Die Euro-Rally dieses Jahr ist durchaus beeindruckend. Seit Anfang Jahr legte die europäische Gemeinschaftswährung rund 5,2 Prozent gegenüber dem Dollar zu, seit dem März-Tief waren es sogar fast 10 Prozent. Und auch gegenüber dem Franken konnte sich der Euro zuletzt gut behaupten, wenn auch nicht so stark wie gegenüber dem Dollar. Seit Mitte März stieg der Euro zum Franken knapp 1,5 Prozent.
Investoren, die 2020 auf den Euro gesetzt haben, waren also auf der richtigen Seite. Die stabile Euro-Entwicklung dürfte sich laut Audrey Childe-Freeman, Analystin bei Bloomberg Intelligence, zwar auch weiterhin fortsetzen. In einer Analyse kommt sie dennoch zum Schluss, dass in den nächsten Monaten praktisch alles für einen starken Franken spricht.
Die starke Euro-Rally darf ohnehin nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Schweizer Währung seit Anfang Jahr gegenüber sämtlichen wichtigen Währungen eine klare Outperformance zeigt: 9 Prozent gegenüber dem Sterling und der Norwegischen Krone, 8 Prozent zum kanadischen Dollar, 6 Prozent zum US-Dollar und auch 3,5 Prozent gegenüber dem Yen.
Euro-Bullen sollen Blick auf Franken-Dollar werfen
Die Bloomberg-Analystin rät den Euro-Bullen in den nächsten Monaten vermehrt ein Blick auf das Dollar-Franken-Währungspaar zu werfen, dass sich deutlich zu Gunsten des Frankens entwickeln dürfe. Das Argument: Politische Unsicherheiten bezüglich eines drohenden No-Brexit-Deals, die US-Wahlen sowie im Herbst und Winter zu erwartende steigende Covid-19-Zahlen in Europa werden dem Schweizer Franken in seiner Funktion als sicherer Hafen überdurchschnittlichen Auftrieb geben.
Doch selbst, wenn die Risiken sich nicht bewahrheiten sollten, dürfte der Franken laut Childe-Freeman gegenüber dem Dollar weiter aufwerten. In der Hochphase der Covid-19-Krise habe sich gezeigt, dass eine allgemeine Euro-Rally mit einem aufwertenden Franken zum Dollar einhergehe. Wegen dieser starken Korrelation befinde sich der Franken in einer "Win-Win-Situatuon".
Für den Franken sprächen ausserdem die vergleichsweise guten Konjunkturaussichten – laut Bloomberg-Analystin möglich gemacht durch das gute Virus-Management hierzulande – inklusive der Verhinderung eines kompletten Lockdowns. So hat die Schweiz im zweiten Quartal einen Wirtschaftseinbruch von "nur" 8 Prozent erlitten, verglichen mit 11,8 Prozent in der Euro-Zone und sogar 20 Prozent in Grossbritannien. Laut Bloomberg-Consensus wird die Schweiz 2020 ein BIP-Rückgang von 5,1 Prozent verzeichnen, welches nächstes Jahr allerdings wieder um rund 4 Prozent anwachsen wird.