Und doch gibt es Titel, die das Zeug haben, sich den Stimmungsschwankungen der Märkte zu widersetzen. Auf der Suche nach den europäischen Top-Playern haben wir den Blue-Chip-Index EURO STOXX 50 durchforstet und sieben Titel herausgefiltert, welche Kurspotenzial versprechen. Die passenden Anlagelösungen liefern wir dabei gleich mit.
Ein Wechselbad der Gefühle durchlebten Anleger im laufenden Börsenjahr. Zwar konnte sich die Weltwirtschaft von der Flaute zu Beginn des Jahres wieder erholen, allerdings haben noch längst nicht alle Indikatoren ausnahmslos auf Grün umgeschaltet. China schwächelt noch, in den USA steht die nächste Zinserhöhung ebenso vor der Tür wie ein neuer Präsident und der Brexit droht dem Aufschwung in Europa einen Dämpfer zu versetzen.
Keine Einbahnstrasse
Was der Markt aus diesem »Daten-Minenfeld« macht, lässt sich schnell und einfach am EURO STOXX 50 ablesen. Dieser bildet die Kursentwicklung der 50 grössten börsennotierten Unternehmen in der Eurozone ab. Alleine auf die zwei führenden Ökonomien Deutschland und Frankreich entfallen zwei Drittel der Marktkapitalisierung, Nummer drei ist Spanien mit immerhin noch einem Anteil von einem Zehntel. Während es wirtschaftlich in der südeuropäischen Nation ebenso wie in Deutschland zuletzt nach oben ging, schrumpfte Frankreich im zweiten Quartal. Diese ungleichen Entwicklungen prägen auch den Kursverlauf des Auswahlbarometers: Seit Beginn des Jahres tritt der EURO STOXX 50 in einer Bandbreite zwischen 2.700 und 3.100 Punkten weitgehend auf der Stelle.
Doch nicht bei jedem Titel ist Stillstand angesagt. So steht beispielsweise auf dem Konto von adidas, dem Top-Performer in diesem Jahr, ein Plus von 70 Prozent. Der Sportartikelhersteller ist ein Newcomer in dem Index. Erst im September ist der Titel zusammen mit Ahold Delhaize und CRH neu im EURO STOXX 50 aufgenommen worden. Ihren Platz räumen mussten dafür Generali, Carrefour und UniCredit. Aber auch »alte Hasen« im Index wie Siemens oder Fresenius schnitten mit deutlichen Zuwächsen besser ab als der Gesamtmarkt.
Auf der Suche nach den Besten
Grund genug, sich auf die Suche nach Unternehmen zu machen, welche das Zeug zum Gewinner haben. Dazu ist zum Ersten eine gründliche Fundamentalanalyse vonnöten. Eine wertvolle Hilfe leisten dabei Bewertungskennziffern wie KGV, KBV, Ergebnis- und Dividendenwachstum. Ein günstiges KGV reicht aber noch lange nicht, um als künftiger Outperfomer identifiziert zu werden. Ein gutes Beispiel dafür ist VW. Der deutsche Autokonzern ist mit einem KGV von 5,6 derzeit der vermeintlich günstigste Wert, allerdings steht dies im direkten Zusammenhang mit dem starken Kursverfall im Zuge der Diesel-Affäre. Es ist also vielmehr ein perfektes Zusammenspiel von mehreren Kennzahlen entscheidend. Des Weiteren gilt der Blick dem operativen Geschäft. Wie stehen die Wachstumschancen im aktuellen Umfeld und in welchem Zyklus befindet sich der Sektor gerade? Das sind die Fragen, die es zu beantworten gilt.
Wir haben die 50 Mitglieder des EURO STOXX 50 genauestens analysiert und die »glorreichen Sieben« herausgefiltert. Diesen sieben Aktien könnte eine hoffungsvolle Zukunft bevorstehen und sie könnten aktiven Anlegern ordentliche Erträge bescheren. Mit der richtigen Finanzlösung wie zum Beispiel den Faktor- oder Turbo-Zertifikaten der Commerzbank lässt sich aber nicht nur eine Kursrichtung abdecken. Bei steigenden Kursen sind die Long-Varianten die perfekte Lösung, im Falle von sinkenden Notierungen können Anleger mit den Short-Pendants ebenfalls gehebelte Gewinne erzielen.
