Wir zeigen auf, wie es um die Luxusaktien bestellt ist und wo sich in der Welt der »Schönen und Reichen« Chancen ergeben könnten. Mit Hebelprodukten lassen sich sowohl Long- wie auch Short-Strategien umsetzen.

Egal, ob London, Paris oder Mailand: Die luxuriösen Einkaufsmeilen mit ihren prachtvollen Fassaden locken die betuchte Gesellschaft wieder verstärkt an. Dies gilt insbesondere für die britische Metropole, denn nach dem Brexit-Entscheid ist der Pfundkurs in die Tiefe gestürzt – für ausländische Touristen eine günstige Möglichkeit, sich wieder mit den edelsten Accessoires zu schmücken. Tatsächlich schoss der heimische Einzelhandelsumsatz des britischen Traditionshauses Burberry im vierten Quartal um 40 Prozent nach oben.

Luxusmarkt in Wartestellung

Lange Zeit waren »Glanz und Gloria« nicht mehr gefragt. Nach Berechnungen der Unternehmensberatung Bain & Company war das vergangene Jahr für die Hersteller von exquisiten Uhren, Schmuck oder auch Mode das schwächste Jahr seit der Finanzkrise 2008. Als Grund dafür nennen Experten China, dessen Wirtschaftsdynamik weiter nachgelassen hat. Zudem hat die Regierung in Peking ein Antikorruptionsprogramm aufgelegt. Aber auch in den USA und Europa ging die Nachfrage zurück. Während in Übersee der starke US-Dollar bremste, waren es auf dem alten Kontinent die fehlenden Touristen als Folge der Terroranschläge von Brüssel und Paris – ein entscheidender Faktor, zeigen sich die Urlauber doch für 40 Prozent der Luxusgüterumsätze verantwortlich.

»Die vergangenen drei Jahre waren für den Luxusgütersektor hart und verliefen teilweise schmerzhaft«, bringen es die Branchenexperten von GAM Investment auf den Punkt, geben aber gleichzeitig Entwarnung: »Aktuell erscheint es allerdings so, als sei die Talsohle erreicht und als habe die Branche den Tiefpunkt überwunden.« Dass die Bäume aber nicht gleich in den Himmel wachsen werden, zeigt die mittelfristige Prognose von Bain & Company. Bis 2020 erwarten die Unternehmensberater ein durchschnittliches Wachstum von bescheidenen 2 bis 3 Prozent pro Jahr.

Während für Bain & Company China das Zünglein an der Waage ist, sieht GAM Chancen in den Emerging Markets. In Ländern wie Brasilien und Russland haben die Währungen zuletzt stark aufgewertet und damit die Konsumfreude wiederbelebt. Darüber hinaus sollte der Luxusgütersektor grundsätzlich von der weltweiten Konjunkturdynamik profitieren, denn diese trägt insgesamt zu einer robusten Konsumentenstimmung bei.

Neue Wachstumstreiber

Neben den altbewährten Juwelen, Uhren und Kleidern könnten aber auch neue Trends und Technologien frischen Wind in den Sektor bringen. Beispielsweise haben Produkte wie seltene Designerhandtaschen derzeit Konjunktur. Dies lässt sich bestens am Rare Handbag-Index ablesen, der zwischen 2004 und 2016 um knapp 8 Prozent jährlich zulegte. Die »Chanel 2.55 Medium Classic Flap Bag« sticht innerhalb dieser zwölfjährigen Periode mit einem Wertanstieg um mehr als 230 Prozent heraus. Aber auch nicht physische Güter wie Luxushotels, Wellness oder Kreuzfahrten gewinnen innerhalb der Branche immer mehr an Bedeutung.

Daneben sind es Technologien wie E-Commerce, welche das Wachstum antreiben. Prognosen zufolge soll der Online-Channel bis zum Jahr 2020 um jährlich 15 Prozent zulegen. Star der Branche ist das Unternehmen Yoox Net-a-Porter, das in 2015 aus dem Zusammenschluss der italienischen Yoox und der Richemont-Tocher Net-a-Porter entstand. Der Konzern rechnet im laufenden Jahr mit einem organischen Umsatzplus von stolzen 17 bis 20 Prozent sowie einer weiter steigenden Ebitda-Marge. Damit bleibt Yoox Net-a-Porter seinem Tempo treu. 2016 betrug das Erlösplus 17,7 Prozent.

Grafik 1: Richemont vs. Swatch vs. SMI (sechs Monate)

Stand: Februar 2017; Quelle: Commerzbank

 

Glänzende Zahlen

Dass es in der Branche wieder aufwärts geht, zeigen auch die jüngsten Geschäftszahlen. So konnte im Schlussviertel 2016 das Gros der Luxusunternehmen mit klaren Umsatzsteigerungen aufwarten. Aufgrund hoher Nachfrage nach seinen Edelmarken Gucci und Yves Saint Laurent verzeichnete die französische Kering einen Erlösanstieg um satte 10,4 Prozent. Auch der Spirituosenhersteller Rémy Cointreau schaffte mit einem Plus von 9 Prozent ein beachtliches Wachstum. Der Umsatz mit Cognac, dem grössten Geschäftsbereich, legte sogar um mehr als ein Viertel zu. Damit scheint die lange Durststrecke in China überwunden zu sein, die im Zuge des Antikorruptionskampfes herrschte. Dies bekamen auch die Konkurrenten Diageo und Pernod Ricard zu spüren. Das Duo überraschte mit seinen jüngsten Geschäftsausweisen ebenso positiv.

