Als wenig später die Finanzkrise über die Kapitalmärkte schwappte, wollten viele Anleger von solchen Argumenten nichts mehr hören. Die Commodities erlebten einen herben Ausverkauf. Zwar drehten die Preise zusammen mit den Aktienkursen ab Anfang 2009 nach oben, doch nur zwei Jahre später kehrten Rohstoffe in den Abwärtstrend zurück. Nun lastete vor allem die globale Überversorgung bei wichtigen Naturwaren auf den Notierungen. Das galt insbesondere für Öl: Hier sorgte der Schiefergasboom in den USA dafür, dass die Füllstände der Lagertanks immer weiter stiegen.
Positiver Rohstoffausblick
Pünktlich zum zehnten Jubiläum des Booms melden sich die Rohstoffe zurück. Der Thomson Reuters Core Commodity CRB TR Index verteuerte sich im bisherigen Jahresverlauf um gut 5%. Dadurch ist die Benchmark auf das höchste Niveau seit Juli 2015 geklettert. In dem Anfang 1994 lancierten Index ist das gesamte Warenspektrum vertreten: Energieträger (Gewichtung: 39%), Agrarrohstoffe (34%), Metalle (20%) und Lebendvieh (7%). Nach Ansicht etlicher Marktbeobachter waren die Argumente für das Halten von Rohstoffen selten stärker. Neben der tiefen Korrelation mit anderen Anlageklassen verweisen die Experten unter anderem auf die zunehmenden Inflationsrisiken sowie die möglichen Öllieferunterbrechungen im Mittleren Osten. Vor diesem Hintergrund wird über die kommenden 12 Monate bei Rohstoffen eine Rendite von 10% erwartet. Hier geht es direkt zu Anlagelösungen passend zum Thema «Rohstoffe: Eine Anlageklasse meldet sich zurück».
Rohöl: Eine brisante Gemengelage
Diese Prognose steht und fällt mit Rohöl. Mit dem Top bei USD 74.75 kostete ein Fass der Nordseesorte Brent vor kurzem so viel wie seit November 2014 nicht mehr. Hinter dem Preisanstieg – allein seit dem Jahreswechsel hat sich das schwarze Gold um mehr als ein Zehntel verteuert – steckt zum einen die starke Weltkonjunktur. Hinzu kommen die Bemühungen der Organisation der Erdöl exportierenden Länder (OPEC), die globale Ölschwemme einzudämmen. Bekanntlich hat das Kartell zusammen mit Russland und weiteren Förderländern die Produktion gekürzt. Mittlerweile gibt es Stimmen, die eine abermalige Verlängerung der konzertierten Aktion erwarten. Der entsprechende Beschluss könnte beim OPEC-Treffen im Juni getroffen werden. Ganz zu schweigen von der brisanten Situation im Mittleren Osten: Als die USA zusammen mit Frankreich und Grossbritannien zuletzt Luftangriffe auf Syrien flogen, zogen die Ölpreise deutlich an. Hinzu kommt ein mögliches Ausscheren der USA aus dem Iran-Abkommen. Die Staaten könnten erneut Sanktionen gegen das OPEC-Mitglied verhängen. «Aufgrund der niedrigen und fallenden Lagerbestände bleibt der Markt selbst für kleine Störungen anfällig», bringen die Goldman Sachs-Analysten die brisante Lage im Ölhandel auf den Punkt.
Aluminium: Im Bann der US-Sanktionen
Die Politik spielt derzeit auch bei Aluminium eine wichtige Rolle. Am 6. April haben die USA Sanktionen gegen Russland verhängt, um das Land für die Einmischung bei den Präsidentschaftswahlen 2016 sowie die Aktionen auf der Krim, in der Ukraine sowie in Syrien zu bestrafen. Betroffen ist von diesem Schritt insbesondere Rusal, der weltgrösste Aluminiumproduzent ausserhalb Chinas. Das Unternehmen hat davor gewarnt, nun möglicherweise nicht mehr allen Lieferverpflichtungen nachkommen zu können. Laut Goldman Sachs steht Rusal für 6% des globalen Aluminiumausstosses. Insofern überrascht die heftige Preisreaktion nicht. Seit dem 6. April hat sich der an der London Metal Exchange (LME) gehandelte Terminkontrakt um rund ein Viertel verteuert.
Historische Kursentwicklung Thomson Reuters Core Commodity CRB TR Index
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