Die Angst vor einem globalen Handelskrieg treibt die Nachfrage nach «sicheren Häfen» an. So stieg der Goldpreis am Montag auf ein neues Allzeithoch von 3'100 Dollar pro Unze. Damit wurde der erst am Freitag erreichte Rekord eingestellt. Gold hat sich in diesem Jahr im Vergleich zu den anderen Anlageklasse performancemässig mit einem Plus von 19 Prozent deutlich absetzen können.
Gemäss der ING Bank ist die unberechenbare Handelspolitik von US-Präsident Trump in diesem Jahr einer der wichtigsten Preistreiber. Die daraus folgenden Handelskonflikte, wirtschaftliche Unsicherheit, Zentralbankkäufe und Zuflüsse in börsengehandelte Fonds würden die Anfrage nach dem Edelmetall noch weiter anheizen, schreibt Ewa Mattews, Rohstoff-Expertin von ING und ergänzt: «Wir gehen davon aus, dass die Unsicherheit in Bezug auf Handel und Zölle den Goldpreisen weiterhin Auftrieb geben wird».
US-Investmentbank erhöht Kursziel innert Tagen
Diese Einschätzung teilt auch die US-Investmentbank Goldman Sachs. Sie erhöht am Montag ihr Kursziel für den Goldpreis auf 3'300 Dollar pro Unze, nachdem sie erst am Freitag ihr Kursziel auf 3'100 Dollar von 2'890 Dollar pro Unze angehoben hatte. Laut der zuständigen Analystin Lina Thomas, sei die Nachfrage nach Gold seitens der Zentralbanken höher, als erwartet - denn diese haben seit dem Einfrieren der russischen Zentralbankguthaben im Jahr 2022 ihre Goldreserven aufgestockt. Vor dem Einmarsch Russlands in die Ukraine lag die durchschnittliche monatliche institutionelle Nachfrage auf dem Londoner Freiverkehrsmarkt für Gold bei 17 Tonnen. Im Dezember 2024 seien es 108 Tonnen gewesen, erläutert Thomas.
Weiter erwartet das Team von Goldman Sachs einen zusätzlichen Schub für den Goldpreis durch vermehrte Käufe von börsengehandelten Goldfonds - sogenannte Exchange Traded Funds oder kurz ETFs. Denn sinkende Zinsen machen Gold zu einer attraktiveren Anlage. Spekulanten könnten diese Faktoren etwas ausgleichen, indem sie ihre Netto-Long-Positionen an den Terminmärkten abbauen, so Thomas. Das dürfte wiederum den Goldpreis etwas belasten. Die Netto-Long-Positionen der Spekulanten seien hoch, weil Gold als «sicherer Hafen» gefragt sei. Dieses Phänomen könnte laut der Rohstoffanalystin aber nur von kurzer Dauer sein, wenn die Märkte wieder mehr Vertrauen in das wirtschaftliche und politische Umfeld fassen. «Bleibt die politische Unsicherheit jedoch hoch, einschliesslich der Angst vor Zöllen, könnte eine höhere spekulative Positionierung den Goldpreis bis zum Jahresende auf bis zu 3'300 Dollar pro Feinunze treiben», schreibt die Expertin Thomas.
Ähnlich sehen es die Goldexperten der UBS. Sie haben bereits Mitte März ihr Kursziel von 3'000 auf 3'200 Dollar pro Unze über alle Laufzeiten revidiert. «Kurzfristig räumen wir ein, dass der Markt in den technisch überkauften Bereich abgedriftet ist, glauben aber, dass die vorherrschende Stimmung unter den Anlegern weiterhin von Vorsicht gegenüber US-Aktien und Vertrauen in Gold geprägt ist», begründen die Analysten in ihrem aktuellen Marktbericht. Auch sie sehen Trumps Handelspolitik und die daraus resultierenden Zuflüsse in ETFs, die gestiegene Nachfrage nach Barren und Münzen sowie die Käufe der Zentralbanken als wichtigste Indikatoren für einen steigenden Goldpreis.
Jetzt in Gold investieren?
Nach Ansicht der US-amerikanischen Anlageberatungsfirma Richard Bernstein Advisors ist Gold seit jeher eine gute Absicherung gegen Unsicherheit - unabhängig davon, ob diese Unsicherheit auf Inflation, Politik, globale Konflikte oder andere Ursachen zurückzuführen ist. «Wir halten derzeit, einen Teil unserer Multi-Asset-Portfolios in Gold, einfach als Gegengewicht zur Volatilität», schreibt die Analysten von Richard Bernstein in ihrem Analysebericht. Sie gehen davon aus, dass die Unsicherheiten weiter zunehmen werden. In diesem Falle könnte Gold in der Tat eine geeignete Anlage mit hohem Renditepotential sein.