Top-Performer
Das im Alphabet erste Unternehmen der interessanten Auswahl ist adidas, also jene Aktie, die dieses Jahr bereits im Eiltempo unterwegs ist. Auch wenn der Steilheitsgrad nach der atemberaubenden Rallye zum Jahresende abnehmen könnte, an der positiven Grundrichtung sollte sich nichts ändern. Fundamental betrachtet ist der Sportartikelhersteller nämlich nicht teuer. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis bezogen auf die zu erwartenden Gewinne für 2017 liegt zwar bei augenscheinlich hohen 27, ein Blick auf das Wachstum relativiert allerdings den Kennzahlenwert. Die durchschnittliche Steigerungsrate zwischen 2015 und 2017 beim Gewinn je Aktie beträgt knapp 35 Prozent. Das operative Geschäft läuft derzeit so gut, dass adidas zum Halbjahr sogar seine Prognose nach oben schraubte. Getrieben von der Fussball-Europameisterschaft legte der Umsatz im zweiten Quartal um ein Fünftel zu, der Gewinn konnte sich sogar verdoppeln. Für das Gesamtjahr geht der Konzern nun von einem Umsatzplus von annähernd einem Fünftel aus, bisher stand ein Zuwachs im Bereich von 15 Prozent auf dem Plan. Der Gewinn soll um 35 bis 39 Prozent steigen, anstatt der zuvor veranschlagten 25 Prozent. Zudem bläst seit Oktober ein frischer Wind durch die Gänge des Sportartikelherstellers. Anfang des Monats trat der frühere Henkel-Chef Kasper Rorsted die Nachfolge von Herbert Hainer an.
Kleider machen Leute
Während bei dem einen millionenfach Fussballtrikots über den Ladentisch gehen, ist der andere mit Blumenkleidern der Marke Zara erfolgreich. Die Rede ist von Inditex. Die spanische Modekette schreibt eine jahrelange Erfolgsgeschichte, die nicht zu enden scheint. Während die Gegnerschaft in Form von H&M oder auch der britischen Next den ungewöhnlichen Wetterverhältnissen im Frühjahr und Sommer Tribut zollen musste, zog Zara das Tempo an. Der Umsatz kam im ersten Semester um 11 Prozent voran, der Gewinn legte um 8 Prozent zu. Das war mehr, als Analysten erwartet hatten. Positiv kommt hinzu, dass nach Aussagen des Unternehmens auch die ersten Wochen des laufenden Quartals von August bis Oktober gut gelaufen sind.
Inditex profitiert von seiner cleveren Strategie. Der Konzern deckt nicht nur den gesamten Herstellungszyklus seiner Mode ab, sondern fertigt zum Teil auch in Europa. Folglich können die Spanier deutlich schneller auf Trends reagieren als die Konkurrenz. Hinzu kommt, dass Inditex alle Schritte der Kleiderbranche – das Design, die Herstellung sowie den Vertrieb und Verkauf – unter einem Dach vereint und so rasch auf die wechselnden Bedürfnisse der Kunden eingehen kann.
Den Wettbewerbern keine Chance lässt derzeit auch der Luxusgüterkonzern LVMH. Im Gegensatz zu zahlreichen anderen Branchenvertretern wie Swatch und Richemont, die derzeit unter den erschwerten Bedingungen auf dem Luxusgütermarkt leiden, zeigen die Franzosen keine Schwäche. Im ersten Halbjahr konnte LVMH unter anderem mit seinen Marken Christian Dior, Hennessy-Cognac oder TAG Heuer die Erlöse um 3 Prozent und die Gewinne um 8 Prozent steigern und damit die Markterwartungen übertreffen. Insbesondere bei »Hochprozentigem« machte LVMH eine gute Figur. So verbesserte sich das operative Ergebnis in der Sparte Champagner/Cognac um stolze 17 Prozent.
