Die Funktionsweise des Aktienhandels ist jedermann bekannt: Anleger handeln miteinander über die Börse, und Angebot sowie Nachfrage bestimmen den Preis. Ganz anders funktionieren Handel und Preisfindung bei Derivaten wie Faktor-Zertifikaten und Barrier Reverse Convertibles. Bei diesen Instrumenten ist die Gegenpartei der Emittent – sei es nun bei Käufen oder Verkäufen. Er nimmt die Position des sogenannten Market Makers (Preissteller, Kurspfleger) ein. Zudem ist er auch für die Preisbestimmung der Produkte verantwortlich. Bei Derivaten funktioniert diese wie folgt: Preisbestimmend ist die Kursentwicklung, die Dividende sowie die implizite Volatilität (erwartete Schwankungsbreite) des Basiswerts. Überdies haben Marktzinsen und Restlaufzeit der Produkte Einfluss auf den Preis. Auf Basis dieser Parameter kalkuliert der Emittent den Wert der hauseigenen Zertifikate. Da Anleger mit dem Market Maker handeln, müssen sie sich auf ihn verlassen können, dass er zuverlässig seiner Pflicht nachgeht.
Market Making ist messbar
Market Making ist messbar: Einerseits können Anleger den sogenannten PMMI Index (Payoff Market Making Index) des Derivatmagazins Payoff heranziehen, dieser wird monatlich publiziert. Der PMMI gibt einen breiten Einblick in die Leistungen der Emittenten. Der PMMI setzt sich aus den drei Kriterien Spread, Kursverfügbarkeit und Volumen zusammen. Für Privatanleger ist die Geld-Brief-Spanne (Spread) die wichtigste Kennzahl, sie gibt den Wertverlust an, der durch den Kauf und Verkauf entsteht. Auch wichtig ist die kontinuierliche Angabe von Kauf- und Verkaufspreisen durch den Emittenten. Es kann sonst vorkommen, dass das erworbene Produkt zum gewünschten Zeitpunkt nicht veräussert werden kann. In der Regel ist das bereitgestellte Volumen für das Gros der Anleger zweitrangig, denn Market Maker stellen an der Börse meist Summen von über 100'000 Fr. bereit. Das Volumen ist somit bloss für Investoren relevant, die grosse Beträge investieren.
Grenze ist fliessend
Die Grenze von gutem Market Making ist aber fliessend. Was bei einem Derivat gute Kennzahlen sind, sind bei einem anderen womöglich ungenügende: Einerseits muss unterschieden werden ob es sich um Hebel- oder Anlageprodukte handelt. Letztere können deutlich weniger volatil als Hebelprodukte sein. Demnach sind bessere Market-Making-Leistungen von den Emittenten erzielbar – weil durch eine hohe Schwankungsbreite die Kursstellung und die Absicherung (Hedging) des Derivats für den Market Maker erschwert wird.
Zudem hat die Liquidität und die Volatilität eines Basiswerts direkten Einfluss auf den Spread von Derivaten. Denn je liquider und weniger volatil der Basiswert ist, desto tiefer kann auch der Spread eines Zertifikats sein. Ein Beispiel: Ein Faktor-Zertifikat mit einem konstanten Hebel von 3 auf die Valoren von Nestlé weist einen Spread von gut 0,5% auf, während ein identisch ausgestaltetes Produkt auf den Nebenwert Logitech über eine Geld-Brief-Spanne von 1,5% verfügt. Dies liegt daran, dass der Basiswert Nestlé wesentlich liquider ist (tieferer Spread) und eine geringere Schwankungsbreite aufweist.
Eigenheiten weist indessen das Market Making bei Derivaten auf, die auf Basiswerte lauten, die in einer anderen Zeitzone handeln. Zwar hat der Anleger den Vorteil, dass er zu Schweizer Zeit am Vormittag ein Hebelprodukt bspw. auf einen US-Valor kaufen kann. Und zwar zu einem Zeitpunkt, wo die amerikanische Börse noch geschlossen ist. Eine solche Transaktion bringt aber den Nachteil für den Market Maker mit sich, da er sich nur schwierig absichern kann, da der US-Markt noch geschlossen ist. In der Konsequenz muss der Market Maker beim Derivat einen höheren Spread stellen. Dieser sinkt, sobald die US-Börse am Nachmittag öffnet. Es empfiehlt sich deshalb, Derivate auf ausländische Basiswerte erst zu handeln, wenn auch die Börse, wo der Basiswert notiert, geöffnet ist.
Limit-Order verwenden
Obwohl Market Maker stets bemüht sind, während den Handelszeiten konsistente Preise an der Börse zu stellen, gibt es hierfür aber keine absolute Garantie - kurzfristige Aussetzer sind möglich. Dadurch ist es möglich, dass es zu einer fehlerhaften Transaktion (Mistrade) kommen kann und ein Derivat nicht zum fairen Preis gehandelt wird. Anleger sollten deshalb im Handel von Derivaten immer auf Limit- und nicht Bestens-Aufträge zurückgreifen, dadurch können Mistrades vermieden werden. Zwar werden Mistrades in der Regel vom Handelssystem der Scoach erkannt und storniert, trotzdem offeriert es sich diese zu vermeiden.