In der jüngsten Finanzierungsrunde sammelte WeFox weitere 400 Millionen Dollar Eigen- und Fremdkapital ein, wie das Berliner Unternehmen am Dienstag mitteilte. "Wir sind gut durchfinanziert und hätten eigentlich kein Geld gebraucht", sagte Vorstandschef und Mitgründer Julian Teicke der Nachrichtenagentur Reuters. "Aber wir haben viele Anfragen von Investoren bekommen. Jetzt sehen wir die Möglichkeit, die Krise zu nutzen und aggressiver zu wachsen als geplant."

Angeführt wurde die Finanzierungsrunde vom Staatsfonds von Abu Dhabi, Mubadala, der bereits an dem Insurtech beteiligt war. Daneben gaben Eurazeo und die bestehenden Investoren LGT, Horizons Ventures und Omers Geld. Der Firmenwert des 2015 gegründeten Jungunternehmens ist damit binnen eines Jahres um die Hälfte gestiegen. Die Finanzspritze fällt allerdings kleiner aus als in der vorangegangenen Runde: Damals hatte WeFox 650 Millionen Dollar frisches Geld erhalten, allen voran vom Wagniskapitalgeber Target Global, der damit weiterhin der grösste Anteilseigner sein dürfte.

WeFox widersetzt sich mit der Finanzspritze dem weltweiten Trend zur Abwertung junger Unternehmen aus der Finanzbranche, den zuletzt der schwedische Bezahldienst Klarna erlebte. Das in Deutschland vor allem mit "Sofort Überweisung" bekannte Unternehmen hatte frisches Geld zu einer Bewertung von nur noch 6,7 Milliarden Dollar erhalten. Vor einem Jahr waren es noch 46 Milliarden gewesen.

WeFox will mit dem frischen Geld weiter in Technologie für die Versicherungsbranche investieren, mit den Niederlanden aber vor allem das nächste Land nach Deutschland, Österreich, Polen, der Schweiz und Italien in Angriff nehmen. Danach seien Spanien und Frankreich an der Reihe, später auch die USA, wo sich mit Lemonade und Root schon mehrere Versicherungs-Startups an der Börse tummeln.

Teicke sieht WeFox aber primär als technologische Vertriebsplattform, die Erlöse kommen heute zu rund 85 Prozent aus Provisionen der Versicherer. "Bis 2030 wollen wir das technologische Rückgrat der digitalen Versicherungswelt sein", sagte er. "Das Versicherungsgeschäft auf eigene Rechnung wird nie der wichtigste Teil von Wefox sein. Wir besetzen damit nur besondere Nischen, die aber sehr profitabel sind." 2021 hatte Wefox den Umsatz auf 320 Millionen Dollar mehr als verdoppelt, in diesem Jahr sollen es 650 Millionen werden.

Mit der Finanzspritze könne WeFox auch schneller aus den roten Zahlen kommen, sagte Mitgründer und Finanzvorstand Fabian Wesemann. "Wir sind auf einem klaren Weg zur Profitabilität für das Gesamtunternehmen. Das werden wir 2024 schaffen, vielleicht auch schon 2023." An einen Börsengang sei derzeit angesichts des Umfeldes aber nicht zu denken, betonte Mitgründer Teicke.

(Reuters)