Branchenprimus LVMH setzte mit seinem jüngsten Zahlenwerk ein vergleichbares Ausrufezeichen. Im vierten Quartal 2016 schnellten die Erlöse um 8 Prozent auf 11,3 Milliarden Euro hoch. Damit hat der Eigentümer vom Brands wie Louis Vuitton und Dior die Erwartungen klar übertroffen. Analysten hatten lediglich einen Zuwachs von 5,6 Prozent auf der Rechnung. Insbesondere das wichtigste Segment Bekleidung und Lederwaren verzeichnete eine hohe Dynamik. Die Franzosen sind zudem optimistisch für das laufende Jahr. Börsianer klatschten Beifall: Die Aktie brach auf ein neues Allzeithoch bei 193,35 Euro aus.

Von Zuversicht geprägt ist auch Swatch, nachdem der heimische Uhrenkonzern in den vergangenen drei Jahren kleinere Brötchen backen musste – insbesondere auf der Gewinnseite. Der Überschuss reduzierte sich von knapp 2 Milliarden Schweizer Franken in 2013 auf nur noch 593 Millionen Schweizer Franken im vergangenen Jahr. Doch nun soll das Comeback gelingen. »Für 2017 sieht es gut aus – China ist zurück«, zeigte sich Firmenchef Nick Hayek bei der Vorlage der Jahreszahlen selbstbewusst. Vor allem die wieder steigende Nachfrage auf dem chinesischen Festland stimmt Hayek optimistisch. In der Region legte der Umsatz im November um 5 Prozent, im Dezember um 20 Prozent und im Januar um mehr als 50 Prozent zu. Investoren scheinen ihm zu glauben – die Swatch-Aktie konnte zuletzt ihren jahrelangen Abwärtstrend verlassen.

Ebenso auf Comeback-Kurs – am Kapitalmarkt wie auch an der Börse – ist Landsmann Richemont. Die Genfer meldeten für das Weihnachtsquartal einen Umsatzanstieg von mehr als 5 Prozent. Damit wurden die Analystenschätzungen von 2,96 Milliarden Euro klar übertroffen. Im ersten Halbjahr 2016/2017 (30. September) schmolzen die Erlöse noch um 12 Prozent zusammen. Während das Geschäft mit Luxusuhren wie Piaget oder Jaeger-LeCoultre weiterhin rückläufig ist, zogen die Schmuckverkäufe kräftig an. Speziell im asiatischen Raum kamen die edlen Produkte aus dem Hause Richemont gut an. Hier erzielte das Unternehmen einen Zuwachs um ein Zehntel.

Grafik 2: Das Wachstum kehrt grösstenteils zurück

Umsatzwachstum Schlussquartal 2016

Stand: Februar 2017; Quelle: Unternehmensangaben; *Halbjahreszahlen
 

Grafik 3: Luxusgütermarkt 2016 – Regionale Aufteilung

Stand: Februar 2017; Quelle: Kering

 

Luxus der besonderen Art

Zu den Luxusgütern zählen auch teure Kosmetik wie von L’Oréal, edle Anzüge von Hugo Boss oder auch Nobelkarossen wie jene von Porsche und Ferrari. Die Marke mit dem springenden Pferd im Logo rast derzeit von Rekord zu Rekord. Im vierten Quartal steigerten die Italiener ihren bereinigten Gewinn um satte 38 Prozent, die Erlöse kletterten um 12 Prozent empor. Vor allem Zwölfzylinder-Modelle wie der GTC4Lusso und der neue LaFerrari Aperta wurden zum Jahresende gut verkauft. Auch der Ausblick fiel optimistisch aus: Für 2017 erwartet Ferrari ein bereinigtes operatives Ergebnis vor Steuern und Abschreibungen (EBITDA) von mehr als 950 Millionen Euro. Daraus errechnet sich ein weiteres Ergebnisplus von mindestens 14 Prozent.

Während die Sportwagenhersteller derzeit mächtig Gas geben, ist Hugo Boss eine Turnaround-Wette. Aktuell befindet sich der Modekonzern in einem Umbau. Dieser trägt aber bereits Früchte. So wird ersten Berechnungen zufolge das operative Ergebnis für 2016 am oberen Ende der Prognosespanne liegen und der Konzernumsatz nur um 4 Prozent auf 2,69 Milliarden Euro schrumpfen. »Die Ergebnisse des vierten Quartals zeigen, dass wir auf dem richtigen Weg sind«, sagt CEO Mark Langer und fügt hinzu: »In China haben wir im zweiten Halbjahr den Turnaround geschafft.« Auch der Aktienkurs, der sich in den vergangenen zwei Jahren halbiert hat, reagierte positiv. Zusätzlichen Schub bekommt der Titel derzeit von einer Spekulation: Laut einem Medienbericht ist der aktivistische Aktionär Albert Frère mit knapp 3 Prozent bei Boss eingestiegen und möchte auch weiter zukaufen.

Dass Übernahmen in der Branche keine Utopie sind, zeigte ein Milliarden-Deal Anfang des Jahres. Der italienische Ray-Ban-Brillenhersteller Luxottica und der französische Brillenglasspezialist Essilor sind soeben dabei, zu einem 50 Milliarden Euro schweren Konzern zu fusionieren.