Bereits seit Jahrtausenden schütteln sich die Menschen die Hände, wenn sie eine Vereinbarung treffen. Wird eine Absprache konkreter oder umfangreicher, werden schriftliche Verträge aufgesetzt und am Ende unterschrieben. Doch ist das im 21. Jahrhundert noch zeitgemäss? Nicht unbedingt. Analoge Verträge müssen archiviert und diese Archive wiederum gepflegt werden. Darüber hinaus besteht bei herkömmlichen Verträgen oftmals ein gewisser Interpretationsspielraum, den es bei Smart Contracts durch das «Code is Law»-Prinzip nicht gibt, was eine vollautomatische Ausführung der Verträge erlaubt und zu einer effizienteren Abwicklung führt. Die «Smart Contracts», zu Deutsch, «intelligente Verträge», sind im Kontext der Digitalisierung unserer Gesellschaft eine Antwort auf die beschriebenen Probleme, die sich immer mehr durchsetzt.
«Wenn-Dann-Verträge»
Bei Smart Contracts handelt es sich um Agreements, die in einem Programmiercode hinterlegt werden. Die wechselseitigen Rechte und Pflichten aus dem Vertrag können im digitalen Code so dargestellt werden, dass es nach Abschluss nur wenige oder keine Intermediäre zur Ausführung braucht. Ein Beispiel: Der Kunde bestellt ein Produkt im Internet und schliesst damit per Klick einen Kaufvertrag ab. Bezahlt wird aber erst zum Schluss, und das ganz automatisch. Sobald die Ware durch den Spediteur übergeben wird, löst der Code die Freigabe der Bezahlung an den Verkäufer aus. Für beide Parteien also ein sicheres Geschäft. Es müssen aber gar nicht zwangsläufig Menschen handeln, Bestellvorgänge können auch in einer Produktion vollautomatisch zwischen Maschinen erfolgen: Stichwort «Internet der Dinge». Letztlich basiert ein Smart Contract auf der einfachen Wenn-Dann-Funktion. Also erst wenn eine bestimmte Bedingung erfüllt ist, dann tritt automatisch eine vorab definierte Aktion ein.
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Digitale Revolution
Schnelligkeit, Sicherheit und Automatisierung sind zentrale Vorteile von Smart Contracts. Möglich macht dies wiederum die Distributed-Ledger-Technologie (DLT). Dadurch werden alle Transaktionen dezentral organisiert. Die Daten sind für jeden einsehbar, gleichzeitig aber nicht veränderbar. So können die Teilnehmer ohne eine zwischengeschaltete Instanz stets nachvollziehen, welche Vereinbarungen getroffen wurden. Einen besonderen Reiz üben die Smart Contracts auf den Geldsektor aus, der sich gerade auf dem Weg in eine dezentrale Finanzwirtschaft befindet. Kredite aufnehmen, Wertpapiere handeln oder Wertgegenstände verwalten – die Möglichkeiten sind enorm. Selbst der Verkauf einer Immobilie ist über ein Smart-Contract-Protokoll denkbar. Ziel der Smart-Contract-Technologie ist es, die Abwicklung von Verträgen möglichst ohne menschliches Einwirken zu automatisieren. Mit der Technologie lassen sich nicht nur Gebühren und Zeit sparen, die Datensätze sind auf der Blockchain so abgelegt, dass diese sicher vor Manipulationen sind.
Verbindung von on-chain und off-chain
Während die Smart Contracts gerade die analoge Welt auf den Kopf stellen, geht die Entwicklung der in Code geschriebenen Verträge bereits in die nächste Runde. Die Rede ist von «Hybrid Smart Contracts». Diese ermöglichen es, digitale Rechtsverträge durch den Zugriff auf Off-Chain-Daten in eine neue Dimension zu befördern. Diese Daten (z. B. Aktienkurse, Leitzinsen, Wetterdaten etc.), die nicht direkt auf der Blockchain gespeichert sind, werden über ein sogenanntes Oracle-Netzwerk dem Smart Contract zur Verfügung gestellt. Das Oracle-Netzwerk fungiert also als eine Art externe Datenbank, auf die Blockchains bei Bedarf zugreifen können, um Daten abzufragen. So könnte eine auf einem Smart Contract basierende Wetterversicherung auf der Grundlage realer Ereignisse, beispielsweise einer Überschwemmung, automatisch ihre Zahlung leisten. In der Praxis übernimmt unter anderem das Krypto-Projekt Chainlink die Verkettung fälschungssicherer Daten aus Quellen ausserhalb der Blockchain. Die dominierende Stellung von Chainlink versuchen auch andere Krypto-Assets für sich zu nutzen. So ging beispielsweise im vergangenen Herbst Cardano eine Partnerschaft mit Chainlink ein, um dessen Oracle-Lösung für Echtzeit-Marktdaten in seine eigenen Smart Contracts zu integrieren.
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