In den letzten Wochen erhielt die Währung wie auch andere sichere Häfen Rückenwind, nachdem der Coronavirus-Ausbruch Angst an den Märkten schürte. Die eidgenössische Devise hat in diesem Jahr um 2 Prozent auf etwa 1,06 pro Euro zugelegt. Die SNB hat im vergangenen Monat möglicherweise ihre Interventionen verstärkt, um die Kapitalflüsse einzudämmen. Allerdings argumentiert der Deutsche-Bank-Stratege Robin Winkler, dass der "Schweizer Gorilla" mit seinen Reserven von fast 800 Milliarden Dollar tatsächlich eine Quelle struktureller Unterstützung für die Währung sein könnte.
"Die Bilanz wird in den kommenden Monaten die Attraktivität des Schweizer Franken als 'sicherer Hafen' noch verstärken", prognostiziert Winkler. "Die Zentralbanken auf der ganzen Welt nutzen den noch vorhandenen geldpolitischen Spielraum, um mit dem Virenschock fertig zu werden. Daher kann selbst eine notfallmässige Senkung der SNB - die bereits eingepreist ist - Euro-Franken nicht hindern, sich in Richtung Parität zu bewegen."
Die SNB lehnte es ab, sich zur Ansicht der Deutschen Bank zu äussern. Die geldpolitischen Entscheidungsträger haben in letzter Zeit ihre Rhetorik nicht verstärkt und die Währung weiterhin als "hoch bewertet" bezeichnet. Allerdings könnte die Zurückhaltung, die Landeswährung aggressiv zu verkaufen, teilweise auf Ängste zurückzuführen sein könnte, von den USA als Währungsmanipulator eingestuft zu werden
Die SNB hat viel von ihrer Glaubwürdigkeit verloren
Die Zentralbank hat viel von ihrer Glaubwürdigkeit verloren, die Währung zu schwächen, als sie vor fünf Jahren den Mindestkurs aufgab, sagte Winkler. An dem Tag schnellte der Franken um bis zu 41 Prozent gegenüber dem Euro hoch. Im Monat zuvor hatte die SNB noch zugesichert, den Mindestkurs mit aller Konsequenz durchzusetzen.
Der Schweizer Franken stieg am Freitag um 0,3 Prozent bis auf 1,05949 je Euro, den höchsten Wert seit 2015. Auf dem Optionsmarkt haben Händler in Erwartung koordinierter geldpolitischer Massnahmen der Zentralbanken zunehmend bullishe Wetten auf den Franken abgeschlossen. Die Nachfrage nach Kaufoptionen in Schweizer Franken, die das Recht einräumen, die Währung gegenüber dem Euro zu kaufen, ist im Vergleich zu Optionen, die das Gegenteil zulassen, gestiegen.
Die Schweizer Sichteinlagen haben acht Wochen in Folge zugenommen, ein Zeichen dafür, dass die SNB möglicherweise Massnahmen gegen den Franken-Anstieg ergreift. Zwar erwartet die Toronto-Dominion Bank nicht, dass die eidgenössische Währung die Parität zum Euro erreicht. Jedoch rechnet auch sie mit weiteren Gewinnen.
"Aus unserer Sicht ist dies ein ziemlich klares Zeichen dafür, dass die SNB bereits versucht, sich zunehmend gegen eine weitere Aufwertung des Frankens zu stemmen", sagte Ned Rumpeltin, Leiter der europäischen Devisenstrategie bei Toronto-Dominion. "Es stellt sich die Frage, ob wir ohne dies nicht schon die Parität erreicht hätten."
(Bloomberg)