Geht es um Kundenbindung, Umsatz und Wachstum, aber auch um Prozesse, Effizienz und Kostenkontrolle, spielt die Digitalisierung eine immer grössere Rolle. Der technologische Wandel erhöht den Druck auf Unternehmen über alle Branchen und Sektoren hinweg. Wer sich heute nicht intensiv mit dem Thema Digitalisierung auseinandersetzt, läuft Gefahr, den Anschluss im nationalen und internationalen Wettbewerb zu verlieren. Umso wichtiger ist es, rechtzeitig intelligent zu investieren, die eigene Wettbewerbsfähigkeit in einer komplexer gewordenen Welt zu stärken und aus einer anfänglichen Bedrohung eine unternehmerische Chance zu entwickeln. Für Investoren bedeutet dies, Hidden Champions zu identifizieren, die bestmöglich positioniert sind, diesen Megatrend gewinnbringend zu nutzen. Besonders interessant sind dabei Familienunternehmen. Denn die gelebte Leidenschaft für die eigenen Produkte und Dienstleistungen sowie der geschärfte Sinn für Innovation und Technologieführerschaft in der Nische qualifizieren sie zu „Early Adopters“ – auch in Bezug auf die zunehmende Digitalisierung.

Digitalisierung hat viele Facetten. Nach Aussen ermöglicht sie eine neue, erweiterte Definition von Produkten wie beispielsweise vorausschauende Wartungstechniken bei Maschinen oder Echtzeit-Anwendungen im Internet der Dinge. Nach Innen steht sie für die Schaffung von effizienteren Prozessen und die reibungslose Vernetzung von Kunden und Lieferanten. Der Stellenwert dieser Themen ist längst erkannt, doch die Schwierigkeit für die meisten Unternehmen liegt in der Umsetzung. So mangelt es bisweilen an IT-Fähigkeiten, während die Verfügbarkeit von Spezialisten immer knapper wird. Entrepreneure wie der schweizerisch-schwedische Energie- und Automatisierungstechnikkonzern ABB mit seinem Kernaktionär Wallenberg kamen zu dem Ergebnis, dass es wesentlich billiger und sinnvoller ist, die gelegentlich despektierlich genannten „digitalen Analphabeten“ selbst weiterzubilden, als den Mitarbeiterpool ständig zu erneuern. Zum erfolgreichen Umgang mit dem Thema Digitalisierung zählen neben der unternehmerischen Überzeugung und kurzen Entscheidungswegen wegen des hohen Kapitaleinsatzes auch solide Bilanzen. Das bedeutet nicht zuletzt: Statt Aktien zur kurzfristigen Aktienkursoptimierung zurückzukaufen, ist es langfristig zielführender, in das Wachstum von morgen zu investieren.

Laut einer Studie von Ernst & Young aus dem vergangenen Jahr sind Familienunternehmen auf einem sehr guten Weg, die Herausforderungen der Digitalisierung zu meistern, da sie dank ihrer DNA klare Startvorteile mitbringen. Als essenzielle Erfolgsfaktoren im digitalen Rennen gelten der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft zufolge in erster Linie Innovation, Unternehmergeist, Agilität, Kundenorientierung, langfristige Perspektive und eine solide Finanzierung. 

Attraktive Anlagemöglichkeiten

Immer mehr Familienunternehmen gelingt es, das disruptive Potenzial der Digitalisierung als Chance zu nutzen. Sie wissen, dass sie als kleiner Akteur auf die Turbulenzen reagieren müssen, die der technologische Wandel mit sich bringt. Firmen wie Sopra Steria (Frankreich), Bobst (Schweiz), Eventim und Ströer (Deutschland) sind Beispiele dafür, dass sich dieser gewinnbringend realisieren lässt. Ihnen kommt zugute, dass sie durch digitale Technologien flexibler auf Kundenwünsche eingehen können – ein Bereich, in dem inhabergeführte Unternehmen aufgrund ihrer gut gepflegten Beziehungen zu Kunden und Lieferanten ohnehin schon gut aufgestellt sind. Für Anleger bieten sich vor diesem Hintergrund attraktive Anlagemöglichkeiten, um nachhaltig an der Digitalisierung industrieller Prozesse teilzuhaben.