Während das Coronavirus den Grossteil der Aktienmärkte in den Keller schiessen liess, hat sich eine Aktien-Gruppe – mal wieder – vergleichsweise gut schlagen können. Die Jahres-Performance der sogenannten FAANG-Aktien – Facebook, Amazon, Apple, Netflix und Alphabet (Google) – lässt sich trotz der riesen Corona-Delle sehen. Die Gründe dafür sind relativ schnell ausgemacht.
So ist die Corona-Krise die Zeit von neuen Home-Office-Lösungen, Video-Konferenzen, Home-Shopping und Video-Streaming, um nur ein paar Beispiele zu nennen. Bei Amazon und Netflix führten die während des Lockdowns besonders gefragten Dienste sogar zu neuen Höchstständen. Auch die äusserst üppigen Cash-Reserven (Ausnahme Netflix) führten dazu, dass die Unternehmen relativ stabil durch die Krise kamen.
cash wirft einen kurzen Blick auf die einzelnen FAANG-Aktien und zeigt, wer auch für die Zeit nach der Corona-Krise gut gerüstet ist.
Facebook (Jahresperformance: -3 Prozent)
Allen Unkenrufen zum Trotz, dass sich Facebook zu einem Ü30-Medium – wenn überhaupt – entwickle, liefert das kalifornische Big-Tech weiterhin gute Zahlen. Nicht nur wegen der Corona-Krise konnte man jüngst neue Rekord-Nutzerzahlen vermelden. Zusammen mit seinen Töchtern Instagram und Whatsapp vermeldete Facebook im April erstmals drei Milliarden aktive Nutzer – das sind fast 40 Prozent der Weltbevölkerung.
Kämpfen musste das Unternehmen zuletzt mit bröckelnden Werbeerlösen, die noch 2019 rund 70 Milliarden Dollar eingebracht hatten. Allerdings scheint der Rückgang in diesem Geschäft doch moderat auszufallen. Nach einem deutlichen Rücksetzer im März, hielten sich die Anzeigenerlöse im April immerhin auf Vorjahresniveau. Die Investmentbank Cowen & Company prognostiziert eine Abnahme des Werbegeschäfts in diesem Jahr von lediglich 2 Prozent.
Sobald sich die Corona-Krise erholt, sollte auch hier das Geschäft wieder deutlicher nach oben gehen. Ein Ende der Aufwärtsbewegung ist nicht in Sicht.
Alphabet: (Jahresperformance: -3,5 Prozent)
Die Google-Mutter Alphabet ist weltweit der absolute Platzhirsch im digitalen Werbemarkt. Im letzten Jahr belief sich der Umsatz in diesem Geschäft auf satte 135 Milliarden Dollar. Die Tendenz bleibt steigend, auch wenn die Corona-Krise freilich auch bei Google zunächst die Werbeerlöse drückt. Cowen & Company schätzt die die Umsatzeinbussen für das Werbegeschäft in 2020 auf etwa fünf Prozent ein. Analysten hatten allerdings Schlimmeres erwartet.
Trotzdem: Google besitzt im digitalen Werbemarkt mit seiner Suchmaschine und der Plattform Youtube einen solch grossen Burggraben, dass in Sachen Online-Werbung bis auf Weiteres kein Weg am Unternehmen aus dem kalifornischem Mountain View vorbeiführt. Hinzukommt ein vielversprechendes Cloud-Service-Geschäft, welches stark wachsende Umsätze verzeichnet und doch erst am Anfang steht.
Amazon (Jahresperformance: +21 Prozent)
Wenn es in der Corona-Krise einen Gewinner gibt, dann ist es Amazon. Während andere Firmen mit Kurzarbeit kämpfen oder mangels Aufträgen schliessen müssen, sucht der Online-Gigant händeringend nach neuen Mitarbeitern. Rund 100'000 Stellen für Lager und Auslieferung wurden zuletzt ausgeschrieben. Das weckte Kursphantasien und verursachte bei Anlegern eine regelrechte Kaufwelle. Seit dem Tiefpunkt der Corona-Krise Mitte März schoss die Aktie bis Donnerstag letzter Woche fast 50 Prozent in die Höhe und erreichte dabei ein neues Allzeithoch.
