Der Index der mittelgrossen Werte MDax rückte um 0,25 Prozent auf 27 005,89 Zähler vor. Der Eurozone-Leitindex EuroStoxx 50 stieg um 0,21 Prozent.

Nachdem das deutsche Börsenbarometer Dax Mitte Februar bei 13 795 Punkten ein Rekordhoch erreicht hatte, war es im Zuge der sich zu Pandemie ausweitenden Corona-Viruskrise binnen vier Wochen um gut 40 Prozent bis auf 8255 Punkte abgerutscht. Vom tiefsten Niveau seit 2013 aus gelang dem Index seither eine fulminante Erholung um 57 Prozent. Angetrieben wurde diese von der Hoffnung auf einen bald verfügbaren Impfstoff sowie vom Glauben an eine rasche Erholung der Wirtschaft, nicht zuletzt dank zahlreicher Hilfsmassnahmen von Notenbanken und Regierungen.

Daher steht aktuell nun das geplante EU-Hilfspaket im Fokus. Zwar erwies sich der EU-Gipfel am Wochenende als zäh, doch das wurde erwartet. Die Anleger rechnen trotz allem mit einer Einigung, wie Portfolio-Manager Thomas Altmann von QC Partners schrieb und dafür auf die sehr stabile Börsentendenz verwies.

Doch wie immer, wenn es in Europa um gemeinsame Schulden und Steuertransfers gehe, laufen die Gespräche zunächst in eine Sackgasse, kommentierte Marktanalyst Jeffrey Halley vom Broker Oanda. Hauptstreitpunkt der Verhandlungen ist die Frage, wie viele Zuschüsse aus dem geplanten Corona-Krisenplan an EU-Staaten vergeben werden könnten. Und "nicht nur in der EU wird über weitere Finanzhilfen zur Bewältigung der Coronakrise gestritten", konstatierte Commerzbank-Devisenexpertin Thu Lan Nguyen. Auch in den USA zeichne sich keine schnelle Einigung im Disput um die zu Beginn der Corona-Krise beschlossenen Zuschüsse zur Arbeitslosenhilfe ab.

Unternehmensseitig brachen im Dax die Aktien des insolventen Zahlungsabwicklers Wirecard als Schlusslicht um etwas mehr als 21 Prozent ein. Darüber hinaus schwächelten die Papiere der Autobauer BMW , VW und Daimler mit Verlusten zwischen 1,3 und 1,9 Prozent nach ihren jüngsten Erholungsgewinnen.

Dax-Favorit war das SAP -Papier mit plus 1,4 Prozent nach einer positiven Studie der US-Bank Morgan Stanley. Branchendaten bestätigten einen unerwartet starken Trend für das zweite Quartal und zeigten positive mittelfristige Signale, schrieb Analyst Adam Wood und hob sein Kursziel für den Software-Hersteller von 114 auf 148 Euro an. Sein Anlageurteil bekräftigte er mit "Overweight".

Aktien aus dem Gesundheits- und Pharmasektor zählten ebenfalls zu den Favoriten der Börsianer. Im MDax stachen die Anteilsscheine von Siemens Healthineers mit plus 3,5 Prozent und die von Gerresheimer und Sartorius mit plus 2,3 Prozent und plus 4,2 Prozent heraus. Im SDax legten die Anteilsscheine der Shop Apotheke um 2,3 Prozent zu und näherten sich damit ihrem Rekordhoch von 134,40 Euro an.

Zudem gewannen die Papiere des Mainzer Unternehmens Biontech vorbörslich an der US-Börse Nasdaq knapp 8 Prozent hinzu. Gemeinsam mit dem US-Pharmakonzern Pfizer wurde mit Grossbritannien eine erste Liefervereinbarung über einen möglichen, gerade in der Entwicklung befindlichen Corona-Impfstoff geschlossen. Finanzielle Details wurden nicht genannt. Vorbehaltlich einer behördlichen Genehmigung oder Zulassung sollen 30 Millionen Dosen des Impfstoffkandidaten "BNT 162" geliefert werden, voraussichtlich in den Jahren 2020 und 2021.

Die Aixtron -Aktien zogen angesichts zuversichtlicher Analystenkommentare im SDax um 8,2 Prozent an und erreichten den höchsten Stand seit Herbst 2018. Zur Vorlage des Quartalsbericht an diesem Donnerstag rechnen Analysten mit starken Auftragseingängen und einer Bekräftigung der Jahresziele des Spezialmaschinenbauers für die Chipindustrie. Zudem wird den Papieren von Index-Experten gute Aussichten auf eine Aufnahme in den MDax zugesprochen, falls Wirecard bereits im August aus dem Dax entfernt wird. Denn dann wird infolge des Aufstiegs von voraussichtlich Delivery Hero dessen Platz im Index für mittelgrosse Unternehmen frei.

Der Kurs des Euro stieg bis zum frühen Nachmittag auf 1,1445 US-Dollar. Die Europäische Zentralbank hatte den Referenzkurs am Freitag auf 1,1428 Dollar festgesetzt. Am Rentenmarkt stieg die Umlaufrendite von minus 0,48 Prozent am Freitag auf minus 0,46 Prozent. Der Rentenindex Rex fiel um 0,06 Prozent auf 145,14 Punkte. Der Bund-Future legte um 0,05 Prozent auf 176,23 Punkte zu./ck/men

--- Von Claudia Müller, dpa-AFX ---

(AWP)