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Auch an der Schweizer Börse liess sich mit Halbleiteraktien jüngst gutes Geld verdienen. Wer sich im Januar etwa Titel des Vakuumventilherstellers VAT Group angelacht hat, sitzt mittlerweile auf Kursgewinnen von knapp 50 Prozent. Dass die Rheintaler erst vergangene Woche für ihre 650 Produktionsmitarbeitenden Kurzarbeit beantragten, ändert daran herzlich wenig.

Bei anderen Unternehmen aus der Wertschöpfungskette der Halbleiterindustrie kann sich die diesjährige Kursbilanz ebenfalls sehen lassen. Ich denke da etwa an die beiden Ausrüster Inficon (+ 33 Prozent) und Comet (+ 23 Prozent).

Auch für die Aktionärinnen und Aktionäre von AMS Osram begann das neue Börsenjahr eigentlich ziemlich vielversprechend. In den ersten Februar-Tagen kosteten die Valoren des Sensorenherstellers in der Spitze knapp 10 Franken. Von den Kursgewinnen ist allerdings nicht mehr viel übrig. Mit etwas mehr als 7 Franken kosten sie momentan nur unwesentlich mehr als noch zu Jahresbeginn.

In Bankenkreisen gelten die Aktien denn auch als nicht unumstritten. Nur wenige Analysten – unter ihnen die der Bank Vontobel und jene des amerikanischen Brokers Stifel – preisen sie überhaupt noch zum Kauf an.

Aktienkursentwicklung von AMS Osram seit Januar im Vergleich mit jener der VAT Group (Quelle: www.cash.ch)

Trotzdem oder gerade deshalb setzt Stifel die Valoren auf die Liste der "Best Ideas from our Swiss Universe". Wie der zuständige Analyst Jürgen Wagner schreibt, drehe sich für die Börse momentan alles um die kurzfristigen Aussichten. Dabei würden die guten Langfristaussichten im künftigen Geschäft mit microLED völlig vernachlässigt. Da der Grosskunde Apple unverändert ab 2025 auf microLED setzen will, macht Wagner in diesem Bereich eine riesige Marktchance für AMS Osram aus. Dieser Umstand spiegelt sich sowohl in seiner Kaufempfehlung als auch im Kursziel von 13,50 Franken wider. Im November 2021 lautete das Kursziel einst sogar 26 Franken.

Neben den Valoren von AMS Osram ziehen bei Stifel neuerdings übrigens auch jene von Lindt & Sprüngli in die Favoritenliste ein. Dort treffen sie auf die Aktien von DKSH, Novartis, Richemont, Schindler, Stadler Rail und Sulzer. Platz machen müssen die Papiere des Medienkonzerns TX Group. Diese scheiden nach einer einschneidenden Gewinnwarnung sowie einer nicht weniger einschneidenden Dividendenkürzung aus der Favoritenliste aus.

Ich erachte die Aufnahme von AMS Osram als ziemlich mutig.

Ähnliches dachte ich jedoch auch schon, als die Strategen von Mirabaud Securities Mitte Dezember letzten Jahres ihre Aktienempfehlungen für 2023 vorstellten. Sie setzten damals auf die Valoren von ABB, Bachem, DKSH, Givaudan, Holcim, Richemont, Schindler, Sonova, Swatch Group und Ypsomed.

Dank dem starken Abschneiden der Aktien von Holcim (+27 Prozent), ABB (+23 Prozent) und insbesondere von Ypsomed (+50 Prozent) kann sich das durchschnittliche Plus von 13,4 Prozent über sämtliche Favoriten hinweg durchaus sehen lassen. Die Genfer wurden rückblickend für ihren Mut belohnt, wie ich neidlos anerkennen muss.

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Die Aktien von Lonza geraten zu Wochenbeginn für eine einschneidende Umsatzwarnung des Rivalen Sartorius unter die Räder. Nach der Corona-Pandemie ächzt der deutsche Pharma- und Laborausrüster noch immer unter einem Abbau von Lagerbeständen bei Kunden. Doch auch sonst bietet sich dem Unternehmen eine eher schwache Nachfragesituation. Letzteres wiederum lässt hellhörig werden.

Neuerdings geht man bei Sartorius für dieses Jahr von einem Umsatzrückgang im niedrigen bis mittleren Zehnerbereich sowie von einer operativen Marge (EBITDA) von um die 30 Prozent aus. Folglich müssen die Analysten bei ihren Schätzungen den dicken Korrekturstift ansetzen, strebte das Unternehmen zuvor doch ein tiefes einstelliges Umsatzwachstum bei einer operativen Marge von knapp 34 Prozent an.

Kursentwicklung der Aktien von Lonza im bisherigen Tagesverlauf (Quelle: www.cash.ch)

Wie der für die Bank Julius Bär tätige Analyst Fabian Wenner schreibt, hält er die Kursverluste bei Lonza für übertrieben. Seinen Berechnungen zufolge sind die ähnlich gelagerten Geschäftsbereiche beim Pharmazulieferer aus Basel bloss für 12 Prozent des Gruppenumsatzes verantwortlich.

Selbst wenn man in diesen Geschäftsbereichen von einem Umsatzrückgang von 20 Prozent ausgeht, sollte es Lonza möglich sein, die eigenen Jahresvorgaben und damit auch die Erwartungen der Analysten erfüllen zu können. Wenner bleibt deshalb sowohl bei seiner Kaufempfehlung als auch beim Kursziel von 620 Franken für die Aktien.

Deutlich zurückhaltender ist sein Berufskollege Sebastian Bray von der Berenberg Bank. Zwar stuft auch er die Valoren mit "Buy" ein, wenn auch nur mit einem Kursziel von 605 Franken. Anders als Wenner rechnet Bray aber mit einer verhaltenen ersten Jahreshälfte. Er begründet seine Kaufempfehlung denn auch mit den intakten Langfristaussichten.

Galten die bisherigen Finanzziele in Börsenkreisen bisher als eher konservativ, bin ich mir dessen mittlerweile nicht mehr ganz so sicher.

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