In diesen Tagen zeigt sich mal wieder eines: Ab wann man von einem Bären- respektive von einem Bullenmarkt sprechen kann, ist schwer zu definieren. Der US-Leitindex legt seit Dienstag eine rekordverdächtige Drei-Tages-Performance hin mit einem Plus von 21,3 Prozent – die besten drei Tage seit 1931 als die USA noch voll in der Weltwirtschaftskrise steckte. Laut einer geläufigen Definition befindet sich der Dow Jones damit in einem Bullenmarkt, genauso wie damals 1931. Ein schlechtes Omen?
Kursentwicklung vom Dow Jones in den letzten vier Wochen, Quelle: cash.ch.
Beunruhigend sind jedenfalls die neusten Statistiken über die Zahl der Anträge auf Arbeitslosenunterstützung. 3,28 Millionen Amerikaner haben in der vergangenen Woche einen Antrag auf Arbeitslosenhilfe gestellt. In der Woche davor waren es lediglich 281'000 Anträge. Während der Finanzkrise von 2008 lag der absolute Peak bei 665'000. Für das kurzfristige Sentiment sind das keine guten Nachrichten.
Vorsichtiger Optimismus an der Wall Street
Allerdings scheint der Optimismus an der Wall Street wieder vorsichtig zurückzukommen. "Es ist ermutigend zu sehen, dass Anleger auch nach Tagen mit hohen Kursgewinnen weiterhin kaufen. Das haben wir seit über einem Monat nicht mehr gesehen", sagt Randy Frederick, Vizepräsident vom Investmenthaus Charles Schwab gegenüber Reuters. Das sei zwar noch keine Garantie, dass der Boden erreicht sei. Trotzdem zeige es, dass der Prozess im Gange sei, so Frederick.
Die US-Märkte beflügelt derzeit die Aussicht auf ein zwei Billionen Dollar schweres Hilfspaket, welches nur noch die letzte Hürde im US-Repräsentantenhaus nehmen muss. Dies gilt allerdings als wahrscheinlich. Zudem stützen Aussagen von Fed-Chef Jerome Powell die Kurse an den US-Börsen. "Es gibt noch Raum für tiefergehende Massnahmen", sagte er in einem Interview mit NBC. Man sei bereit, "aggressiv" die Wirtschaft zu stützen.
Manche Beobachter werten das als signalisierte Bereitschaft, den Fed-Leitzins unter null Prozent zu senken. Derzeit notiert er in einer Spanne zwischen 0 und 0,25 Prozent.
Unsicherheit bleibt
Nichtsdestotrotz ist freilich es noch viel zu früh, auf eine Erholung zu setzen. Die makroökonomischen Indikatoren deuten auf ein fatales zweites Quartal hin. Die negativen Auswirkungen der Corona-Krise werden sich erst dann vollends in den Quartalszahlen der Unternehmen widerspiegeln.
Analysten rechnen daher auch mit weiterhin hoch volatilen Zeiten an den Märkten. Sollte sich vor allem das Szenario der vielen Firmenpleiten bewahrheiten, stehen den Märkten – nicht nur in den USA – die schlimmste Zeit noch bevor.