In vielen Ländern Europas werden die Bürger an die Urne gerufen. Ebenso stehen geldpolitische Entscheidungen an, die nicht ohne Auswirkungen auf die Finanzmärkte bleiben werden. Schwankungsfreudige Börsen erfordern besondere Anlageprodukte. Mit Faktor-Zertifikaten lässt sich einfach und effektiv sowohl die Long- als auch die Short-Seite nutzen. Das Angebot an unterschiedlichen Hebeln und Basiswerten ist mittlerweile riesig.

Die Welt befindet sich im Umbruch. In den USA lenkt mit Donald Trump erstmals ein politikunerfahrener Geschäftsmann die Geschicke des mächtigsten Landes der Welt. In Europa spitzt sich nicht nur die Lage zwischen Ost und West zu, auch der einst als »Friedenswährung« bezeichnete Euro gerät angesichts zahlreich werdender Gegner, Stichwort Italien, unter Druck. Und auch in Asien findet ein Zeitenwandel statt. Während China um sein dynamisches Wirtschaftswachstum bangt, geht Japan in der Geldpolitik bisher unergründete Wege.

Revolutionäre Entwicklung

Neue Zeiten erfordern neue Mittel. Dies gilt in Bezug auf die Politik ebenso wie für die Finanzmärkte. Im November 2009, also vor etwas mehr als sieben Jahren, hat die Commerzbank erstmals Faktor-Zertifikate auf den Markt gebracht – und damit eine kleine Revolution ausgelöst. Die innovativen Hebelpapiere weisen nämlich gegenüber herkömmlichen Derivaten zahlreiche Vorteile auf. So dauerte es nur rund ein halbes Jahr, bis im Juni 2010 die ersten Faktor-Zertifikate in den Handel in Zürich einbezogen wurden. Seither schreiben die Produkte eine nahezu einzigartige Erfolgsstory.

Mittlerweile verfügt die Commerzbank über eine breite Palette von insgesamt mehr als 1.350 Faktor-Zertifikaten auf die verschiedenen Assetklassen Aktien, Indizes, Rohstoffe, Edelmetalle, Währungen und Zinsen. Längst sind die Papiere aber nicht mehr nur auf der SIX Structured Products Exchange, kurz SSPX, zu finden. Besonders aktiv ist die Commerzbank beim Ausbau des Angebots auf der ausserbörslichen Plattform Swiss DOTS (ein Angebot von Swissquote). Das effiziente Handelssystem zieht mit engen Spreads bei der Kursstellung sowie besonders niedrigen Transaktionskosten von 9 Schweizer Franken flat und langen Handelszeiten von 8 bis 22 Uhr immer mehr Trader an. Aber auch auf der SSPX fand kürzlich eine gross angelegte Emission dieser fortschrittlichen Hebelpapiere statt, sodass derzeit insgesamt über 700 Faktor-Zertifikate an der SIX Structured Products Exchange erhältlich sind.

Cleverer Aufbau

Die wichtigste Komponente bei einem Faktor-Zertifikat ist der Hebel. Waren beispielsweise bei Produkten auf SMI-Mitglieder anfänglich nur Faktoren von 3 und 4 im Angebot, sind es bei den Swiss DOTS Faktor-Zertifikaten bis zu 10. An der SSPX sind derzeit die höchsten Faktoren bei Schweizer Blue Chips bei Hebel 8. Im Bereich Währungen und Zinsen sind an der SSPX ebenfalls Hebel bis 10 im Angebot.

Faktor-Zertifikate eigenen sich vor allem dafür, um vom Auf und Ab der Börsenkurse zu profitieren. Dabei weist diese neue Generation an Hebelprodukten vielfältige Vorteile gegenüber klassischen Warrants oder Knock-Out-Warrants auf. So zeigen sich die Papiere – anders als Warrants – resistent gegenüber Veränderungen in der Volatilität des Basiswerts. Abgerundet wird das erfolgversprechende Profil der Faktor-Zertifikate durch eine Open-End-Laufzeit. Wie die Papiere genau funktionieren und was die entscheidenden Komponenten sind, lesen Sie im Kasten »Faktor-Zertifikate: Hohe Transparenz, volle Flexibilität«.

