Bauindustrie: Das Geschäft brummt

Deutschland erlebt derzeit einen regelrechten Bauboom. Vor wenigen Wochen schraubte der Hauptverband der Deutschen Bauindustrie seine Prognose für 2016 nach oben. Anstelle der bisher erwarteten Steigerungsrate von 3.5% sollen die Umsätze im laufenden Jahr nominal um 5% wachsen. Die Interessensvertretung begründet ihre Zuversicht mit prall gefüllten Auftragsbüchern. Per Ende Juni erreichten die Orderbestände der deutschen Bauindustrie das höchste Niveau seit mehr als 20 Jahren. Besonders optimistisch gibt sich der Verband für den Wohnungsbau. Hier rechnen die Experten im laufenden Jahr mit einem Umsatzplus von 8%. Peter Hübner, Präsident des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie, bringt die zentralen Wachstumsfaktoren auf den Punkt: «Vor allem die Wanderungsbewegungen innerhalb Deutschlands in die Ballungszentren, aber auch die niedrigen Zinsen und die Zuwanderung haben den Wohnungsbau beflügelt.»

Wohnungsmarkt: Transaktionsvolumen steigt

Zum Ausdruck kommt die Stärke des Sektors auch beim Blick auf den Markt für Wohnimmobilien. Das Beratungsunternehmen CBRE taxiert den deutschlandweiten Handel durch nationale und internationale Investoren mit Wohnpaketen und -anlagen ab einer Grössenordnung von 50 Wohneinheiten im Jahr 2015 auf ein Volumen von rund EUR 23.3 Mrd. Damit nahm der Immobilienwert gegenüber der Vorperiode um nahezu drei Viertel zu (siehe Grafik). Gleichzeitig übertraf der Handel den bisherigen Rekord aus dem Boomjahr 2005 um 24%. Laut CBRE dominierten grossvolumige Transaktionen börsengelisteter Wohnungsunternehmen den Markt.

Immobilienaktien: Staatliche Outperformance

Vor dem skizzierten Hintergrund überrascht die starke historische Performance deutscher Immobilienaktien nicht. Zwar bremste der jüngste Zinsanstieg den DAX®subsector Real Estate (TR) EUR Index zuletzt etwas aus. Auf Sicht von 5 Jahren steht für die mit 17 Branchenvertretern bestückte Benchmark allerdings ein Kursplus von nahezu 150% zu Buche. Zum Vergleich: Der DAX® gewann in diesem Zeitraum rund drei Viertel an Wert. Analysten schätzen die weiteren Aussichten des Sektors positiv ein. Beispielsweise veröffentlichte Morgan Stanley vor Kurzem eine Studie zu deutschen Immobilienunternehmen. «Wir erwarten, dass Aktien mit einer Verbindung zum deutschen Wohnungsmarkt überdurchschnittliche Erträge abwerfen», schreiben die Experten. Sie verweisen dabei auf ein signifikantes Ungleichgewicht zwischen der mittelfristigen Verfügbarkeit von Wohnungen und der Nachfrage.

Brexit: Zusätzlicher Treiber

Zusätzlich anheizen könnte den deutschen Immobilienmarkt der Austritt Grossbritanniens aus der Europäischen Union (EU). Experten zufolge dürften für Finanzunternehmen bei der Suche nach möglichen Alternativen zum Standort London Städte im Vordergrund stehen, in denen sie bereits präsent sind. Insofern sollte die Bundesrepublik zu den Profiteuren einer möglichen Abwanderungswelle aus der britischen Metropole zählen. Laut einer Auswertung  der Financial Times (FT) verfügen 80% der 10 grössten EU-Banken und 60% der Top-10-Versicherer bereits über Hauptverwaltungen oder regulierte Tochtergesellschaften in Frankfurt, München oder anderen deutschen Städten. Um den Finanzkonzernen die Zuwanderung zu erleichtern, denkt Deutschland der FT zufolge über eine Lockerung der Sozialgesetzgebung nach. Gleichwohl geht der Brexit auch für die grösste Volkswirtschaft der EU mit politischen und konjunkturellen Risiken einher.

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