Autos und Börse haben eine grosse Gemeinsamkeit: Emotionen. Die Mehrzahl der Käufe, egal ob PKW oder Aktie, ist weniger von rationalen Motiven gelenkt. Vielmehr spielen Gefühle bei der Wahl eine ganz entscheidende Rolle. Aktuell schlägt das Gefühlspendel relativ stark auf die positive Seite aus. Prozentual dreistellige Kurszuwächse verzeichneten die Top-Titel in den vergangenen drei Jahren. Der «Schnellste» war Börsenneuling Tesla Motors, dessen Marktwert sich mehr als versiebenfachte.
Es sind aber nicht nur die Einzelstorys, welche die Industrie so beliebt macht. Der gesamte Sektor befindet sich in einem wahren Geschwindigkeitsrausch. Nach dem der STOXX Europe 600 Automobile & Parts Index 2012 mit einem Anstieg von 35.5% die Pole Position innerhalb der 19 europäischen Sektoren besetzte, hat das Branchenbarometer im laufenden Jahr erneut die Nase vorne. Knapp mehr als ein Fünftel legte der Index seit Jahresbeginn zu und verwies damit den Rest der Sektoren auf die Plätze.
Hoch im Kurs
Auch die Automarken gewinnen an Wert. Alljährlich veröffentlicht das US-Marktforschungsinstituts Millward Brown das Top-100-Ranking der wertvollsten Marken der Welt. Die Experten sehen sogar einen Zusammenhang zwischen Markenwert und Börsenentwicklung. Das eigens dafür entwickelte BrandZ-Portfolio hat über die vergangenen sieben Jahre den S&P 500 deutlich outperformt. Eine gewichtige Rolle im Ranking um die wertvollste Marke nehmen die Auto-Konzerne ein. Toyota, BMW und Mercedes landeten auf der «BrandZ Top 100 Most Valuable Global Brands 2013»-Liste in der vorderen Hälfte. Auf Platz eins der wertvollsten Automarken sehen die Marktforscher Toyota. Ihren Berechnungen zufolge haben die Japaner auf Sicht von einem Jahr 12% an Markenwert gewonnen. An der Börse verteuerte sich der Konzern in den vergangenen 12 Monaten sogar um 92%.
Trotz der starken Performance der meisten Auto-Titel, ist die Branche relativ betrachtet nicht überaus teuer. Ganz im Gegenteil: Mit einem erwarteten Kurs-Gewinn-Verhältnis von 10.1 ist der STOXX Europe 600 Automobile & Parts Index zusammen mit dem Oil & Gas der am günstigsten bewertete Sektor. Auch hinsichtlich Kurs-Buchwert-Verhältnis (KBV) liegen die Auto-Valoren mit einem Wert von 1.2 auf den vorderen Rängen. Die Dividendenrendite fällt dagegen mit 2.28 Prozent im Branchenvergleich unterdurchschnittlich aus.
Auch wenn die europäischen Autohersteller wie BMW, Porsche oder Mercedes weltweit – insbesondere im Premiumbereich – tonangebend sind, ist der damit verbundene Sektor-Index mit rund USD 300 Milliarden Marktkapitalisierung bei weitem nicht der Grösste. Das globale Branchenbarometer Dow Jones Automobiles & Parts Titans 30 bringt USD 1 Billion auf die Waage. In dem Index befinden sich die 30 grössten Auto-Valoren, die bezüglich der Kriterien Börsenwert, Umsatz und Nettogewinn ausgewählt werden. Aus regionaler Sicht dominiert Japan mit einem Indexanteil von mehr als einem Drittel den Index. Mit 22.6% folgen bereits die deutschen Hersteller auf Platz zwei, rund zwei Prozentpunkte vor den Vertretern aus den USA. Aus den aufstrebenden Nationen spielen Südkorea und Indonesien, die zusammen ein Zehntel der Indexkapitalisierung auf sich vereinigen, die erste Geige. Bezüglich Bewertungskennziffern, KGV 10.6, KBV 1.5 und Dividendenrendite 2.0%, ist der globale Index dem europäischen Pendant allerdings unterlegen.
Eine breite Index-Vielfalt
Noch verschieden andere Branchen-Indizes zieren die Börsenlandschaft. Dazu zählt beispielsweise der Nasdaq OMX Global Auto Index, der mit 38 Mitgliedern auch die am breitesten gefächerte Benchmark ist. Das Barometer ist noch relativ jung, erst am 22. Februar 2011 wurde der Index ins Leben gerufen. Dabei handelt es sich um einen reinrassigen Auto-Index, der einzig durch internationale Hersteller bestückt ist und nicht wie viele andere auch die Autozulieferer berücksichtigt. Das Barometer wird einmal jährlich im Juni aufgefrischt. In der jüngsten Überprüfung schafften es neben VW auch die Aktie der chinesischen Chong Qing Changan Automobile sowie der koreanischen Kolao Holdings in die Auswahl.
Eine ganz spezielle und ebenfalls junge Benchmark in der Branche stellt der Solactive E-Power Index dar. Erst vier von maximal 15 Titeln schafften es bisher in den auf den Zukunftstrend Elektro-Antrieb ausgelegten Themen-Index. Das Quartett besteht aus dem chinesischen Autohersteller BYD, den beiden Batterien-Spezialisten GS Yuasa und Saft Groupe sowie Tesla Motors. Seit 15. Juli ist letztgenannte Aktie sogar im Nasdaq 100 vertreten. Mit dem US-Konzern ist allerdings nur ein einziger reinrassiger Elektro-Fahrzeughersteller mit von der Partie. BYD verfügt zwar über ein grosses Engagement in diesem Bereich, doch haben die Chinesen zuletzt das Budget für die Entwicklung von alternativen Antrieben stark zurückgefahren. Dennoch: Zusammen mit dem Partner aus Deutschland, Daimler, möchte BYD 2014 den Elektroauto-Markt mit der neuen Marke «Denza» aufmischen. «Der Produktionsstart wird Ende 2013 erfolgen, im Frühjahr 2014 kommt der Denza zu den Händlern», kündigte Daimler-China-Chef Hubertus Troska auf der Auto Shanghai Messe an.
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