Warren Buffett schuf vor fast 30 Jahren die B-Klasse-Aktien von Berkshire Hathaway, um Geldmanager zu bremsen, die die Aktien des hochpreisigen Konglomerats splitten wollten. Einer der grössten südkoreanischen Broker plant nun, die Aktien dieser Aktienklasse in einen börsengehandelten Fonds zu verpacken und sie mit Derivaten aufzupeppen - ein Schritt, der Buffett nicht gefallen würde. 

Kiwoom Securities hat sich mit dem in den USA ansässigen Unternehmen Tidal Investments zusammengetan, um einen börsengehandelten Fonds zu gründen, der die tägliche Wertentwicklung von Berkshire um 200 Prozent übertreffen soll, wie aus einem Zulassungsantrag hervorgeht. Einzelaktien-ETFs wie dieser haben die Fondswelt erobert, indem sie eine Hebelwirkung nutzen, um die potenziellen Erträge - und Verluste - von Überfliegern wie Nvidia und Teslain zu verstärken. 

In Südkorea haben Broker wie Toss Securities und Mirae Asset Securities versucht, aus der steigenden Nachfrage nach US-Aktien angesichts der schleppenden Entwicklung der inländischen Aktien Kapital zu schlagen. «Traditionell liegt der Löwenanteil des Interesse und der Vermögensströme bei den fremdfinanzierten ETFs auf volatilen Titeln», sagte Gavin Filmore, Verkaufschef bei Tidal, in einem Interview. «Berkshire ist fast das genaue Gegenteil.» 

Gehebelte ETFs sind oft für aktive Händler gedacht, die nur einen Tag lang auf die Performance einer Aktie setzen wollen, da diese Fonds typischerweise vom Kurs abweichen, wenn sie Aktien über einen längeren Zeitraum verfolgen. Der Einsatz von Derivaten zur Steigerung der Rendite von Berkshire könnte Buffett nicht gefallen, der sie einst als «finanzielle Massenvernichtungswaffen» bezeichnete. 

Buffetts Firma ist zwar ein bekannter Name, aber es bleibt abzuwarten, ob Daytrader Lust haben werden, eine stabile Aktie wie diese mit dieser Art von gehebelter Strategie zu verfolgen. Buffett ist bekannt als der ultimative Langfristinvestor, der den Menschen rät, nur Aktien zu besitzen, die sie ohne Probleme über Jahre hinweg halten können. 

Koreanische Fans

Der 94-jährige Buffett und sein Unternehmen haben in Südkorea eine grosse Anhängerschaft. Am 8. November besassen Einzelanleger in Südkorea Berkshire-Aktien der Klassen A und B im Wert von mehr als 800 Millionen Dollar, wie aus den vom Korea Securities Depository zusammengestellten Daten hervorgeht. «Die asiatischen Märkte haben eine Vorliebe für Berkshire», sagte Matthew Palazola, Analyst bei Bloomberg. 

Die Notierung des ETF ist noch nicht abgeschlossen und Kiwoom wartet auf die Genehmigung der koreanischen Finanzaufsichtsbehörde, sagte Kiwoom auf eine Bloomberg-Anfrage. Vertreter von Berkshire antworteten nicht auf eine Anfrage. 

Kleinanleger in Südkorea haben Gefallen an einigen der grössten in den USA notierten gehebelten ETFs gefunden. Der «Direxion Daily TSLA Bull 2X Shares», ein Einzeltitel-ETF für Tesla-Aktien, hat in diesem Jahr bisher 225 Millionen Dollar von südkoreanischen Kleinanlegern erhalten. Damit erhöht sich deren Gesamtbeteiligung an dem ETF auf 1,2 Milliarden Dollar (Stand: 8. November), wie aus den Daten der Verwahrstelle hervorgeht. 

Während «Kick BRK 2X Long Daily Target», wie der Berkshire-ETF genannt wird, der erste Berkshire-Einzelaktien-ETF in den USA wäre, werden bereits heute mehrere im Ausland gehandelt. Dennoch haben sie keine grosse Anhängerschaft gewonnen: Der «Leverage Shares 2x Long Berkshire Hathaway ETP Securities», der an mehreren europäischen Börsen gehandelt wird, hat nur ein Vermögen von etwa 2,3 Millionen Dollar. 

Kiwoom würde Berkshire-Anteile der Klasse B kaufen und dann seine eigenen Aktien an Investoren ausgeben, möglicherweise zu einem viel niedrigeren Preis als dem von 467,36 Dollar, für den jeder Anteil der Klasse B zum Börsenschluss am Montag verkauft wurde. Um sein Engagement bei den täglichen Renditen von Berkshire zu verstärken, wird der ETF Swaps mit Brokern eingehen und auch börsennotierte Optionen auf die B-Aktien des Unternehmens aus Omaha, Nebraska, handeln. 

Der Berkshire-ETF wäre ein Kiwoom-Produkt, das Tidal im Gegenzug für einen Teil der Verwaltungsgebühren im Hintergrund betreibt. 

Befleckter Ruf

Die Bemühungen der Wall Street, eine frühe Version eines Einzeltitel-Fonds für Berkshire-Aktien zu schaffen, veranlassten Buffett vor fast drei Jahrzehnten, die Klasse B des Unternehmens zu schaffen. Damals hatte Berkshire nur eine einzige Aktienklasse, die für mehr als 30’000 Dollar pro Aktie gehandelt wurde. ETFs steckten damals noch in den Kinderschuhen. 

Im Jahr 1995 reichte der Politiker Sam Katz aus Philadelphia Unterlagen zur Gründung eines Unit Investment Trusts ein - ein fondsähnliches Vehikel - das ein festes Portfolio von Aktien und Anleihen im Voraus kauft und die Wertpapiere dann für einen bestimmten Zeitraum hält. Er schrieb, dass der Trust «einen bequemen und erschwinglichen Zugang zu den Stammaktien von Berkshire Hathaway bieten würde, ohne dass man vollständige Aktien besitzen muss». 

Berkshire drohte damit, den Trust durch einen Aktiensplit, die Gründung eines eigenen Trusts oder die Schaffung einer zweiten Aktienklasse aus dem Geschäft zu drängen, sagte Katz in einem Interview. 

Buffett machte die letzte Drohung wahr und gab Aktien der Klasse B aus, die 1/30 einer Aktie der Klasse A entsprechen. Die Anleger strömten in Scharen zu den neuen Aktien, wodurch Trusts wie der von Katz obsolet wurden. In einem Brief an die Aktionäre aus dem Jahr 1996 warnte Buffett, dass solche Trusts «kostenintensive» Vehikel seien, die Makler «massenhaft an unbedarfte Käufer» vermarkten würden, um hohe Provisionen zu verdienen. Diese Geschäftsgebaren «mit Hunderttausenden von unglücklichen, indirekten Eigentümern und einem befleckten Ruf» hätten Berkshire belastet. 

Katz sagte, er bedauere nichts: «Wie viele Leute kennen Sie, die sich mit Warren Buffett anlegen dürfen?»

(Bloomberg)