Fünf Monate nach Kriegsbeginn in der Ukraine und der darauf folgenden westlichen Sanktionen sind die Regale in den Supermärkten voll mit ausländischen Bieren etwa von Carlsberg, Anheuser-Busch InBev oder Heineken - und das obwohl die westlichen Brauer bereits im Frühjahr ihren Produktionsstopp in Russland verkündet hatten.
Untersuchungen der Nachrichtenagentur Reuters ergaben, dass neben dem Abverkauf von Lagerbeständen die Produktion aller drei Biere in Moskau fortgesetzt wurde. Das zeigen Datumsangaben auf den Flaschen und Dosen.
"Unser letztes Gebräu von Heineken in Russland war im März, die letzte Verpackung Anfang April und der letzte Verkauf in der zweiten Aprilwoche", erklärte die niederländische Brauerei per E-Mail. "Danach wurde kein Heineken mehr von Heineken in Russland gebraut oder verkauft." Am 28. März hatte Heineken bekannt gegeben, Russland zu verlassen und seine Geschäfte an einen neuen Eigentümer übergeben zu wollen.
«Carlsberg wird aus den Regalen verschwinden»
Ebenfalls am 28. März hatte der dänische Brauereikonzern Carlsberg, die westliche Brauerei mit dem grössten Engagement in Russland, angekündigt, die vollständige Veräusserung des Russland-Geschäfts anzustreben. Carlsberg erklärte, am 9. März eine "begrenzte Produktion" unter Verwendung bereits produzierter Materialien und zur Erfüllung von Verpflichtungen gegenüber Kunden gehabt zu haben. "Carlsberg wird in Russland aus den Regalen verschwinden, da die Bestände ausverkauft sind", hiess es in einer E-Mail.
Auch Budweiser-Biere von AB InBev fand Reuters in den Supermarktregalen mit Datumsangaben von Ende Juni. Der belgische Konzern erklärte dazu, dass die Verkaufsverhandlungen derzeit liefen. InBev will seine Minderheitsbeteiligung am Joint Venture AB InBev Efes an Anadolu Efes veräussern.
Nach dem Einmarsch russischer Truppen in die Ukraine hatten zahlreiche westliche Firmen ihren Rückzug aus Russland bekannt gegeben. Doch die Umsetzung gestaltet sich für viele Unternehmen äusserst schwierig. Denn bürokratische Hürden, rechtliche Unsicherheiten und fehlende Banker machen es für westliche Konzerne schwer, ihre wirtschaftlichen Beziehungen in den russischen Markt hinein endgültig zu kappen.
(Reuters)