Wasser aus dem Himalaja oder aus der Leitung? Flugmangos oder Äpfel vom Bodensee? Fleisch aus Massentierhaltung oder aus artgerechter Zucht? Plastiktüte oder Stoffbeutel? Auto oder Fahrrad? Kleidung unbekannter Herkunft oder fair produziert? Dies ist nur eine kleine Auswahl der Fragen, die wir uns in unserem täglichen Leben des Öfteren stellen. Es geht um Nachhaltigkeit, ein Thema, das sein Nischendasein auch bei Investoren schon lange hinter sich gelassen hat. Ökologisches und sozial verantwortliches Handeln wird von der Gesellschaft immer stärker gefordert. Je nachdem, wie wir uns für etwas entscheiden, handeln wir mehr oder weniger nachhaltig. Ursprünglich bedeutete Nachhaltigkeit, verantwortungsvoll mit Ressourcen umzugehen. Heute fallen auch immer häufiger moralische und ethische Aspekte, wie beispielsweise die Ablehnung von Kinderarbeit, unter den Begriff.
Nachhaltigkeit geht alle an
Ein verantwortungsvoller Umgang mit natürlichen Ressourcen gehört definitiv zu den zentralen Herausforderungen der heutigen Zeit. Zum ersten Mal richtig bewusst wurde dies zahlreichen Menschen in den Siebzigerjahren, als die arabischen Erdölexporteure den Ölhahn zudrehten. Der Ölpreis explodierte und ein Jahrzehnte andauernder Wirtschaftsaufschwung wurde abgewürgt. Benzin wurde gehortet, Heizungen wurden heruntergedreht und Fahrverbote verhängt. Bis dahin galt Öl als billiger und nahezu unbegrenzt vorkommender Rohstoff. Doch plötzlich lernten die Menschen den Wert der schwarzen Ressource zu schätzen und fingen an, verantwortungsvoller mit ihr umzugehen.
Leider ist heute – rund 40 Jahre später – das Thema aktueller denn je. Aufgrund einer wachsenden Bevölkerung, einer weltweit grösser werdenden Mittelschicht und eines steigenden Konsums verbraucht die Menschheit laut dem Living Planet Report 2016 des WWF bereits 60% mehr, als die Erde bereithält. Setzt sich diese Entwicklung fort, sind 2030 zwei komplette Planeten nötig, um den Bedarf an Nahrung, Wasser und Energie zu decken. Dass diese Übernutzung der Umwelt nicht ohne Konsequenzen bleibt, ist klar – Klimawandel sowie immer dramatischere Extremwetterereignisse, Hungersnöte und Artensterben sind die Folgen.
Wettbewerbsvorteile durch verantwortungsvolles Handeln
Ein Umdenken ist dringend nötig und jeder von uns kann dazu einen Beitrag leisten – nicht nur als Konsument. So können auch Anleger entscheiden, ob sie ihr Erspartes lieber in nachhaltig agierende Unternehmen investieren möchten. Dabei geht es aber um mehr als nur ein gutes Gewissen: Ökologisches und sozial verantwortliches Verhalten zahlt sich langfristig meist aus – nicht nur für unseren Planeten. Dass sich nachhaltiges Wirtschaften lohnen kann, entdecken auch immer mehr Unternehmen. Durch einen verantwortungsbewussten Umgang mit Rohstoffen und Energie können etwa Kosten gespart und mittels innovativer Nachhaltigkeitstechnologien Wettbewerbsvorteile oder Einsparungen im Produktionsprozess erlangt werden. Doch auch der Wettbewerb um die besten Köpfe lässt sich über soziale Aspekte wie erhöhte Mitarbeitermotivation und -bindung sowie Imageverbesserungen positiv beeinflussen.
Die zunehmenden Forderungen von Politik und Gesellschaft drängen die ökonomischen Akteure verstärkt zu nachhaltigem Handeln. In der EU manifestieren sich diese Forderungen etwa durch die EU-Richtlinie zur Corporate Social Responsibility (CSR-Richtlinie), die mittlerweile 20 EU-Mitgliedstaaten in Gesetzesform gegossen haben. Grössere, kapitalmarktorientierte Unternehmen werden dadurch auch zur Berichterstattung über nicht finanzielle Themen wie «Energienutzung», «Emissionen», «Antikorruption, «Arbeitnehmerbelange» sowie «Achtung von Menschenrechten» verpflichtet – auch bei Lieferanten und anderen Geschäftspartnern.
Mithilfe etablierter Kriterien zu nachhaltigen Investments
Nachhaltige Investments beruhigen somit nicht nur das Gewissen, sondern können auch für einen Renditezuwachs im Depot sorgen. Investmentansätze gestalten sich heute sehr unterschiedlich (Grafik 1) und zu einem Anlageerfolg gehört mehr als «nur» nachhaltiges Wirtschaften. Wie lassen sich die Unternehmen mit entsprechendem Potenzial innerhalb eines Segmentes finden und wie kann in diese investiert werden? Am einfachsten wendet man Ausschlusskriterien an. Hierbei verzichten Investoren schlicht auf Unternehmen mit ökologisch, ethisch und moralisch fragwürdigen Geschäftsmodellen wie beispielsweise Waffen- oder Kohleproduzenten.
