Schon seit Wochen zeichnete sich ab, dass Geberit auf ein schwieriges drittes Quartal zurückblickt. Dementsprechend Mühe bekundete die Aktie des Sanitärtechnikkonzerns.
Allerdings fällt das seit dem frühen Dienstagmorgen vorliegende Quartalsergebnis noch schwächer als befürchtet aus. Das organische Umsatzwachstum verlangsamt sich auf 0,7 Prozent und verfehlt die Analystenschätzungen von 3,7 Prozent ziemlich deutlich. Der bereinigte operative Gewinn (EBITDA) bleibt selbst hinter den tiefsten Erwartungen zurück und zeugt von Margendruck.
Als Folge davon reduziert Geberit die diesjährigen Zielvorgaben. Neuerdings strebt das Unternehmen ein Wachstum in Lokalwährungen von rund 3 Prozent (zuvor rund 4 Prozent) sowie eine operative Marge (EBITDA) von rund 28 Prozent (zuvor rund 28,2 Prozent) an.
Ursprünglich galten die im Zuge der Halbjahresergebnispräsentation kommunizierten Zielvorgaben als eher konservativ. Deshalb werden gar Befürchtungen laut, dass der Sanitärtechnikkonzern aus der Erfolgsspur der letzten Jahre geraten sei.
An der Schweizer Börse SIX wird die Geberit-Aktie zur Stunde mit einem satten Minus von 9,5 Prozent auf 381,80 Franken zurückgebunden. Die Tagestiefstkurse liegen gar bei 380,60 Franken. Damit ist Geberit in guter Gesellschaft, erlitten doch auch die Aktien anderer zuvor erfolgreicher Unternehmen wie Logitech, AMS oder Schindler am Tag der Ergebnisveröffentlichung hohe Kursverluste (cash berichtete).
Steigender Kostendruck, rückläufige Margen
Bei Goldman Sachs stösst man sich insbesondere an der Wachstumsverlangsamung in einigen wichtigen Märkten wie Skandinavien, Grossbritannien, Österreich oder Frankreich. Auf Basis der neuen Margenvorgaben geht die US-Investmentbank von einer Reduktion der zukünftigen operativen Gewinnschätzungen (EBITDA) im mittleren einstelligen Bereich aus. Das werde nicht ohne Folgen für die Kursentwicklung der mit "Neutral" und einem 12-Monats-Kursziel von 485 Franken eingestuften Aktie bleiben, so heisst es weiter.
Für die Zürcher Kantonalbank stehen hingegen die zuletzt gestiegenen Kosten im Vordergrund. Aufgrund eines höheren Materialaufwands sowie eines höheren übrigen Betriebsaufwands war die operative Marge (EBITDA) um 90 Basispunkte rückläufig. Darauf abgestützt will die Bank ihre diesjährigen Gewinnschätzungen überschlagsmässig um bis zu 4 Prozent reduzieren. Die Geberit-Aktie stuft sie wie bis anhin nur mit "Marktgewichten" ein.
Der Aktie drohen Kurszielreduktionen
Die UBS Investmentbank stösst sich letztendlich an der Kombination von rückläufigen Margen und stagnierendem Wachstum. Den deutlich tiefer als erwartet ausgefallenen Reingewinn führt die Grossbank teilweise auf eine einmalige Belastung in Höhe von 7 Millionen Franken zurück. Angesichts der kontinuierlichen Wachstumsverlangsamung über die letzten drei Quartale hinweg rechnet die UBS Investmentbank mit einer negativen Börsenreaktion. Sie hält zwar am "Neutral" lautenden Anlageurteil fest, dürfte das 12-Monats-Kursziel von 450 Franken allerdings mit dem Rotstift überarbeiten.
Die Bank Bank Vontobel reagiert als eine der ersten und nimmt das Kursziel von 485 Franken in negative Revision. Angesichts der beobachteten Wachstumsverlangsamung sieht die Zürcher Bank den Sanitärtechnikkonzern das langfristige Wachstumsziel von 4 bis 6 Prozent im laufenden Jahr verfehlen. In Anbetracht des eher geringen Revisionsbedarfs bei den bankeigenen Gewinnschätzungen empfiehlt die Bank Vontobel die Geberit-Aktie weiterhin zum Kauf.
@juliusbaer macht weniger firmen- als vielmehr branchenspezifische Gründe für die Ergebnisenttäuschung bei der @GeberitGroup verantwortlich. Dennoch nimmt die Zürcher Bank die Kaufempfehlung und das 500 Franken lautende Kursziel in negative Revision. $GEBN $GBERY
— cashInsider (@cashInsider) October 30, 2018
Noch einen Schritt weiter geht die Bank Julius Bär und nimmt die Kaufempfehlung sowie das 500 Franken lautende Kursziel unter negativen Vorzeichen in Überprüfung. In einem Punkt gibt sich die Zürcher Bank versöhnlich: Der enttäuschende Zahlenkranz sei weniger ein firmenspezifisches, als vielmehr ein branchenspezifisches Phänomen.