Unter dem Eindruck der Zweitquartalszahlen, die sowohl die UBS als auch die Credit Suisse am Freitag vorlegten, stimmten die Leserinnen und Leser von cash ab. Welche Aktie weckt mehr Vertrauen, war die Frage - für gut zwei Drittel, also 68 Prozent, ist die UBS-Aktie die bessere Wahl. 32 Prozent finden, mit der CS investiere man besser. In Zahlen sind dies gut 3000 gegen knapp 1450 Stimmen zugunsten der UBS.
Allerdings überzeugte die grösste Schweizer Bank mit ihrem Resultat nur bedingt: Ertrag rückläufig, Profitabilität in der Vermögensverwaltung nur mittelmässig, Kernkapitalquote gesunken. Die CS punktete dafür mit einer höheren Bruttomarge, einem ansehnlichen Netto-Neugeldzufluss und einer dank Kapitalerhöhung deutlich stärkeren Ausstattung mit regulatorisch definierten Reserven.
Bei näherem Hinsehen übertrifft die CS ihre Konkurrentin im zweiten Quartal aber gar nicht so deutlich. Der CS-Vorsprung bei der Bruttomarge hat auch damit zu tun, dass dieser Profitabilitäts-Indikator für das Wealth Management bei den beiden Banken unterschiedlich berechnet wird, und beim Kernkapital musste die UBS einen Rückgang ausweisen, weil Risiko-Aktiva anders gewichtet werden. Doch dies kann der CS auch noch widerfahren.
«X-mal gesehener Film»
Das Votum zugunsten der UBS hat auch mit einem Imageproblem der CS zu tun. Das Anlegervertrauen in die Bank wurde in den vergangenen Jahren mehrfach erschüttert: Im Mai 2014 auferlegten die USA der Bank eine 2,5 Milliarden Dollar teure Strafe wegen Steuersünder-Konten, wogegen die UBS dieses Problem schon 2009 für wesentlich weniger Geld beseitigt hatte.
Eine überfällige Abschreibung bescherte der CS im Geschäftsjahr 2015 einen Verlust von 2,9 Milliarden Franken. Dem Vertrauen nicht förderlich war, wie der Verwaltungsrat die Aktionäre mittels Kapitalerhöhungen zur Kasse bat. cash-Forum-User Domtom01 schrieb am 26. April: "So spannend wie ein x-Mal gesehener Werbefilm. Und wieder eine Kapitalerhöhung."
Anleger erhofften sich auch viel von einem Börsengang der gut laufenden Schweizer CS-Einheit, gerade auch für den Aktienkurs. Doch dieser Schritt wurde abgeblasen. Bei der Aktienkursentwicklung übertrifft die UBS die CS in den meisten gemessenen Zeiträumen. Nur die 12-Monate-Performance der CS, die im Juli 2016 auf einem historischen Tief stand, ist besser, wie der Vergleich zeigt.
Aktienkursentwicklung der beiden Grossbanken
UBS | Credit Suisse | |
Aktueller Wert | 16,88 Fr. | 14,92 Fr. |
Performance seit 1. Jan | +5,5 Prozent | +1,9 Prozent |
Performance 1 Jahr | +34 Prozent | +42,3 Prozent |
Performance 5 Jahre | +39 Prozent | -43,5 Prozent |
Stand: 2. August 2017, 14.20 Uhr, Daten: cash.ch
Ein Auf und Ab bei den Quartalszahlen gibt es bei beiden Grossbanken. Die CS leidet aber gerade bei Privatanlegern überproportional an einem Problem in Sachen Renommée. Was das Abstimmungsverhalten der cash-Leserschaft auch erklärt, ist: Die Neuausrichtung in Richtung stabiler Vermögensverwaltung (zulasten des volatilen Investmentbankings) schlug die UBS unter dem geschmeidigen CEO Sergio Ermotti schon 2011 ein, die CS nach dem Abgang des umstrittenen Konzernchefs Brady Dougan erst fünf Jahre später. Die durchwachsenen Investmentbank-Resultate geben der UBS aktuell recht.
Zocken mit der CS-Aktie
Dass 32 Prozent aber dennoch für die CS-Aktie votieren, hat damit zu tun, dass der Aktie mehr Potential nachgesagt wird. Für kurzfristige Trades eignet sich die CS-Aktie in der Tat. Sie gehört zu den Aktien, die gemessen am Markt am stärksten nach oben und unten ausschlagen. Der Kurs wendet sich immer wieder überraschend, wer geschickt kauft und abstösst, kann gute Renditen erzielen. Das Risiko dabei schätzen offenbar auch die Analysten: Die CS-Aktie hat relativ viele "Buy"-Empfehlungen. Auch der UBS-Aktie sind die Experten generell zugetan, allerdings verharren mehrere wichtige Banken bei einem "Hold".
Auch der Contrarian-Faktor richtet sich zugunsten der CS aus. Die Serie von schlechten News und ein lange sinkener Kurs kontrastieren mit erfolgreichen Firmenteilen, namentlich der CS Schweiz und der asiatischen Vermögensverwaltung. Allerdings brauchen die Contrarians, deren Credo es ist, gegen zu den Strom zu schwimmen, noch einiges an Atem. Derzeit sind wenige kommende Highlights bei der CS auszumachen. Neue Rechtsprobleme könnten gar den Negativ-Trend wieder verstärken. Dieses Risiko betrifft allerdings auch die UBS.