Der Umsatz einer Firma ist schnell berechnet, deswegen warten viele zyklisch geprägte Unternehmen nach Neujahr nicht lange damit, Zahleninformationen zum vergangenen Jahr zu veröffentlichen. Das sind Firmen, die besonders schnell auf Konjunkturveränderungen reagieren, typischerweise in der Industrie. Schon morgen Dienstag legt Sika die Umsatzzahlen vor - fast im Tagesrhythmus folgen dann weitere Unternehmen (siehe Tabelle).

Die Aussichten, dass es solide Umsatzzahlen und sichtbare Steigerungen der "top line" geben wird, sind so gut wie lange nicht mehr. Die Unternehmen profitieren von einer erstarkten Weltwirtschaft und einer konsumfreudigeren Eurozone, aber auch einem für sie günstigeren Wechselkurs des Frankens zum Euro und schliesslich - zum Teil - von der Steuerreform in den USA. "Für die Zykliker ist das Umfeld im Moment sehr gut", sagt Martin Lehmann, CEO und Co-Fondsmananger bei 3V Asset Management.

"Vor allem im vierten Quartal sind die Auswirkungen des schwächeren Frankens sichtbar", sagt Panagiotis Spiliopoulos, Leiter Research bei der Bank Vontobel. "Der Euro ist die wichtigste Fremdwährung für Schweizer Unternehmen: Über unser ganzes Universum hinweg entfallen für Unternehmen im Durchschnitt 50 Prozent des Umsatzes auf den Euro, 35 Prozent auf den Dollar, 5 Prozent auf den Franken und 10 Prozent auf übrige Währungen", sagt Spiliopoulos. Bei einer Reihe von cash.ch ausgewählten vor allem industriell tätigen Unternehmen beträgt der Umsatzanteil in Europa mit einer Ausnahme (Rieter) zwischen 39 und 86 Prozent (siehe Tabelle).

Der Kurs von Euro (rot) und Dollar (grün) zum Franken seit Anfang 2017 (Grafik: cash.ch)

Der Währungseinfluss zeige sich nicht überall gleich, sagt Alexander Koller, Aktienanalyst bei der Zürcher Kantonalbank (ZKB) für kleinere und mittelgross kapitalisierte Tech- und Industrieunternehmen. Für den Drehmaschinenhersteller Tornos (Umsatz am 23. Januar) sei der Euro-Franken-Kurs ein entscheidender Treiber: Da immer noch ein beträchtlicher Teil der Produktion in der Schweiz sei, werde ein Unternehmen wie Tornos weiter von der Frankenabwertung profitieren.

Firmen wie der Logistiktechniker Interroll hingegen würden in erster Linie von der guten Konjunktur sowohl in Europa als auch den USA profitieren, sagt Koller: "Interroll ist ein Unternehmen, bei dem sich die Absatzmärkte auf breiter Basis gut entwickeln." Das Tessiner Unternehmen informiert über die Verkaufseinnahmen am 22. Januar.

Auch beim SMI-Unternehmen Sika sind die Aussichten blendend, ein Umsatzwachstum über der weltweiten Inflation treibt die Margen – und damit die Aktie. Das juristische Hin- und Her um die Saint-Gobain-Übernahme interessiert die Märkte nicht mehr sonderlich. Der Grosskonzern Geberit (Umsatz ab 18. Januar bekannt) gehört ebenfalls zu den Gewinnern im derzeit guten Umfeld.

Bei Autoneum (23. Januar) wiederum müsste eher der US-Umsatz überraschen als der Euro-Beitrag, denn der US-Automarkt ist das grössere Sorgenkind für den Winterthurer Autoteilekonzern. Dort richten sich die Hoffnungen eher auf einen positiven Effekt durch die Steuerreform der Republikaner in den USA. Um eine Aktie, die 2017 nicht einmal ganze 4 Prozent zugelegt hat, entstehen damit natürlich gewisse Aufholfantasien.

Unternehmen mit Umsatzbericht im Januar (Auswahl)

DatumFirmaUmsatzanteil Europa
30.6.2017
Performance Aktie
12 Monate
9. JanSika47 Prozent¹+63,7 Prozent
11. JanBossard57 Prozent+60,3 Prozent
18. JanGeberit58 Prozent+5,1 Prozent
19. JanZehnder86 Prozent+26,3 Prozent
22. JanInterroll61 Prozent¹+30,7 Prozent
23. JanArbonia39 Prozent²+4,5 Prozent
 Autoneum40 Prozent+3,7 Prozent
 Komax49 Prozent³+28,1 Prozent
 Tornos65 Prozent+91,1 Prozent
25. JanBelimo49 Prozent³+39,4 Prozent
26. JanSFS42 Prozent³+38,9 Prozent
31. JanBucher60 Prozent³+60,3 Prozent
 Gurit41 Prozent+31,2 Prozent
 Rieter12 Prozent+30,5 Prozent

¹EMEA (Europa, Mittlerer Osten und Afrika) / ²Nur Deutschland / ³Geschäftsjahr 2016 / Quellen: zVg, cash.ch, awp (Stand 04.01.17)

Profitieren werden zudem generell alle Titel, die nahe am Konsum sind. Was die Situation für Anleger etwas schwierig macht: Der Markt rechnet bereits mit guten Zahlen, und viele Unternehmen haben an der Börse auch schon reagiert. "Positive Zahlenausweise heissen noch nicht, dass es zu besonderen Überraschungen kommen wird", sagt Anlagespezialist Lehmann.

Das Kurshindernis bereits eingepreister guter Aussichten besteht beispielsweise bei Bucher Industries (31. Januar), dem stark auf Europa ausgerichteten Mischkonzern, dessen Kurs in den vergangenen zwölf Monaten um 60 Prozent gestiegen ist. Auch dem Heizkörperspezialisten Zehnder wird nach einem starken Kursanstieg im zweiten Halbjahr nicht mehr allzuviel Potential zu getraut. Bossard, ein typischer Frühzykliker, hat die Guidance schon vergangenen Sommer erhöht; davon zeugt auch der Kursanstieg der Aktie von ebenfalls 60 Prozent innerhalb eines Jahres.

Wer floppt, wird bestraft

Wirkliche Probleme würden sich aber erst dann einstellen, wenn eines dieser Industrieunternehmen die - allseits hohen - Erwartungen deutlich verfehlt. "Sollte eines der Unternehmen mit den Zahlen enttäuschen, wird die Reaktion des Marktes harsch sein", sagt Martin Lehmann. Aber danach sehe es im Moment nicht aus.

Keines der zyklischen Unternehmen ist derzeit in einer wirklich schlechten Position, und, wie Lehmann in Erinnerung ruft, sind die Investoren von Aktien weiter angetan: "Es ist immer noch sehr viel Liquidität an der Seitenlinie. Das wird die Kurse weiter treiben." Die Bewertungen schliesslich seien zwar "anspruchsvoll", aber nicht unvernünftig.

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Wer also zyklische, exportorientierte und industriell tätige Unternehmen im Portefeuille hat, tut gut daran, an seinen Investments festzuhalten. Wer einsteigen will, kann auf weiter steigende Kurse hoffen, wenn auch grosse Überraschungen und Kursfeuerwerke nicht auf der Tagesordnung stehen. Wer richtig profitieren will, muss mit dem Einstieg bis zu einer nächsten Korrektur warten und bei tieferen Kursen zukaufen. Diese Korrektur dürfte aber, zumindest in der kommenden Berichtssaison, noch etwas auf sich warten lassen.