EURO STOXX 50-Auswertung
VW |
5,6 |
Deutsche Bank |
7,1 |
Daimler |
7,3 |
BMW |
7,6 |
Société Générale |
7,8 |
Anheuser-Busch InBev |
52,2 % |
Total |
51,0 % |
Bayer |
44,7 % |
Sanofi |
40,0 % |
SAP |
33,4 % |
Intesa Sanpaolo |
8,7 % |
Telefónica |
8,0 % |
Engie |
7,4 % |
Banco Bilbao Vizcaya Argentaria |
6,9 % |
Société Générale |
6,6 % |
VW |
75,0 % |
Iberdrola |
28,5 % |
Intesa Sanpaolo |
17,6 % |
Deutsche Post |
17,1 % |
Essilor International |
13,4 % |
Stand: 26. September 2016; Quelle: Thomson Reuters, Bloomberg, eigene Berechnungen
e = erwartet
Hohes Wachstum, niedrige Bewertung
Hoch im Kurs stehen in diesem Jahr Technologiewerte – und das im wahrsten Sinne des Wortes. Mit einem Anstieg von mehr als einem Zehntel war die SAP-Aktie dem EURO STOXX 50 in diesem Jahr klar überlegen. Doch muss »hoher Kurs« nicht gleichbedeutend sein mit »hoher Bewertung«. Europas grösstes Softwarehaus wird derzeit mit dem rund 18-Fachen der für 2017 prognostizierten Gewinne gehandelt, das erwartete Wachstum liegt aber darüber. Für 2016 geht der Analystenkonsens von einer Steigerung um 26 Prozent aus, im kommenden Jahr soll sich das Ergebnis je Aktie sogar um ein Drittel verbessern. Angesichts dieser Aussichten wundert es nicht, dass der Blue Chip soeben ein neues Rekordhoch erklommen hat.
Auch Vertreter aus anderen Bereichen zeichnen sich mit dynamischem Wachstum bei gleichzeitig attraktiver Bewertung aus. BASF und Sanofi sind zwei Kandidaten aus dem EURO STOXX 50, welche diese Eigenschaften aufweisen. Bei dem französischen Pharmakonzern beträgt das Verhältnis von KGV zu Wachstum – bezogen auf das Jahr 2017 – 12,5 zu 40, bei BASF immerhin noch 14 zu 19. Zudem weisen beide Titel eine überdurchschnittliche Dividendenrendite auf, die sich jenseits der 4-Prozent-Marke bewegt.
Es darf nicht verschwiegen werden, dass beiden Unternehmen im laufenden Jahr eine steife Prise entgegenbläst. Während BASF der niedrige Ölpreis zu schaffen macht, litt Sanofi zuletzt unter einem Preisdruck in den USA. Allerdings befinden sich beide Unternehmen auf dem Weg der Besserung. Die Franzosen stecken beispielsweise gerade in einer aussichtsreichen Neuausrichtung. So soll die Abhängigkeit vom langjährigen Kassenschlager Lantus, einem Diabetesmittel, verringert werden. Insbesondere das lukrative Geschäft mit Krebsmitteln soll dazu ausgebaut werden, wenn nötig auch mit Übernahmen. Des Weiteren ist Sanofi jüngst eine interessante Partnerschaft mit Google eingegangen. Dazu wird ein Gemeinschaftsunternehmen gegründet, welches Lösungen für Diabetes-Patienten entwickeln wird, die Software und Medizin verbinden.
Ein heisser Reifen
Einer der interessantesten Auto-Titel in Europa ist derzeit Daimler. Der Konzern ist in den vergangenen Jahren mit einer beispiellosen Modelloffensive auf die Überholspur gewechselt. Der Erfolg hinterlässt bereits deutliche Spuren in den Geschäftsbüchern. Die Marke mit dem Stern schaffte es im ersten Quartal dieses Jahres nach langer Zeit bei Verkaufszahlen ebenso wie bei der wichtigen Umsatzrendite an dem Erzrivalen BMW vorbeizuziehen. Die Münchner brachten es im Geschäftsfeld Automobile auf eine Rendite von 9,2 Prozent, Mercedes Benz Cars erzielte dagegen 9,5 Prozent. Zum Halbjahr konnte BMW allerdings wieder kontern. Dass es aber nur eine Frage der Zeit sein wird, bis Daimler endgültig den »Weiss-Blauen« die Rücklichter zeigt, steht für CEO Dieter Zetsche längst fest. Bis spätestens 2020 möchte das Daimler-Oberhaupt den Premium-Thron ergattert haben.
Die Daimler-Aktie kam 2016 bis dato allerdings unter die Räder. Der Titel weist ein Minus von rund einem Fünftel auf. Marktteilnehmer zeigen sich besorgt über die Automärkte in China und Europa. Doch stehen diese besser da als befürchtet. Im traditionell schwachen August kletterten die Pkw-Neuzulassungen in der EU um ein Zehntel empor. Für das Gesamtjahr erwartet der Herstellerverband ACEA einen Anstieg im Bereich von 5 Prozent. Auch im Reich der Mitte ist die Kauflust wieder entflammt. Der August war der sechste Monat in Folge mit gestiegenen Neuzulassungen. Insgesamt legten die Verkäufe auf dem weltgrössten Automarkt seit Jahresbeginn um 12,7 Prozent zu. In der Daimler-Aktie könnte also jede Menge Überraschungspotenzial stecken.