Wie lässt sich die zuletzt solide Performance der Schwellenländer erklären?
Für die jüngste Rallye der Schwellenländermärkte gibt es mehrere Gründe. Die Anzeichen für eine Verbesserung der Wirtschaftsaktivität in China in Kombination mit einer Rallye der Öl- und sonstigen Rohstoffpreise haben die Nachfrage nach Schwellenländeranlagen seit Februar beflügelt, so dass wir in den letzten Wochen beträchtliche Kapitalzuflüsse in die Assetklasse verzeichnen. Ausserdem könnte der schwächere US-Dollar ein Signal sein, dass die jüngsten Kurseinbrüche von Schwellenländerwährungen übertrieben waren und dass wir deshalb auf ein stabileres Währungsumfeld zusteuern. Darüber hinaus wird jeder Hinweis darauf, dass die US-amerikanische Federal Reserve die Normalisierung der Zinsen in den USA weiter aufschiebt, dem derzeitigen Umfeld zuträglich sein.
Ist diese Verbesserung nachhaltig? Stehen die Schwellenländer am Anfang einer langfristigen Erholung?
Es wäre naiv, das Ausmass der Störfaktoren, mit denen die Schwellenländer zu kämpfen haben, herunterzuspielen. Schwarzmalerei bringt allerdings auch nichts, denn man verliert leicht den Blick für das Ganze. Zinserhöhungen in den USA könnten die Nachfrage nach Schwellenländeraktien belasten, die chinesische Wirtschaft dürfte sich aufgrund verschiedener Ungleichgewichte weiter abschwächen und die Rohstoffpreise könnten erneut sinken. Abgesehen von China und dem Rohstoffsektor scheint der Gewinnzyklus die Talsohle erreicht zu haben, so dass Schwellenländerunternehmen dieses Jahr in lokaler Währung ein angemessenes Gewinnwachstum verzeichnen dürften. Die Regierungen der Schwellenländer unternehmen gewaltige Anstrengungen zur Stützung ihres Wirtschaftswachstums, setzen Reformen um und fördern Infrastrukturinvestitionen. Gleichzeitig stellen sich die Bilanzen des öffentlichen und privaten Sektors praktisch im gesamten Schwellenländeruniversum solide dar, so dass nicht mit wesentlichen Schuldenproblemen zu rechnen ist. Nach mehreren Schwächejahren ist der Weg für eine nachhaltige Erholung der Schwellenländer-Assetklasse inzwischen geebnet.
Welche Schwellenländer bevorzugen Sie?
Unsere Länderexposure ist das direkte Ergebnis unseres Stock-Pickings. Die grösste Position ist Indien, da sich hier eine Reihe hochwertiger Unternehmen befinden. Die Wahl von Narendra Modi nährt die Hoffnung auf eine Belebung der Wirtschaft, obwohl wir im Hinblick auf die Fähigkeit der Regierung, die notwendigen Reformen umzusetzen, nur bedingt optimistisch sind. Trotzdem schätzen wir die langfristigen Aussichten für unsere indischen Positionen sehr positiv ein. Ansonsten haben wir hohe Positionen in Brasilien, Mexiko, auf den Philippinen und in Thailand aufgebaut, wo wir einige sehr gut geführte Unternehmen mit hohem Ertragspotenzial identifiziert haben.
In welchen Sektoren erkennen Sie das höchste Wertsteigerungspotenzial?
Unsere Portfolios sind in mehreren Basiskonsumgüterwerten positioniert, da wir der Ansicht sind, dass der Binnenkonsum in den Schwellenländern durch die wachsende Mittelschicht und ihre zunehmenden Ausgaben für Markenprodukte Auftrieb erhält. Auch bei Finanzwerten sehen wir gute Chancen, denn dieser Sektor ist ein Indikator für das Wirtschaftswachstum in den Industrieländern. Entsprechend sind wir in lokale Publikumsbanken, Lebensversicherungsgesellschaften und Immobilienentwickler mit Schwerpunkt auf Einkaufszentren investiert.