Nicht viele europäische Investmentbanken erwecken zurzeit den Eindruck, sie hätten zu viel Cash. Deutsche Bank und Credit Suisse Group haben sich dieses Jahr frisches Kapital von ihren Aktionären besorgt, um ihre Bilanzen aufzubessern, und der britische Konkurrent Barclays verkaufte sein Afrika-Geschäft. Die meisten Banken versprachen, das Geld ins Geschäft zu reinvestieren und zu wachsen - in der Erwartung, dass sich der schwache Handel erholen und die Erträge verbessern werden. Doch diese Wette wirkt immer weniger überzeugend.
Bei der UBS sieht die Sache anders aus. Die Bank ist eine der wenigen, die ihr Geschäft seit der Krise strukturell neu aufgestellt haben. Die Bank hat den kapitalintensiven Anleihenhandel nachhaltig zugunsten des Wealth Managements abgebaut und hat sich als einer der wenigen verlässlichen Dividendenzahler erwiesen. Und CEO Sergio Ermotti stellt weitere Schmankerl in Aussicht: Auf Bloomberg TV erklärte er, die UBS werde "irgendwann" auch noch einen Aktienrückkauf auf den Weg bringen.
Man darf sich nichts vormachen: Die UBS muss, wie alle anderen auch, mit dem Problem niedriger Zinsen, zunehmender Regulierung und geringer Volatilität klarkommen. Und auch sie wies im dritten Quartal einen unerfreulichen Rückgang beim Handelsertrag aus, der die Gesamtperformance drückte. Aber ein Rückkauf wäre ein weiteres Unterscheidungsmerkmal für die UBS gegenüber Konkurrenten wie Deutsche Bank oder Barclays, deren Aktionäre in den letzten Jahren Dividendenkürzungen schlucken mussten.
Ein Rückkauf würde freilich auch Fragen aufwerfen: Sollte eine starke UBS nicht besser Spitzenpersonal anwerben und der Konkurrenz Geschäft abjagen, anstatt Geld an die Aktionäre zu verteilen? Und wenn die Jes Staleys dieser Welt in der Hoffnung auf zukünftige Gewinne mehr Kapital in ihre Investmentbanken stecken, sollte Ermotti nicht gerade dann noch mehr investieren?
Sicher, die UBS investiert in Teile ihres Geschäfts: Die Ausgaben im dritten Quartal waren die höchsten seit Ende letzten Jahres. Aber sie konzentrieren sich auf Technologie, etwa eine neue Wealth-Management-Plattform oder aufwendige Automatisierung im Aktienhandel.
Tatsächlich ist die Investmentbank der UBS geschrumpft, mit Assets von insgesamt 248,3 Mrd. Franken, gegenüber 303 Mrd. Franken Anfang 2015. Einige Bereiche hat die Bank aufgegeben, um sich auf andere zu konzentrieren. Die Neigung, diesen Kurs zu ändern, ist offenbar gering.
Das alles bedeutet keinesfalls, dass die UBS immun gegenüber den Herausforderungen der Branche wäre. Die Bank muss Kosten senken, um dem Ertragsdruck durch die Niedrigzinsen und die schwachen Handelsvolumina zu begegnen. Ihre Kapitalquote liegt mit 13,7 Prozent zwar über dem selbst gesteckten Minimalziel von 13, ist aber auch nicht gerade Weltspitze. Und falls die Volatilität schneller als erwartet zurückkehrt, könnten andere Investmentbanken davon stärker profitieren.
Doch immerhin hat die UBS eine Strategie. Indem er die Möglichkeit eines Aktienrückkaufs in den Raum stellt, trifft Ermotti bei seinen weniger erfolgreichen Konkurrenten einen wunden Punkt.
(Kommentar von Lionel Laurent, Bloomberg)