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Vergangene Woche berichtete ich davon, dass sich mit der Gothic Corporation ein hochkarätiger Trittbrettfahrer mit gut 4 Prozent beim Vermögensverwalter GAM eingenistet habe. Hinter dem neuen bedeutenden Aktionär verbirgt sich nichts Geringeres als das Investment-Vehikel der Elite-Universität von Yale.

Die Amerikaner lassen sich ihre Beteiligung einiges kosten, werden die Aktien des schlingernden Vermögensverwalters momentan doch mit einem Aufschlag von mehr als 12 Prozent gegenüber dem rechnerischen Umtauschangebot der britischen Liontrust gehandelt. Sprich: Man spekuliert auf eine Nachbesserung oder gar auf eine Gegenofferte.

Wie ernst es um GAM steht, wissen wir spätestens seit gestern Mittwoch. Firmeneigenen Angaben zufolge resultierte zwischen Januar und März ein weiterer Verlust vor Steuern in Höhe von 11,2 Millionen Franken. Ein weiterer Goodwill-Abschreiber führt demnach sogar zu einem Fehlbetrag von 63,2 Millionen Franken. Man könnte fast meinen, das Unternehmen baue im Hinblick auf die ausserordentliche Generalversammlung von Ende August ganz bewusst eine Drohkulisse auf.

Dennoch seien im Zuge der Beteiligungsnahme durch die Elite-Universität weitere Trittbrettfahrer aufgesprungen, wie mir aus den Handelsräumen hiesiger Banken berichtet wird.

Der Einstieg der Amerikaner beim Sorgenkind GAM ist allerdings beileibe nicht die einzige Beteiligungsmeldung, welche hohe Wellen wirft.

So wurde etwa bekannt, dass die Fondsmanager der Privatbank Pictet & Cie ihr SoftwareOne-Paket etwas mehr als zwei Wochen vor dem milliardenschweren Übernahmeangebot der amerikanischen Bain Capital auf über 5 Prozent ausgebaut haben. Die Genfer hatten sich rund ums Börsendebüt von Ende Oktober 2019 mit gut 3 Prozent eingekauft.

Höhenflug der Aktien von SoftwareOne in den letzten Tagen (Quelle: www.cash.ch)

Zumindest mit dem damals zu Kursen von 18 Franken und mehr erworbenen Paket verdienen sich die Fondskunden der Privatbank wohl keine goldene Nase, bietet Bain Capital doch "bloss" 18,50 Franken je Aktie in bar.

Während die Gründeraktionäre mit ihren gut 29 Prozent der Stimmen das Angebot unterstützen, weist der Verwaltungsrat von SoftwareOne dieses als ungenügend zurück. Mit anderen Worten: Das letzte Wort in Sachen Preis ist wohl noch nicht gesprochen.

Ich wäre jedenfalls nicht überrascht, wenn sich in den kommenden Tagen – wie schon bei GAM – erste Trittbrettfahrer aus der Hedgefonds-Industrie als bedeutende Aktionäre zu erkennen geben würden.

Mit Blackrock hat der weltgrösste Vermögensverwalter jüngst gleich bei drei Publikumsgesellschaften aus der Schweiz Aktien zugekauft. Gegenüber der SIX Swiss Exchange als Käufer zu erkennen geben mussten sich die Amerikaner nur deshalb, weil sie neuerdings mehr als 5 Prozent an der UBS und jeweils mehr als 3 Prozent an der Swatch Group und der Cembra Money Bank halten. Gut möglich, dass Blackrock auch bei anderen Schweizer Unternehmen Titel akkumuliert hat, dabei aber keine meldepflichtigen Schwellenwerte überschritten wurden.

Kursentwicklung der Meyer-Burger-Aktien in den letzten 12 Monaten (Quelle: www.cash.ch)

Überraschend kommt für mich übrigens die Beteiligungserhöhung der Fondstochter der UBS bei Meyer Burger. Erstmals seit August 2022 hält die grösste Schweizer Bank für ihre Fondsanleger wieder mehr als 3 Prozent am Solarunternehmen.

Es ist womöglich bloss ein grosser Zufall, dass die Meldepflicht just auf den Tag zurückgeht, als ein bei der Credit Suisse angesiedelter Analyst seiner Verkaufsempfehlung mit einem Kursziel von gerade einmal 36 (zuvor 31) Rappen erneut Nachdruck verlieh. Die Aktien knickten damals vorübergehend um etwas mehr als 3 Prozent ein. Honi soit qui mal y pense...

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