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Über die UBS und ihre Aktien wurde nach der Zwangsheirat mit der angeschlagenen Credit Suisse ganz schön viel geschrieben. Mir flatterten in den letzten Tagen unzählige Analystenkommentare aufs Pult. Trotz dieser schieren Menge war der Informationsgehalt insgesamt ziemlich überschaubar. Zugegeben: Alle diese Wenn und Aber lassen sich nicht einfach so ohne weiteres in Zahlen fassen.
Eine Pflichtlektüre scheint mir umso mehr die Studie aus der Feder des Citigroup-Analysten Andrew Coombs – und zwar für die Aktionärinnen und Aktionäre beider Schweizer Grossbanken. Auch er jongliert darin zwar nur so mit Annahmen. Dennoch haben seine Annahmen Hand und Fuss. Prädikat: Mehr als lesenswert.
Kursentwicklung der UBS-Aktien seit Jahresbeginn (Quelle: www.cash.ch)
Coombs hält die von der UBS angestrebten Kosteneinsparungen in Höhe von mindestens 8 Milliarden Dollar denn auch für realistisch. Seinen Berechnungen zufolge könnten der kombinierten Bank aufgrund von Überschneidungen jedoch Erträge in Höhe von bis zu 5 Milliarden Dollar verloren gehen. Er sieht die Erträge dabei deutlich schneller wegbrechen, als sich die Einsparungen realisieren lassen.
Lange Rede, kurzer Sinn: Der Veteran unter den Bankanalysten schliesst nicht aus, dass die Credit Suisse die UBS im laufenden Jahr mit sich in die roten Zahlen reisst. Mit einer Wiederaufnahme der vor wenigen Tagen eingestellten Aktienrückkäufe rechnet er deshalb frühestens in drei Jahren wieder. Und obwohl die Aktien der UBS für Coombs ein Kauf bleiben und er neuerdings sogar auf ein Kursziel von 24 (zuvor 22) Franken kommt, trägt der Citigroup-Analyst mit dem Vermerk "High Risk" den gestiegenen Risiken Rechnung.
Aus Sicht der UBS erinnert die Credit-Suisse-Übernahme an eine der Wundertüten, die es am Kiosk zu kaufen gibt. Gut möglich, dass sich die Zwangsheirat als Glücksgriff erweist und irgendwann sogar Milliardengewinne winken. Doch es könnte alles auch ganz anders kommen – wobei ab einem gewissen Punkt die Garantie des Bundes zum Tragen käme. Im Wissen, dass die UBS in den letzten beiden Jahren jeweils einen Vorsteuergewinn in Höhe von mehr als 9 Milliarden Dollar erwirtschaftete, fehlt mir persönlich der Glaube an ein verlustreiches laufendes Jahr. Ein solches erscheint mir höchstens dann denkbar, sollte sich die Grossbank bewusst zu so etwas wie einem "Kitchen Sinking" entscheiden.
An dieser Stelle möchte ich noch kurz auf meine Kolumne vom Freitag zum Thema Grossbanken zu sprechen kommen. Wie ich schrieb, machte Mensur Pocinci von der Bank Julius Bär bei den Aktien der UBS letzte Woche eine langfristige Kaufgelegenheit aus, wie es sie nur einmal im Laufe einer Generation gibt. Er pries die Valoren mit einem kurzfristigen Kursziel von 23,50 Franken zum Einstieg an.
Rückblickend erweist sich das Ganze nun als ein kurzer Spuk, wurde der bekannte Charttechniker ebenfalls am Freitag doch bei 16,50 Franken bereits wieder auf seiner Titelposition ausgestoppt...
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Die Aktionärinnen und Aktionäre von Swiss Life gelten als erfolgsverwöhnt. Das mag nicht zuletzt mit der ziemlich grosszügigen Dividendenpolitik des traditionsreichen Lebensversicherers aus Zürich zu tun haben. Doch nun bietet sich ihnen ein eher ungewohntes Bild: Die Aktien leiden unter einer mysteriösen Kursschwäche.
Kursentwicklung der Aktien von Swiss Life in den letzten vier Wochen (Quelle: www.cash.ch)
Erholungsversuche, wie sie heute Montag im frühen Handel zu beobachten waren, ziehen schon seit Tagen gleich wieder Verkäufe nach sich. Im Gespräch signalisieren mir Händler ein gewisses Unbehagen in Bezug auf das Liegenschaftsportfolio und die Anleihenbestände von Swiss Life. Auch dass der Lebensversicherer in nachrangigen Pflichtwandelanleihen – sogenannten AT1-Anleihen – investiert sein könnte, wird als möglicher Grund für die Kursschwäche angeführt.
Nichts scheut die Börse bekanntlich mehr als die Ungewissheit. Allerdings waren die Valoren von Swiss Life in der Vergangenheit schon mehr als nur einmal Ziel von Spekulationen rund um rückläufige Liegenschaftspreise. Ich wäre daher nicht überrascht, wenn sich auch die jetzigen Vorbehalte bloss als ein weiterer Sturm im Wasserglas erweisen würden.
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2 Kommentare
Due UBS ist zu gross und ein Klumpenrisiko für die Schweizer Wirtschaft. Der CS Schweiz-Teil muss dringend abgespalten werden und als eigenständiges Unternehmen weitergeführt werden..... dann können auch neue Aktien auf CS Schweiz ausgegeben werden.
Das sehe ich analog.