Hätte, hätte, Fahrradkette: Es gibt unzählige Beispiele von Aktienanlagen, mit denen man hätte reich werden können. Wer beispielsweise vor fünf Jahren in den Mittelstandsindex SMIM investiert hätte, dürfte sich heute über einen Doppler freuen. Die Blue Chips kamen im gleichen Zeitraum lediglich um etwas mehr als 30 Prozent voran.
Zu einer besonders deutlichen Outperformance kam es in den beiden vergangenen Jahren. 2016 legte der SMIM um 4 Prozent zu, während der SMI um knapp 7 Prozent nachgab. 2017 legten dann zwar beide Indizes zu, die Mid Caps mit einem Plus von 30,6 Prozent allerdings mehr als doppelt so schnell wie das Schweizer Leitbarometer. Der SMIM konnte mit seiner atemberaubenden Klettertour aber nicht nur in der Heimat glänzen, auch im europäischen Vergleich haben die 30 Mittelständler die Nase vorne (siehe Grafik 1).
Grafik 1: Vergleich SMIM versus MDAX versus STOXX Europe Mid 200
Stand: Dezember 2017; Quelle: Commerzbank AG
Von Gewinnern und Verlierern
Am stärksten präsentierten sich im vergangenen Jahr die Aktien von AMS (siehe Grafik 2). Der Halbleiterhersteller reitet unter anderem auf der Erfolgswelle von Apple. Im iPhone kommen die 3-D-Sensoren des Unternehmens zum Einsatz. Dass eine enge Beziehung zu dem wertvollsten Tech-Konzern der Welt Fluch und Segen zugleich ist, zeigte sich in der letzten Handelswoche 2017. Die Nachricht der taiwanesischen Wirtschaftszeitung »Economic Daily«, Apple werde im ersten Quartal 2018 statt der ursprünglich angepeilten 50 wohl nur 30 Millionen Stück seines Flaggschiffs iPhone X absetzen, brockte der AMS-Aktie einen Tagesverlust von knapp einem Zehntel ein. Allerdings steht nicht nur Apple auf der Kundenliste, das Unternehmen sieht für seine Sensoren auch grosse Chancen in neuen Anwendungsmöglichkeiten wie beispielsweise im Bereich Automotive und dem Trend zum autonomen Fahren.
Grafik 2: Top-/Flop-Performer SMIM 2017
Stand: Dezember 2017; Quelle: Reuters
Auf der Verliererliste ganz oben stand 2017 Aryzta. Die Aktie des Backwarenkonzerns büsste 15 Prozent an Wert ein. Nicht ohne Grund: Verluste und hohe Schulden prägen die Bilanz des Konzerns. Der seit Mai 2017 amtierende »Bäckermeister« Kevin Toland gelobt aber Besserung. Im Geschäftsjahr 2017/2018 erwartet der CEO zumindest einen Betriebsgewinn auf Vorjahresniveau.
Internationaler Vergleich
Insgesamt wiesen 87 Prozent der SMIM-Mitglieder im vergangenen Jahr eine prozentual zweistellige Kursentwicklung auf. Alle 30 Titel zusammengenommen avancierten 2017 um mehr als 30 Prozent. Diese Gangart war selbst dem deutschen Pendant MDAX zu schnell, der mittel- bis langfristig eigentlich die Nase vorne hat. Der Zuwachs sorgte allerdings auch dafür, dass die Bewertung ebenfalls nach oben schoss. Aktuell weist der SMIM ein Kurs-Gewinn-Verhältnis von 23,9 auf, satte 7 Punkte oder 41 Prozent über dem Durchschnitt der vergangenen zehn Jahre. Der MDAX zeigt im historischen Vergleich dagegen keine derartige Überbewertung. Das KGV von 16,3 liegt »nur« knapp 15 Prozent oberhalb des langjährigen Mittels (siehe Grafik 3). Angesichts des erwarteten Gewinnwachstums im MDAX, welches der Analystenkonsens für 2017 auf 11,5 Prozent und für 2018 auf 10,6 Prozent taxiert, erscheint das KGV ebenfalls nicht günstig.
Grafik 3: KGV-Vergleich SMIM versus MDAX
Stand: Dezember 2017; Quelle: Commerzbank AG
In Bezug auf die Dividendenrendite hat bei der Gegenüberstellung von SMIM und MDAX ebenfalls das Nachbarland die besseren Karten. Aktuell rentieren die 50 deutschen Mid Caps mit 2,74 Prozent, der SMIM bringt es gerade mal auf eine Verzinsung von 2,2 Prozent. Die durchschnittliche Rendite des vergangenen Jahrzehnts liegt dagegen bei 2,5 Prozent. Der aktuellen Ertragschance von 3,2 Prozent beim STOXX Europe Mid 200-Index kann derzeit aber weder der SMIM noch der MDAX das Wasser reichen.
Was bringt das neue Jahr?
Insbesondere dem europäischen Mittelstandsbarometer könnten 2018 rosige Zeiten ins Haus stehen. Denn Mid Caps profitieren an einer Beschleunigung des Wirtschaftszyklus in besonderem Masse, da die kleineren Unternehmen in der Regel stärker auf Konjunkturveränderungen reagieren. Und die wirtschaftlichen Aussichten auf dem alten Kontinent können sich sehen lassen: Die EZB rechnet damit, dass der Aufschwung in der Eurozone in den kommenden Jahren nicht nur anhalten, sondern sich sogar beschleunigen wird. Daher hat die Notenbank kürzlich ihre Prognosen für das Bruttoinlandsprodukt (BIP) für 2017 von 2,2 auf 2,4 Prozent und für 2018 von 1,8 auf 2,3 Prozent angehoben.
Ebenfalls für die Mid Caps spricht der laufende Übernahme-Boom. Die hohen M&A-Aktivitäten könnten sich angesichts der anhaltenden Niedrigzinsphase weiter fortsetzen. Die Big Player sind auch bereit, immer höhere Prämien zu zahlen, um das eigene Wachstumstempo hoch zu halten. Hinzu kommen technologisch motivierte Zukäufe vor allem aus China, die sich europäisches Know-how sichern möchten. Pekings Kampfansage an Europa ist schlicht, aber bedeutungsvoll: »Made in China 2025«. Der ehrgeizige Regierungsplan sieht vor, in vielen Sektoren die Technologielücke zum Ausland zu schliessen.