Der aggressive Wachstumskurs von Zur Rose fordert seinen Tribut. Die übernahmehungrige Versandapotheke schreibt tiefrote Zahlen. Sowohl beim operativen Gewinn (EBITDA, EBIT) als auch beim Reinergebnis werden die jeweiligen Analystenerwartungen für das vergangene Jahr klar verfehlt.

Für 2019 strebt das Unternehmen eigenen Angaben zufolge einen Jahresumsatz von 1,6 Milliarden Franken sowie ein ausgeglichenes Ergebnis auf Stufe EBITDA an. Beides deckt sich mit bisherigen Aussagen.

An der Schweizer Börse SIX wird die Zur-Rose-Aktie zur Stunde noch mit einem Minus von 5,8 Prozent auf 85,70 Franken abgestraft. Die Tagestiefstkurse liegen gar bei 85,20 Franken.

Ungünstige Währungseffekte hinterlassen Spuren

In Analystenkreisen zeigt man sich eher enttäuscht über die hohen Verluste, selbst wenn diesen Verlusten vorwiegend einmalige Faktoren zugrunde liegen.

Die UBS begrüsst die in der zweiten Jahreshälfte erzielten Fortschritte zwar, sieht aber sowohl ihre eigenen Schätzungen als auch die Markterwartungen verfehlt. Den deutlich höheren Reinverlust führt die Grossbank unter anderem auf ungünstige Währungseffekte zurück. Die UBS empfiehlt die Zur-Rose-Aktie wie bis anhin mit einem 12-Monats-Kursziel von 148 Franken zum Kauf.

Wie die Zürcher Kantonalbank schreibt, weist Zur Rose ein eher schwaches Jahresergebnis aus, das den Markterwartungen nicht genügen kann. Insbesondere in Deutschland seien die Kosten viel höher als prognostiziert. Die Zürcher Kantonalbank räumt dem erzielten Wachstum dennoch ein ungleich höheres Gewicht als der kurzfritig wenig überzeugenden Rentabilität ein. Das Anlageurteil lautet unverändert "Marktgewichten".

Wie Händler ergänzen, wecken die tiefroten Zahlen Zweifel an den diesjährigen Zielvorgaben.

Steht der Ankeraktionär vor dem Absprung?

Etwas mehr als zwei Wochen ist es her, dass Zur Rose den Rücktritt von Vanessa Frey und Dr. Heinz Baumgartner aus dem Verwaltungsrat ankündigte. Man sei unterschiedlicher Auffassung über die Art und Geschwindigkeit der Umsetzung der Wachstumsstrategie, räumte das Unternehmen damals in einer Medienmitteilung ein.

Dass mit den Verwaltungsräten gleich beide Vertreter des Grossaktionärs KWE Beteiligungen zurücktreten, lässt auf Meinungsverschiedenheiten mit dem Ankeraktionär schliessen (cash berichtete). Dieser hielt zuletzt noch 10,5 Prozent aller ausstehenden Aktien.

Für Beobachter lautet die Frage deshalb nicht ob, sondern vielmehr wann KWE Beteiligungen das Aktienpaket bei neuen Investoren platziert. Für gewöhnlich ist eine solche Aktienplatzierung mit rückläufigen Kursnotierungen verbunden. Seit der Publikumsöffnung im Juli 2017 hat die Zur-Rose-Aktie mehr als 40 Prozent an Kurswert verloren.