Haben politische Börsen kurze Beine?
Das "Land der unbegrenzten Möglichkeiten" hat seinem Namen wieder alle Ehre gemacht. Mit der unerwarteten Wahl von Donald Trump zum 45. Präsidenten der USA wurde das scheinbar Unmögliche wahr. Das Ergebnis des Urnengangs hat die Märkte auf dem falschen Fuss erwischt und sie erlitten ein Déjà-vu - vieles erinnert an den Brexit. Nach einem kurzen Einbruch an den Aktienmärkten beruhigte sich die Lage aber wieder schnell. Denn nach einer versöhnlichen ersten Rede spekulierte der Markt, dass Trump von seiner extremen aussenpolitischen Positionierung abrückt und sich auf die Kernelemente seiner Wirtschaftspolitik, Steuersenkungen und eine deutliche Erhöhung der Staatsausgaben konzentriert. Dies wäre letztlich positiv für die US-Wirtschaft und somit auch für die Weltökonomie. Auch wenn eine alte Börsenweisheit besagt, dass politische Börsen kurze Beine haben: Die Unberechenbarkeit Trumps dürfte Grund genug sein, dass die kommenden Monate etwas turbulenter werden könnten.
Auf und Ab am Devisenmarkt
Ebenso wie die Aktienkurse gab auch der Dollar in einer ersten Reaktion gegenüber zahlreichen Währungen wie dem Euro, Yen oder auch Schweizer Franken nach. Parallel dazu sanken die im Markt implizierten Wahrscheinlichkeiten für eine Zinserhöhung im Dezember kurzzeitig auf 40%, zogen dann aber wieder rasch auf 80% an. Der Greenback wertete ebenfalls wieder auf. Auch hier dürfte das Kalkül der Marktteilnehmer sein, dass durch staatliche Mehrausgaben die US-Wirtschaft Auftrieb bekommen wird. Dies spricht mittelfristig auch für deutliche Zinserhöhungen durch das Fed. Ablesen lässt sich diese Erwartung am einfachsten an den Renditen der US-Staatsanleihen. Diese legten zwei Tage in Folge spürbar zu. Die 10-jährigen zogen auf 2.14% an, die Rendite der 30-jährigen zeigte eine der grössten Zwei-Tagesbewegungen in ihrer Geschichte und liegt aktuell bei knapp 3%. Hier finden sie eine attraktive Anlagelösung, mit welcher Sie unter anderem von einer Aufwertung des Dollar profitieren können.
Entwicklung des EUR/USD Wechselkurses
Signal für Europa
Die jüngsten Ergebnisse aus den USA und Grossbritannien drohen auch auf das europäische Festland überzuschwappen. Am 4. Dezember könnte es zu einem Doppelschlag kommen: Zum einen findet die Wahl um das Amt des Bundespräsidenten in Österreich, für welches unter anderem der Rechtsaussenpolitiker Norbert Höfer kandidiert, statt. Zum anderen steht ein Referendum in Italien an. Bei diesem geht es darum, eine Verfassungsänderung herbeizuführen, um politische Prozesse zu beschleunigen und Reformen zu erleichtern. Die Wähler könnten durch die jüngsten Erfahrungen in Übersee und bei den Briten ermutigt werden, "unkonventionell" abzustimmen. In Folge dessen würde eine Regierungskrise ausgelöst werden, denn Italiens Premier Matteo Renzi hat das Wahlergebnis mit seinem persönlichen Schicksal verknüpft. Der Protestbewegung Fünf-Sterne um den Kabarettisten Beppe Grillo würde dies wiederum in die Hände spielen und ein "Italexit" wäre plötzlich kein unmögliches Szenario mehr. In aktuellen Umfragen des Marktforschungsinstituts Sentix schätzen Anleger inzwischen sogar die Wahrscheinlichkeit eines Ausscheidens aus dem Euroraum für Italien höher ein als für Griechenland. Sollte tatsächlich eine Lawine ausgelöst werden, würde sie als nächstes wohl Frankreich mit einem erstarkten Front National erfassen. Dies sind zwar alles nur Worst-Case-Szenarien mit einer geringen Wahrscheinlichkeit, doch die Erfahrungen der letzten Monate zeigen, dass auch Undenkbares möglich ist.
Retter in der Not
Damit das Projekt Euro nicht auf den Prüfstand kommt, steht die Europäische Zentralbank Gewehr bei Fuss. Bereits vor der Trump-Wahl hatte die EZB einen Notfallplan ausgearbeitet und sich auf eine Intervention vorbereitet. Aufgrund einer erwarteten Unsicherheitsphase hat auch EZB-Chef Mario Draghi gute Argumente, die milliardenschweren Anleihekäufe fortzusetzen. Aktuell werden monatlich Obligationen im Volumen von EUR 80 Mrd. erworben. Diese Käufe sind bislang bis März 2017 geplant. Diesbezüglich könnte es nun spannend werden: Im Dezember wird die EZB über eine Verlängerung sowie eine Lockerung der Regeln entscheiden. Draghi zählt dabei zu den Befürwortern und hat bereits Arbeitsgruppen eingesetzt, um entsprechende Optionen zu prüfen. Dem US-Dollar würde dies - vor allem vor dem Hintergrund einer baldigen Zinserhöhung in Übersee - in die Hände spielen.
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