Nur noch knapp fünf Monate bleibt Ben Bernanke auf dem Posten des US-Notenbankchefs. Doch auf einen ruhigen Ausklang seiner siebenjährigen Amtszeit kann er nicht hoffen. Vielmehr steht Bernanke vor einer wahren Herkulesaufgabe. Mitte Juni kündigte der knapp 60-Jährige an, die ultralockere Geldpolitik möglicherweise noch im laufenden Jahr zu drosseln. 2014 könnte das Programm "QE3" sogar auslaufen. Hinter diesem Kürzel verbirgt sich der Aufkauf von Staatsanleihen und Immobilienpapieren in einem Volumen von derzeit monatlich 85 Milliarden US-Dollar. Nicht nur die Aktienkurse ging nach den entsprechenden Äusserungen Bernankes kräftig in die Knie, auch an den Rentenmärkten kam es zu einer regelrechten Trendwende. Beispielsweise zog die Rendite zehnjähriger US-Staatsanleihen seit der Juni-Sitzung des Fed-Offenmarktausschusses in der Spitze um rund 70 Basispunkte auf mehr als 2,9 Prozent an. Diese Entwicklung zeigt, welche Brisanz Bernanke auf der Zielgeraden seiner Amtsperiode erwartet: Er muss den Spagat zwischen einer restriktiveren Gangart und einer ausreichenden Liquiditätsversorgung schaffen.
Fed: Mit einem Fuss auf der Bremse
Entsprechend gespannt harren die Marktteilnehmer dem 17. September entgegen. Dann beginnt die nächste turnusmässige Sitzung des Fed-Offenmarktausschusses. Am Ende des zweitägigen Meetings veröffentlicht die Notenbank nicht nur ihre Beschlussfassung, zudem wird Ben Beranke in einer Medienkonferenz Rede und Antwort stehen. Neben Aktien und Obligationen könnte das Fed insbesondere Einfluss auf die Währungskurse nehmen. Im Blickpunkt steht dabei das Gespann EUR/USD. Die Grafik unten verdeutlicht, welch immense Auswirkungen Notenbanksitzungen auf den FX-Markt haben können. Mit dem Ende des Fed-Treffens im Juni drehte der Euro in Relation zum US-Dollar markant nach unten und verlor innert drei Wochen knapp fünf Prozent an Wert. An der Unterstützung im Bereich von 1,276 Dollar stoppte die Euro-Abwertung. Mittlerweile näherte sich die Einheitswährung sogar wieder dem Niveau von Mitte Juni an.
US-Notenbanksitzung gibt EUR/USD kräftigen Impuls (Grafik)
"Ein Grund für die jüngste Starke von EUR/USD sind die positiven Überraschungen bei den Konjunkturdaten für den Euroraum", erklärt Ulrich Leuchtmann, Leiter der Commerzbank-Devisenstrategie. Beispielsweise übertraf der Einkaufsmanagerindex für die Privatwirtschaft der Währungsgemeinschaft im August mit 51,7 Punkten nicht nur die Erwartungen der Analysten. Gleichzeitig landete er den zweiten Monat infolge über der Wachstumsschwelle bei 50 Zählern. Zuvor hatte sich das Barometer 17 Monate lang im Rückwärtsgang bewegt. Einkaufsmanagerindizes geniessen an den Devisenmärkten generell eine hohe Beachtung, da sie einen detaillierten Einblick in die Situation der Unternehmen und damit der Konjunktur geben. Getrennt nach verarbeitender Industrie und Dienstleistungsfirmen analysiert ein klassischer "Purchasing Managers Index" (PMI) Faktoren wie Auftragslage, Beschäftigungssituation und Kostenentwicklung. Für die Eurozone ermittelt der Informationsdienstleister Markit einmal monatlich ein entsprechendes Stimmungsbild. Die nächsten Resultate laufen am 23. September über die Nachrichtenticker. Eine Woche später publiziert das Institute for Supply Management (ISM) mit dem Chicago PMI einen der wohl bekanntesten Frühindikatoren für die US-Wirtschaft.
