Der “vergessene Kontinent” wurde seinem Beinamen einmal mehr gerecht. Die von den Notenbanken los getretene globale Liquiditätsschwemme ist an Afrika vorbeigeflossen. Der Kontinent wurde von der Masse der Investoren ignoriert. Während die immense Liquidität nicht nur die Kurse in den Industrieländern, sondern auch in Schwellenländern wie Brasilien und Indien nach oben trieb, ging das Kursniveau der wichtigsten afrikanischen Indizes sogar zurück. Doch jetzt könnte die Zeit für ein Investment in diese Anlageregion gekommen sein.
Die Früchte der Reformen
Hinter dieser Zuversicht stehen keine wagen Theorien über globale Geldflüssen und auch nicht die niedrige Aktienbewertung, sondern handfeste strukturelle Verbesserungen. Denn unbeeindruckt von der Entwicklung an den Börsen haben zahlreiche afrikanische Regierungen weiter ihre Hausaufgaben gemacht. Auch wenn sie von der globalen Euphorie nicht profitierten, haben sich etliche afrikanische Länder ständig durch realisierte Reformen strukturell verbessert. Die Früchte dieser Reformen werden in den nächsten zwei bis drei Jahren sichtbar.
Vorbild für den gesamten Kontinent ist Ägypten. Mit Unterstützung des IWF wurden gegen Ende des letzten Jahres eine Reihe von Reformen los getreten: So hat die Regierung des 90-Millionen-Einwohner-Staates den Wechselkurs flexibilisiert, zahlreiche administrative Investitionshemmnisse abgebaut und Subventionen für Strom und Treibstoff verringert. In den kommenden Jahren sollen die Subventionen gänzlich abgeschafft werden. Hinzu kommen die Erschliessung von neuen Gasfeldern, wachsende ausländische Investitionen und eine langsame Erholung des Tourismus.
Börse applaudiert
Auch wenn sich Ägypten derzeit in der schmerzvollsten und sensibelsten Phase der Reformen befindet, fiel der Applaus der Börsen kräftig aus. Der Leitindex EGX30 legte im Vorjahr um 76% zu, wobei fast der gesamte Zuwachs auf den Zeitraum nach der Implementierung der Reformen fiel.
Aber selbst in Ägypten ist das Potenzial für Reformen noch nicht ausgereizt. Noch immer investiert das Land je ein Drittel des Budgets in Löhne, Subventionen und Zinsen. Nur zehn Prozent verbleiben für Investitionen. Der viel zu kostspielige Staatsapparat ist eines der zentralen Probleme Afrikas. Ein Zweites sind Handelsbilanzdefizite. Überbewertete afrikanische Währungen förderten in der Vergangenheit die Importe. Jetzt da die Währungen sich deutlich abgeschwächt hat, steht wieder die eigene Produktion im Fokus. Beispielsweise will Pepsi in Ägypten den Kartoffel-Import für seine Chipsmarke Chipsy in den kommenden Jahren von 40 auf 20 Prozent reduzieren. Firmen wie Nestlé sind schon viel weiter. Die Schweizer beziehen etwa in Nigeria 80 Prozent der Produkte lokal. Afrika kämpft mit vielen Herausforderungen, die sicherlich nicht über Nacht gelöst werden können, doch die Rahmenbedingungen beginnen sich positiv zu verändern.
China hat die Nase vorn
Wegweisend wird die Infrastrukturentwicklung sein. Eine nachhaltige Verbesserung zeichnet sich dann ab, wenn auf eine funktionierende Infrastruktur zurückgegriffen werden kann. Bisher tun sich vor allem China mit Infrastrukturprojekten für die Erschliessung von Rohstoffen hervor. Doch auch Europa dürfte sich immer mehr engagieren. Europa sollte aus reinem Eigeninteresse an einem möglichst stabilen und wirtschaftlich erfolgreichen Kontinent interessiert sein. Fehlt den Afrikanern eine Zukunftsperspektive, so dürfte auch Europa vermehrt mit Immigrationsproblemen konfrontiert sein.
Der seit 2009 aufgelegte BB African Opportunities Fonds investiert vor allem in Länder mit Reformfortschritten in Nord- und Subsahara-Afrika wie Ägypten, Marokko oder Kenia. Finanzwesen, Infrastruktur, Telekommunikation und Konsumgüter sind bei den Stockpickern die dominierenden Sektoren. Anders als bei vielen Konkurrenzfonds spielen Rohstoffe eine Nebenrolle. Damit ist der BB African Opportunities Fonds mit seinen 50 verschiedenen Engagements im Vergleich deutlich defensiver aufgestellt.