Dies geht aus den am Mittwoch vorgelegten Protokollen der jüngsten geldpolitischen Sitzung vom März hervor. Die von dem sich damals schon abzeichnenden Handelsstreit ausgehende Unsicherheit über die Wirtschaftsaussichten veranlasste die Währungshüter, einen «vorsichtigen Ansatz» zu bevorzugen: Dieser könnte einerseits darin bestehen, die Zinsen bei hartnäckiger Inflation länger hoch zu halten. Andererseits könnte eine schwächelnde Wirtschaft demnach auch eine Senkung erfordern.

US-Präsident Donald Trump hatte Anfang des Monats seine Drohung wahrgemacht und mit Sonderzöllen einen Frontalangriff auf fast alle wichtigen Handelspartner gestartet, womit eine Eskalationsspirale in Gang gesetzt wurde. Kurz vor Veröffentlichung der Fed-Protokolle setzte er jedoch ein vorläufiges Signal der Entspannung: Er legte Zölle für die meisten Länder 90 Tage auf Eis. Die Pause gilt allerdings nicht für China. Für den asiatischen Handelsrivalen erhöhte er die Zölle auf 125 Prozent.

Notenbankchef Jerome Powell hatte jüngst betont, Sonderzölle drohten die Inflation anzuheizen. Es sei aber noch zu früh, um zu sagen, welcher geldpolitische Kurs der richtige sein werde. er Leitzins liegt seit Dezember bei 4,25 bis 4,50 Prozent. Die Notenbanker haben nach eigenem Bekunden keine Eile, die Zinsen weiter anzupassen. US-Währungshüter Neel Kashkari brachte nun sogar die Möglichkeit einer Zinserhöhung ins Spiel - ein Szenario, das die Finanzmärkte aber für sehr unwahrscheinlich halten. Sie spekulieren stark darauf, dass die Fed auf die Zölle mit einer Reihe von Zinssenkungen reagieren wird. Nach einer weiteren Pause im Mai könnte der erste Schritt nach unten demnach im Juni kommen.

(Reuters)