In den dreieinhalb Jahren seit der Entscheidung Grossbritanniens für den Austritt aus der Europäischen Union (EU) wurde viel darüber geschrieben, dass London seinen Status als weltweit führendes Zentrum für Finanzdienstleistungen verlieren könnte. Doch dank der vielfältigen Wirtschaft, der gut ausgebildeten Arbeitskräfte, der ungebrochenen Touristenströme, der erstklassigen Universitäten und der kulturellen Attraktivität wird London den Brexit nicht nur überleben, sondern weiterhin erfolgreich bleiben.
London hat mehr als nur Finanzdienstleistungen
Selbst wenn der Brexit zu einem umfassenden Abzug von Finanzunternehmen aus London führen sollte (was wir für unwahrscheinlich halten), gibt es immer noch den Technologiesektor, der in Zukunft mindestens genauso wichtig werden könnte.
Die Medien- und Technologiesektoren wachsen in London nun viel schneller und es gibt zahlreiche Start-up-Unternehmen in der Stadt. Dass sowohl Google als auch Apple ihre europäische Zentrale in London eingerichtet haben, verdeutlicht, wie viel Vertrauen Unternehmen langfristig in die Stadt haben. Der Technologiesektor ist zudem flexibler und dynamischer als die Finanzbranche und wird weniger stark durch Vorschriften und bürokratische Vorgaben eingeschränkt.
Auch die Rechtsbranche der Stadt wächst kontinuierlich, da sich viele ausländische Unternehmen und Privatpersonen dafür entscheiden, Rechtsstreitigkeiten in der britischen Hauptstadt auszutragen. Die Versicherungsbranche ist ebenfalls nach wie vor ein wichtiger, etablierter Sektor in London.
London ist für den Handel als Weltstadt perfekt positioniert
Dank seiner geografischen Lage zwischen Asien und Nordamerika ist London ideal positioniert, um neben New York und Tokio als Kommandozentrale der Weltwirtschaft zu fungieren. Es ist unwahrscheinlich, dass der EU-Austritt dem Status Londons als einflussreiche Weltstadt schaden wird.
Im jüngsten Schroders Global Cities Index belegte London hinter Los Angeles den zweiten Platz. Bei diesem Index handelt es sich um eine Rangliste der attraktivsten Städte, wenn es um Investitionen in den nächsten zehn Jahren geht. London hat eine hoch entwickelte Verkehrsinfrastruktur einschliesslich des verkehrsreichsten europäischen Flughafens (London Heathrow). Weitere Anziehungspunkte der Stadt sind das kulturelle Angebot an Museen, Theatern, Kunstgalerien sowie die vielen Grünflächen und Parks.
London ist die grösste Stadt Europas und eine von nur zwei Weltstädten mit dem Rating Alpha++
Mit fast neun Millionen Einwohnern ist London nicht nur die grösste Stadt Europas, sondern auch eine der grössten Städte der Welt. Zudem ist die britische Hauptstadt eine von nur zwei Städten, die vom Thinktank Globalization and World Cities Research Network das Rating Alpha++ erhalten haben. Städte dieser Kategorie sind am stärksten in die Weltwirtschaft integriert (die andere Stadt mit dem Rating Alpha++ ist New York).
Je grösser London wird, desto effizienter wird die Stadt und desto mehr Menschen zieht sie an. Darin besteht die Macht der Urbanisierung. Da die Einwohnerzahl so hoch ist und auch immer mehr Menschen im Zentrum der Stadt leben, können zudem Dienstleistungen wie Carsharing effektiv bereitgestellt werden.
London hat sich in seiner Geschichte immer wieder neu erfunden
London wurde vor mehr als 2'000 Jahren von den Römern gegründet und blickt auf eine lange und beeindruckende Geschichte zurück. Aufgrund seiner historischen und kulturellen Attraktionen wie dem Buckingham-Palast, Westminster Abbey und dem Tower of London ist die Stadt ein beliebtes Reiseziel.
Laut dem neuesten jährlichen Global Destination Cities Index war London 2018 mit 19,1 Millionen Besuchern die am dritthäufigsten besuchte Stadt der Welt. Die Stadt hat ein weltweit renommiertes Theaterviertel, eine vielfältige Auswahl an Geschäften und Einkaufsvierteln, erstklassige Restaurants und einige weltbekannte Sportstätten zu bieten. Ausserdem beherbergt London viele verschiedene Museen und Kunstgalerien, wie Victoria and Albert (V&A) und Tate Modern.
In London befinden sich Universitäten von Weltklasse
Die britische Hauptstadt, in der mehr als 400'000 Studenten leben, weist eine der weltweit höchsten Konzentrationen von Universitäten und Hochschulen auf. In London befinden sich erstklassige Hochschulen wie das Imperial College, das University College London, die London School of Economics und das Kings College.
Infolge des Brexit wird es zwar möglicherweise für EU-Studenten schwieriger, in London zu studieren, aber ein möglicher Rückgang der Anzahl von EU-Studenten wird durch die steigende Anzahl der Studenten aus Asien (vor allem China) mehr als wettgemacht werden. Die Anzahl der Studenten aus der EU verzeichnet schon seit Jahren ein geringes Wachstum, während die Anzahl asiatischer Studenten am stärksten zunimmt. Der Universitätssektor spielt heute eine so wichtige Rolle für die Londoner Wirtschaft, dass die Regierung wohl auf Einschränkungen für ausländische Studenten verzichten wird, um die Wirtschaftlichkeit des Sektors nicht zu gefährden.
Londons Arbeitskräfte sind zahlreich und gut ausgebildet
Als britische Hauptstadt und grösste europäische Stadt zieht London nach wie vor talentierte und gut ausgebildete Menschen an, die einen Arbeitsplatz suchen, studieren oder ein Unternehmen gründen möchten. Laut offiziellen Daten aus dem Jahr 2017 haben 56 % der in London lebenden Menschen einen Hochschulabschluss. Im Nordosten Grossbritanniens sind es im Vergleich dazu 33 %.
Die wirtschaftliche Stärke Londons wird durch höher qualifizierte Hochschulabsolventen gesteigert. Diese werden nämlich oft besser bezahlt und fördern die positive Nachfrage in der Stadt.
London hat ein hoch entwickeltes (und wachsendes) öffentliches Verkehrsnetz
Zum umfassenden öffentlichen Verkehrsnetz Londons gehören Busse, (oberirdische und unterirdische) Züge, Strassenbahnen, Schiffe und ein Fahrradverleihprogramm (mit dem Spitznamen „Boris Bikes“, der auf den derzeitigen Premierminister zurückgeht, der bei Einführung des Programms Bürgermeister von London war).
Crossrail, eine neue fast 120 Kilometer lange Bahn, die vom westlichen Reading durch London bis nach Abbey Wood und Shenfield im Osten führt, wird voraussichtlich Ende 2020 oder Anfang 2021 eröffnet. Die neue Hochgeschwindigkeitsbahn mit dem Namen Elizabeth Line wird nicht nur die Dauer der Fahrt nach und aus London verkürzen, sondern auch die Kapazität des öffentlichen Verkehrsnetzes erweitern und die Anbindung der Vororte verbessern.
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