Kursentwicklung der Amazon-Aktie seit Anfang Jahr. Quelle: cash.ch.
Dieser Hype führte allerdings dazu, dass die eigentlich anständigen Zahlen, die Amazon am Donnerstag verkündete, für Enttäuschung bei Anlegern sorgten. Der Online-Handel boomt (+26 Prozent) genauso wieder Cloud-Service-Bereich (+32 Prozent). Trotzdem ging dem Aktienkurs daraufhin die Luft aus. Um fast zehn Prozent sackte sie am Freitag ab.
Doch der Grund für den Kursrücksetzer weckt gleichzeitig Hoffnungen, dass die Reise weiterhin nach oben geht. Denn: Amazon hat mal wieder massiv investiert, was das Ergebnis drückte. Eine Erfahrung, die Amazon-Aktionäre nur zu gut kennen. Das sollte sich aber bald wieder auszahlen.
Apple (Jahresperformance: -3,75 Prozent)
Während Amazon mit riesengrossen Vorschusslorbeeren in die Zahlensaison ging, hatte Apple kaum etwas zu verlieren. Nach der Umsatzwarnung im Februar waren die Erwartungen an den iPhone-Hersteller dieses Mal nicht sonderlich gross. Wider Erwarten verkündete Apple ebenfalls letzten Donnerstag überraschend gute Zahlen. Während die iPhone-Verkäufe zurückgingen, florierte das TV-Streaming-Angebot Apple+. Auch die AirPods-Kopfhörer und Apple Watch verkauften sich gut.
Zudem kündigte Apple an, 50 Milliarden für Aktienrückkäufe aufzuwenden – ein sprudelnder Cash-Bestand macht es möglich. Die Quartalszahlen sorgten für eine kleine Welle an Kaufempfehlungen. Die US-Bank JP Morgan hat das Kursziel für Apple von 335 auf 350 Dollar angehoben (aktueller Kurs: 289 Dollar), die UBS erhöhte von 290 auf 325 Dollar und das Analysehaus RBC setzt das Kursziel auf 345 Dollar.
Doch Goldman Sachs verdirbt die Stimmung und bleibt bei einer Verkaufsempfehlung, auch wenn das Kursziel leicht von 236 auf 243 Dollar erhöht wurde. Die US-Bank rechnet durch die Corona-Krise mit sinkenden Absätzen in wichtigen Endmärkten von Apple. Tatsächlich sind sich Analysten derzeit uneins, wie die Risiken in den Absatzmärkten einzuschätzen sind. Noch ein wenig Abwarten sollte hier nicht schaden.
Netflix (Jahresperformance: +26 Prozent)
Netflix ist neben Amazon der zweite grosse Gewinner der Corona-Krise. Von Januar bis März schoss die Zahl der Neu-Abonnenten um knapp 16 Millionen in die Höhe – insgesamt zählt man nun 183 Millionen zahlende Kunden. Damit übertraf der Platzhirsch im Streaming-Geschäft seine eigene Prognose und die Erwartungen der Analysten um Längen.
Das liess den Gewinn des Unternehmens auf 709 Millionen Dollar mehr als verdoppeln. Die Gründe für diesen Zuwachs, der von Anlegern an der Börse zuletzt mit Rekordhöchstständen goutiert wird, liegen auf der Hand. Netflix profitiert davon, dass Menschen weltweit das Haus wegen des Virus kaum noch verlassen.
Ob für Netflix die Party nach der Corona-Krise weitergeht, wird sich allerdings zeigen müssen. Langfristig lauert viel Konkurrenz im Streaming-Markt. Neben Apple könnte auch Disney mit seinem neuen Dienst Disney+, der jüngst überraschend gut aus den Startlöchern kam, dem Marktführer Umsätze abjagen. Netflix' Lauf an der Börse könnte durchaus noch etwas weiter gehen. Es drängt sich allerdings der Verdacht auf, dass es nach Corona-Krise zu Rücksetzern kommen könnte.