Dieses Verfahren alleine macht indes noch kein nachhaltiges Investment. Investoren müssen nach der Definition des FNG auch sogenannte ESG-Kriterien in die Finanzanalyse einbeziehen. ESG ist ein zentraler, international etablierter Begriff im Nachhaltigkeitsbereich; er steht für «Environmental, Social, Governance». Werden Unternehmen nach ökologischen, sozialen und führungsbezogenen Kriterien untersucht, kann dies als Orientierung dienen, um nachhaltige Investments zu selektieren und Rückschlüsse über die mittel- bis langfristigen ökonomischen Erfolgschancen zu ziehen.
ESG-Kriterien sind allerdings nicht einheitlich festgelegt, sondern werden zum Beispiel von Anbietern von Nachhaltigkeits-Research wie dem Unternehmen Sustainalytics definiert. In der ökologischen Dimension (Environmental) geht es beispielsweise um Programme zur Treibhausgasreduktion oder um eine umwelt- und sozialverträgliche Produktion. Die soziale Dimension (Social) stellt den Umgang mit Arbeitnehmern in den Mittelpunkt und betrachtet etwa das Verbot von Kinder- und Zwangsarbeit sowie eine angemessene Entlohnung bei fairen Arbeitsbedingungen. Bedeutsam ist die Nachhaltigkeit ausserdem in der Dimension der Unternehmensführung (Governance), wo es zum Beispiel um Antikorruption geht.
Nachhaltigkeit nach «Best in Class»
Ein eigenes Portfolio aus nachhaltig agierenden Unternehmen aufzubauen, die diese ESG-Kriterien erfüllen, ist für Anleger aufgrund des komplizierten Auswahlprozesses kaum durchführbar. Doch für auf Nachhaltigkeit bedachte Anleger gibt es eine einfachere Lösung: den Solactive Global Sustainability Leaders Performance-Index. Aufgelegt wurde das neue Nachhaltigkeitsbarometer vom Indexanbieter Solactive. Investoren erhalten auf transparente Weise Zugang zu Titeln, die nach strengen Nachhaltigkeitskriterien halbjährlich neu ausgewählt und gleichgewichtet werden. Das Besondere an diesem Nachhaltigkeitsindex: Die Expertise der Nachhaltigkeitsexperten von Sustainalytics, einem führenden und unabhängigen weltweiten Anbieter von Analysen in Bezug auf das Nachhaltigkeitssegment, fliesst mit ein.
Grafik 2 zeigt den Selektionsprozess der 20 Indexmitglieder, die dem Sustainalytics ESG-Research-Universum (4200 Aktien von gross und mittelkapitalisierten Unternehmen) entstammen. Berücksichtigt werden ausschliesslich Titel von Unternehmen aus Industrieländern, die innerhalb ihres Sektors die Nachhaltigkeitskriterien der Analysten erfüllen. Um überhaupt an der qualitativen Aktienselektion teilnehmen zu können, muss der einzelne Titel eine Marktkapitalisierung von mindestens einer Milliarde Euro und ein durchschnittliches tägliches Handelsvolumen von mindestens einer Million Euro aufweisen. Nach dieser ersten Filterung kommt ein mehrstufiger Selektionsprozess zur Anwendung.
Sustainalytics beurteilt jeden Titel seines Universums nach Nachhaltigkeitskriterien und vergibt einen ESG-Score. Darauf basierend werden aus jedem Sektor die 10% der Unternehmen ausgewählt, die den höchsten «ESG»- Score aufweisen («Best in Class»-Ansatz) und überdurchschnittlich in der Unternehmensführung abschneiden. Anschliessend werden sie nach der Einhaltung aller UN-Global-Compact-Grundsätze weiter gefiltert. Zudem darf keines der 41 festgelegten Ausschlusskriterien greifen. Investments in Unternehmen, die zum Beispiel in der Gentechnik oder in der Tabak-, Waffen oder Pestizidproduktion tätig sind, werden daher strikt abgelehnt. Ferner darf das jeweilige Unternehmen nicht in Streitigkeiten um Unfälle und Ereignisse verwickelt sein, die einen grossen Einfluss auf Umwelt und Gesellschaft haben sowie ein zumindest erhebliches Risiko für das Unternehmen darstellen. Die finale Auswahl der 20 gleichgewichteten Indexmitglieder für das kommende halbe Jahr erfolgt dann nach der Rangliste der höchsten ESG-Wertungen. Dabei dürfen maximal zwei Unternehmen aus einem Sektor vertreten sein.
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