Der Einfluss des Menschen auf unseren Planeten ist so signifikant, dass wir zusammen ein neues geologisches Zeitalter eingeläutet haben. In dieser neuen Epoche, die als "Anthropozän" – oder auch Menschenzeitalter – bezeichnet wird, werden wir als Spezies als der wichtigste Faktor für den Klimawandel betrachtet. Damit endet das seit rund 12.000 Jahre andauernde Holozän, eine Epoche, die von einem stabilen und voraussehbaren Klima geprägt war.

Die Folgen menschlichen Handelns sind in vielen Bereichen zu spüren. Luftverschmutzung, Entwaldung, Artensterben, Bodendegradation und Korallenbleiche sind nur einige Vorgänge, die rasant in einem planetarischen Kontext vonstattengehen und die Weltbevölkerung in Gefahr bringen. Massnahmen zur Milderung der Auswirkungen und zur Anpassung an die Veränderungen sind unerlässlich. Während sich die Verbraucher zunehmend bewusst werden, dass sich etwas ändern muss, und die Macht der Abstimmung mit dem Geldbeutel immer wichtiger wird1, ist es die Aufgabe der Politik, die richtigen Rahmenbedingungen für das gesellschaftliche und wirtschaftliche Handeln zu schaffen.

Vierundfünfzig Länder weltweit haben mittlerweile Pläne angekündigt, die eine Energiegewinnung zu 100 % aus erneuerbaren Quellen zum Ziel haben. Andere Länder haben sich zu einem Umstieg in ähnlichem Umfang verpflichtet. Frankreich bestätigte den Entwurf eines Energieplans, mit dem sich die Kapazität erneuerbarer Energien des Landes bis 2028 auf 113 GW verdoppeln würde.2 In Norwegen ist mittlerweile jedes zweite verkaufte Auto ein Elektroauto.3 Mehrere chinesische Städte haben in den vergangenen Jahren ihre gesamten Diesel-Busse durch Elektrobusse ersetzt.4

China: Verkaufszahlen von Elektrobussen und Anteil an der Gesamtverkaufszahl von Bussen

Allerdings wurde noch nirgends ein komplettes Umstiegspaket zusammengestellt oder zumindest der Versuch dazu unternommen, wie vom US-amerikanischen Green New Deal vorgeschlagen.

Der Green New Deal (GND) ist ein Förderpaket, mit dem das Ziel verfolgt wird, das bestehende Energieproduktions-, Fertigungs- und Transportsystem der USA in den nächsten zehn Jahren vollständig zu überholen, einschliesslich der Energiegewinnung aus 100 % erneuerbaren Quellen.5

Neben Umweltstrategien sind auch Armut, Arbeitslosigkeit und Ungleichheit Gegenstand des GND. Die Vorschläge dazu reichen von Aus- und Weiterbildungsprogrammen, über US-weite Beschäftigungsgarantien, auf einkommensschwache Gemeinden gerichtete Investitionen und sogar Grundeinkommen bis hin zu allgemeinen Gesundheitsprogrammen.6 Der GND würde auf eine radikale Änderung der Funktionsweise des US-amerikanischen Wirtschaftssystems hinauslaufen.

Wenngleich es unwahrscheinlich ist, dass sich der GND in seiner aktuellen Form durchsetzt, so verfügt diese Resolution bisher doch über 91 Mitunterstützer im Repräsentantenhaus der USA7 und wird auch von grossen Teilen der Zivilgesellschaft enthusiastisch unterstützt. Angesichts von Eigenart und Ausmass der Resolution haben Kritiker zahlreiche Argumente vorgetragen, weshalb der GND in seiner aktuellen Form keinen Bestand haben würde – beispielsweise die damit verbundenen Kosten, seine Komplexität und die zu optimistischen Zeithorizonte. Folglich bleibt abzuwarten, wie oder ob der GND die politischen und praktischen Hürden nehmen wird, um voranzukommen.

Die gleichen Einwände wurden schon vorgebracht, als Präsident J. F. Kennedy in den 1960-er Jahren Pläne bekannt gab, Menschen auf den Mond zu schicken. Und dieses Projekt war freiwillig und wurde nicht aufgrund von drohenden Gefahren für den Planeten angestossen.

 Andrew Howard, Leiter Sustainable Research bei Schroders, ist der Überzeugung, dass die Staaten, unabhängig davon, wie der GND umgesetzt wird, sowohl den privaten als auch den öffentlichen Sektor in die Pflicht nehmen werden, sich der klimatischen wie auch gesellschaftlichen Anliegen anzunehmen.

"Die meiste Zeit in den vergangenen 70 Jahren konnten die Unternehmen grosse Teile der Kosten, die durch ihre Produkte, Dienstleistungen und Verfahren entstanden sind, auf die Gesellschaft abwälzen. Jetzt sehen wir eine Reaktion darauf und eine Neuausrichtung. Seit der Finanzkrise haben die Wähler den Regierungen ein stärkeres Mandat zur Regulierung unverantwortlichen Unternehmensverhaltens gegeben. Unternehmen werden gezwungen, für die Kosten aufzukommen, die sie zuvor auf die Gesellschaft abgewälzt haben. Immer mehr der für die Unternehmen kostenfreien gesellschaftlichen Auswirkungen ziehen teure finanzielle Folgen nach sich."

Von daher steht fest: Wenn schon nicht der GND, muss eines Tages ein Programm in ähnlichem Umfang umgesetzt werden.

 

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