EZB: Zweifel an der «Forward Guidance»
Bereits am 5. September trifft sich die Europäischen Zentralbank. Im Vorfeld gilt ein Zinsschritt als unwahrscheinlich. Schliesslich hatte Notenbankchef Mario Draghi den Märkten versprochen, den Leitsatz für lange Zeit auf einem tiefen Niveau zu belassen. Doch mit den starken Konjunkturdaten aus dem Euroraum kamen Zweifel an der so genannten "Forward Guidance" auf. Nach Ansicht von Ulrich Leuchtmann könnte dies der Preis dafür sein, dass die EZB ihren Ausblick relativ schwammig formulierte. "Weder hat sie offiziell einen Zeitraum definiert, in dem sie ihre Leitzinsen niedrig belässt, noch hat sie Kriterien dafür benannt, wann sie die Niedrigzinspolitik beenden könnte", erläutert der Devisenspezialist. Dagegen sei die Fed-Strategie fest an konjunkturelle Bedingungen geknüpft. Laut Leuchtmann werden Offizielle der US-Notenbank nicht müde, diese Konditionalität zu betonen. Der Stratege erläutert das Motiv: "Ein Ausverkauf am Rentenmarkt soll verhindert werden, da befürchtet wird, dass dieser die konjunkturelle Erholung abwürgen könnte." Gleichwohl geht das Expertenteam der Commerzbank fest davon aus, dass das Fed bis Ende Jahr damit beginnt, die Wertpapierkäufe zurückzufahren. "Die Bremseffekte der restriktiven finanzpolitischen Massnahmen vom Jahresanfang klingen bereits ab, so dass das Wachstum der US-Wirtschaft im zweiten Halbjahr sichtbar anziehen dürfte", begründet Leuchtmann. In der Eurozone rechnen die Analysten dagegen nur mit einer langsamen Erholung, weshalb eine Zinserhöhung für die EZB lange kein Thema sein dürfte. Entsprechend ist die Commerzbank-Prognose für den Euro nach unten gerichtet. Per Ende Jahr sehen die Devisenspezialisten das Gespann EUR/USD unter der Marke von 1,30 Dollar. Mitte 2014 halten sie Notierungen im mittleren 1,20er-Bereich für wahrscheinlich.
SNB: Mindestkurs im Fokus
Mittlerweile zählt auch der Währungsmarkt zum Basiswert-Universum der Faktor-Zertifikate. Neben dem Duo EUR/USD können sich Anleger unter anderem auch im Wechselkurs EUR/CHF – sowohl auf der Long- als auch auf der Short-Seite – positionieren. Hier nimmt neben der EZB insbesondere die Ausrichtung der Schweizerischen Nationalbank massgeblichen Einfluss. Am 19. September steht die nächste geldpolitische Lagebeurteilung der SNB an. Mit Überraschungen ist dabei allerdings kaum zu rechnen. "Die Schweizerische Nationalbank hält unverändert am Mindestkurs von 1,20 Franken pro Euro fest", machte SNB-Präsident Thomas Jordan bei der Lagebeurteilung im Juni deutlich. Zwischenzeitliche Statements von Seiten hochrangiger Vertreter der Notenbank legen den Schluss nahe, dass sich an dieser Ausrichtung kaum etwas geändert haben dürfte. Zumal das Währungspaar EUR/CHF nach einem Sprint über die Marke von 1,26 Franken zuletzt in den Bereich von 1,23 Franken zurückgekommen ist. Zu einem Umdenken könnten die SNB allenfalls deutlich von den Erwartungen abweichende Konjunkturindikatoren bewegen. An diesen herrscht in den Wochen vor der Lagebeurteilung kein Mangel: Unter anderem stehen hier zu Lande Konsumentenpreise, Auftragseingänge, Detailhandelsumsätze sowie der Arbeitsmarktbericht auf der Agenda.
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