FAKTOR-ZERTIFIKATE: HOHE TRANSPARENZ, VOLLE FLEXIBILITÄT

Faktor-Zertifikate sind besonders wirkungsvolle Tradinginstrumente. Mit ihnen lassen sich ebenso ausgeprägte Trendverläufe mit einem Hebel begleiten wie auch kurzfristige Kursbewegungen ausnutzen. Je nach persönlicher Risikoneigung können Anleger unter verschiedenen Hebeln wählen. Der ausgesuchte Multiplikator verändert sich nicht, der Faktor bleibt stets konstant. Auch in der Spekulationsrichtung sind Anleger völlig frei. Es besteht die Möglichkeit, auf steigende (Long) sowie fallende (Short) Kurse zu setzen.

Strategie-Index als Gewinnbringer
Das Herz jedes Faktor-Zertifikats ist ein eigens von der Commerzbank berechneter Strategie-Index. Dieser bildet die tägliche prozentuale Kursveränderung des Basiswerts – bezogen auf den Vortagesschlusskurs – mit einem konstanten Faktor ab. Ein Beispiel: Legt der gewählte Basiswert um 3 Prozent zu und wurde ein Faktor-Zertifikat Long mit Hebel 5 gewählt, beträgt die Tagesperformance des Finanzinstruments 15 Prozent. Nach jedem Handelstag wird ein neuer Referenzkurs bestimmt, der als Basis für die Wertentwicklung des Folgetags gilt. Die fortlaufende Anpassung des Strategie-Index erfolgt automatisch. In Ausnahmefällen kann es zu einer untertägigen Indexanpassung kommen. Dies wäre dann der Fall, wenn sich ein zu hoher Tagesverlust in einem Basiswert abzeichnet. Um einen Totalverlust zu verhindern, sind Faktor-Zertifikate mit einer Anpassungsschwelle ausgestattet, die bei einer Berührung aktiv wird. Zwar kann ein Totalverlust mittels Anpassungsschwelle verhindert werden, im Falle einer untertägigen Anpassung können die Verluste jedoch einem Totalverlust nahe kommen.

Ein Blick hinter die Kulissen
Je nachdem, um welchen Basiswert es sich handelt, setzt sich der Strategie-Index aus verschiedenen Komponenten zusammen. Bei einer Aktie ist dies in der Long-Strategie eine Hebel- und Finanzierungskomponente, im Short-Pendant sind es Hebel- und Zinskomponenten. Bei einem Future-Kontrakt als Basiswert, wie es bei Rohstoffen oder Zinsen der Fall ist, bestimmen in beiden Strategien die Hebel- und Zinskomponente den Index. Bezogen auf eine Aktie als Basiswert wirkt sich die Finanzierungskomponente bei Faktor-Zertifikaten Long wertmindernd auf den Strategie-Index aus, da sich diese aus den Kosten für die Kapitalaufnahme für den Kauf des Basiswerts sowie den Indexgebühren zusammensetzt. Im Gegenzug dafür bekommen Anleger die Hebelwirkung. In der Short-Strategie können dagegen positive Erträge anfallen. Dies ist dann der Fall, wenn die Zinsen die Kosten übersteigen. Der Betrag durch den Verkauf des Basiswerts wird nämlich als Tagesgeld angelegt. Wirft diese Anlage höhere Erträge ab als die beiden Kostenfaktoren, der Repo-Satz aus der Rückverkaufsvereinbarung sowie die Indexgebühren, wirkt sich das positiv auf den Strategie-Index aus. Liegt ein Future zugrunde, kann sich die Zinskomponente ebenfalls erhöhend auswirken. Eine negative Zinskomponente würde dagegen zu einem Rückgang im Strategie-Index führen.

