozent auf 24 798,20 Punkte.
Für den Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 ging es am Ende um 0,52 Prozent auf 3567,56 Zähler nach unten. Die nationalen Indizes in Paris und London gaben ebenfalls nach, wobei es in London noch deutlicher bergab ging als in Frankfurt. Der New Yorker Leitindex Dow Jones Industrial hingegen stand zum europäischen Handelsende moderat im Plus.
Als Belastung machte Hewson vor allem die Verluste bei Versorger- und Industrietiteln aus, da die EU-Kommission von Ursula von der Leyen Verbraucher mit radikalen Massnahmen bei den hohen Energiepreisen entlasten will. Nach einem nun vorgestellten Gesetzesvorschlag sollen Energiefirmen einen Teil ihrer zuletzt stark gestiegenen Gewinne abgeben.
Aus Unternehmenssicht schockte Kion die Anleger: Der Gabelstapler-Hersteller rechnet im dritten Quartal wegen gestiegener Kosten im Projektgeschäft mit einem Verlust im niedrigen dreistelligen Millionen-Euro-Bereich. Störungen in den Lieferketten und deutlich gestiegene Kosten belasteten das Geschäft schwer. Analyst Nicholas Green von Bernstein Research schrieb, das Problem seien Verträge des Logistikspezialisten zu festen Preisen in der Warenhausautomation. Dadurch könnten gestiegene Kosten nicht weitergegeben werden.
Die Aktien von Kion brachen als klares Schlusslicht im MDax um knapp 30 Prozent ein und waren zeitweise so günstig wie zuletzt 2013. Die Papiere des Wettbewerbers Jungheinrich verloren über fünf Prozent.
Bei Uniper sorgte die Furcht vor einer noch grösseren Anteilsverwässerung im Zuge des Staatseinstiegs für einen Kursrutsch von rund 18 Prozent und ein Rekordtief. Am Morgen hatten die Aktien des Gasimporteurs kurz noch positiv auf die aus informierten Kreisen durchgesickerte Meldung reagiert, dass auf der Suche nach einer langfristigen Stabilisierung auch eine Verstaatlichung des Konzerns geprüft wird. Derzeit überbrückt Uniper, die mehrheitlich zum finnischen Fortum-Konzern gehören, den Liquiditätsbedarf mit einer KfW-Kreditlinie. Börsianern zufolge setzte sich nach der ersten Erleichterung aber schnell die Erkenntnis durch, dass die Lösung für die Altaktionäre noch weitaus teuer als bisher werden dürfte.
Für die Papiere der Lufthansa ging es um mehr als dreieinhalb Prozent nach unten, nachdem der Bund seine Beteiligung an der Fluggesellschaft komplett verkauft hat. Der Wirtschaftsstabilisierungsfonds veräusserte seinen zuletzt verbliebenen Anteil an internationale Investoren.
Der Online-Händler About You reduzierte wegen der sinkenden Konsumlaune und der Eintrübung der Konjunktur die Umsatz- und Ergebnisziele für das laufende Geschäftsjahr. Die Anteilsscheine knickten am Ende des Nebenwerteindex SDax um elf Prozent ein. Analystin Georgina Johanan von der US-Bank JPMorgan sieht vor allem kritisch, dass das Management die steigenden Kosten so betonte. Dieser Aspekt sei in den Schätzungen für die Branche noch nicht ausreichend berücksichtigt.
Dagegen verhalf eine angehobene Geschäftsprognose den Anteilsscheinen des Autovermieters Sixt mit knapp einem Prozent Plus in die MDax-Spitzengruppe.
Nach einer doppelten Hochstufung durch Oddo BHF auf "Outperform" legten die Papiere des Abfüll- und Verpackungsanlagenherstellers Krones im SDax um mehr als drei Prozent zu.
Der Euro notierte mit 0,9991 US-Dollar zuletzt wieder unter der Parität. Die Europäische Zentralbank hatte den Referenzkurs zuvor auf 0,9990 (Dienstag: 1,0175) Dollar fest gesetzt; der Dollar kostete damit 1,0010 (0,9828) Euro.
Am Rentenmarkt stieg die Umlaufrendite von 1,55 Prozent am Vortag auf 1,62 Prozent. Der Rentenindex Rex fiel um 0,30 Prozent auf 130,86 Punkte. Der Bund-Future gewann zuletzt 0,03 Prozent auf 143,48 Punkte./gl/jha/
--- Von Gerold Löhle, dpa-AFX ---
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