 

Der Blick nach vorne
Nun ist klar, wie sich die individuelle Marktmeinung kombiniert mit dem persönlichen Chance-Risiko-Profil einfach und gezielt umsetzen lässt. Eine Frage ist allerdings noch offen: Was erwartet Anleger im Börsenjahr 2017? Wie eingangs aufgezeigt, befindet sich die Welt im Wandel und davon werden die Finanzmärkte nicht unberührt bleiben. Insbesondere der Politik fällt im laufenden Jahr eine wichtige Rolle zu. Der erste Umbruch findet in den USA statt. Am 20. Januar zieht Donald Trump ins Weisse Haus ein und niemand kann genau abschätzen, welche Politik der mächtigste Mann der Welt betreiben wird. Eines aber hat er sich bereits auf die Fahnen geschrieben: Wirtschaftswachstum. Um der Konjunktur einen weiteren Schub zu verpassen, setzt Trump unter anderem auf ein billionenschweres Infrastrukturprogramm. Auch plant er die Körperschaftssteuer und Einkommenssteuer zu senken. Hierbei wird gerne der Vergleich zu Ronald Reagan gezogen, der in seiner Präsidentschaftszeit ein vergleichbares Ziel verfolgte. Allerdings war der Schuldenstand in Relation zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) damals nur rund halb so hoch wie heute. Es dürfte somit spannend werden, ob die neue Nummer 1 in den USA seinen Worten auch Taten folgen lassen kann. Zu unvorhersehbaren Folgen könnte es zudem durch Trumps anvisierten Protektionismus kommen. Beispielsweise stellt der Milliardär die Handelsbeziehungen zu Mexiko oder China auf den Prüfstand.

Die Experten der Commerzbank sehen ein in etwa ausgewogenes Chance-Risiko-Verhältnis für die US-Wirtschaft und gehen davon aus, dass das BIP 2017 um 2,0 Prozent zulegen wird. Dies würde ein moderates Wachstum gegenüber dem vergangenen Jahr bedeuten. Auch dürfte es zu weiteren Zinserhöhungen durch die Fed kommen. Notenbank-Chefin Janet Yellen hat bei ihrer jüngsten Leitzinserhöhung im Dezember 2016 bereits drei weitere Schritte für 2017 signalisiert.

Grafik 1: Kotierte Commerzbank Faktor-Zertifikate auf Swiss DOTS
 

Grafik 1: Kotierte Commerzbank Faktor-Zertifikate auf Swiss DOTS Stand: Dezember 2016; Quelle: Commerzbank

Grafik 2: Kotierte Commerzbank Faktor-Zertifikate auf SSPX
 

Grafik 2: Kotierte Commerzbank Faktor-Zertifikate auf SSPX Stand: Dezember 2016; Quelle: Commerzbank

Wahlen bestimmen den Alltag
Europa geht geldpolitisch derzeit einen anderen Weg. Noch kurz vor Ende des vergangenen Jahres hat Mario Draghi erneut die Geldkeule herausgeholt und das 80 Milliarden Euro schwere Anleihenkaufprogramm über den März hinaus verlängert. Damit möchte der EZB-Chef die Konjunkturerholung weiter antreiben. Er rechnet damit, dass sich die wirtschaftliche Erholung im Euroraum »moderat, aber in einem stetigen Tempo fortsetzen wird«. Die Commerzbank-Ökonomen gehen davon aus, dass das BIP im vergangenen Jahr um 1,6 Prozent zugelegt hat. Für 2017 und 2018 wird mit einer moderaten Wachstumsabschwächung gerechnet.

Dass die EZB alles versuchen wird, Europa in Schwung zu halten, steht unzweifelhaft fest. Damit droht den Unternehmen, anders als in Übersee, kein Gegenwind von der Zinsseite. Das grosse Risiko in diesem Jahr geht allerdings von der Politik aus. Die Gegner des politischen und wirtschaftlichen Establishments machen nämlich auch in hiesigen Gefilden Boden gut, wie sich zuletzt im Italien-Referendum gezeigt hat. Derzeit ist unklar, wie sich die Situation in dem Land weiter entwickelt und wie bzw. ob sie auf den Rest Europas ausstrahlt. Deutschland, Frankreich und die Niederlande bitten in diesem Jahr die Bürger an die Urnen. Dabei werden bereits im Vorfeld die Stimmen gegen die EU und den Euro lauter. Jüngsten Erhebungen zufolge liegt beispielsweise in den Niederlanden die rechtspopulistische Partij voor de Vrijheid des Europakritikers Geert Wilders derzeit vorne. Auch in Frankreich geht es heiss her. Sollte beispielsweise Marine Le Pen zur Präsidentin gewählt werden, ist die Gefahr gross, dass sie ein Referendum zur Rückkehr zum Franc ausruft. Im »Worst Case« steht 2017 der Euro auf dem Spiel.

Grafik 3: Commerzbank Wirtschaftsprognosen Reales BIP
 

Grafik 3: Commerzbank Wirtschaftsprognosen Reales BIP Stand: Dezember 2016; Quelle: Commerzbank

Europa hat aber auch Chancen. Spanien erlebt derzeit einen kräftigen Aufschwung und das Comeback der Rohstoffpreise sowie eine starke US-Wirtschaft könnten den Export positiv beeinflussen. Die Commerzbank-Volkswirte rechnen im laufenden Jahr unter dem Strich nur mit einer minimalen Wachstumsverlangsamung. Im Währungsbereich sehen sie eine Abwertung des Euro gegenüber dem Greenback. Im Umkehrschluss bedeutet dies Rückenwind für die europäische Exportindustrie.

Ein Knackpunkt für die Weltwirtschaft stellt dagegen weiterhin China dar. Noch hat das Reich der Mitte nicht das richtige Rezept gefunden, um den Konjunkturmotor wieder aufzudrehen. Im Gegenteil: Das Land plagt sich mit Überkapazitäten und haussierenden Immobilienpreisen. 2017 wird sich das Wachstum den Schätzungen zufolge weiter abkühlen.

Aktien und Gold im Aufwind
Alles in allem dürften auf die Börsen erneut unsichere Zeiten zukommen. Damit könnte es im Verlauf des Jahres, ausgelöst von den zahlreichen politischen Risiken, wieder zu starken Schwankungen kommen. Für Trader sollten sich daher genügend Chancen bieten, vom Auf und Ab an den Märkten zu profitieren. Die Commerzbank-Analysten sehen insbesondere bei Aktien Chancen und raten diese »überzugewichten«. Konkret empfehlen die Experten zum Beispiel in nervösen Zeiten DAX-Positionen aufzustocken. Ein Grund für die positive Sicht auf die deutschen Blue Chips ist die hohe Dividendenrendite von 3,0 Prozent. Den Prognosen nach werden 21 der 30 DAX-Unternehmen 2017 ihre Ausschüttungen anheben und somit für einen neuen Dividendenrekord in dem Index sorgen.

Keine laufenden Erträge wirft dagegen Gold ab. Und genau dies wurde dem Edelmetall Ende 2016 zum Verhängnis. Die anziehenden Zinsen in Erwartung auf eine Anhebung durch die Fed drückten auf den Preis. Von einem rekordverdächtigen Kursanstieg von 25 Prozent zum Halbjahr blieben nur knapp 7 Prozent bis zum Jahresende übrig.

Allerdings könnte Gold 2017 zum Gegenschlag ausholen. Die weiterhin sehr niedrigen und teilweise negativen Realzinsen sowie die ultralockere Geldpolitik der meisten westlichen Zentralbanken und die steigende Inflation sprechen für eine robustere Investmentnachfrage. Hinzu kommen die vielen Brandherde rund um den Globus, die Gold als sicherer Hafen wieder attraktiv machen (vgl. Tabelle). Die Commerzbank rechnet mit einem Goldpreis von 1.300 US-Dollar bis Ende 2017 – und damit mit ein wenig mehr Glanz in Umbruchzeiten wie diesen.

Commerzbank Prognosen Edelmetalle 2017 (in US-Dollar)

Edelmetall

1. Quartal

2. Quartal

3. Quartal

Gold

1.150

1.200

1.250

Silber

16

18

19

Platin

900

950

1.000

Palladium

700

725

725

Stand: Dezember 2016; Quelle: Commerzbank Prognosen

Grafik 4: Commerzbank Währungsprognose Euro/US-Dollar
 

Grafik 4: Commerzbank Währungsprognose Euro/US-Dollar Stand: Dezember 2016; Quelle: Commerzbank Prognosen

Grafik 5: Commerzbank Zinsprognose 10Y US-Treasury
 

Grafik 5: Commerzbank Zinsprognose 10Y US-Treasury Stand: Dezember 2016; Quelle: Commerzbank Prognosen