Bei Verwerfungen an den Märkten sind sichere Anlageklassen bei Investoren in der Regel gefragt. So gehört der Franken in diesem Jahr zu den Anlageklassen, die noch am besten abgeschnitten haben (siehe cash-Artikel). Sowohl gegen den Euro wie auch gegen den Dollar konnte die Schweizer Währung in den letzten Wochen zulegen.
Nicht so das andere typische "Krisen-Asset" Gold. Der Preis des Edelmetalls, das in Zeiten von Marktunruhen ebenfalls gefragt sein sollte, verhielt sich beim Börsenabsturz wie Aktien und gleitete ebenfalls in die Tiefe. Erst in den letzten sechs Handelstagen drehte der Kurs der Feinunze Gold und stieg etwa 3 Prozent an.
Das wird laut Thomas Steinemann, Anlagechef der Privatbank Bellerive in Zürich, mittelfristig wohl so weitergehen: "Ich denke, der Goldpreis steigt an in diesem Jahr", sagt er im cash-Börsen-Talk. Gegen Gold spreche zwar, dass es keine Zinsen abwerfe. Doch die Goldnachfrage nehme normalerweise zu bei steigender Verunsicherung. "Und Gold wird ebenfalls profitieren bei steigenden Inflationserwartungen, und danach sieht es momentan aus."
Hohe Zinsen sprechen gegen Aktien
Nach den Januar-Inflationszahlen in den USA vom Mittwoch, die höher als erwartet ausfielen, kletterte die Rendite der richtungsweisenden zehnjährigen US-Staatsanleihen auf 2,9 Prozent. Damit stieg die Wahrscheinlichkeit, dass die US-Notenbank die Leitzinsen unerwartet schnell anheben könnte, was Aktienanleger gar nicht gerne mögen. Denn damit könnte die Konjunktur abgewürgt werden, und die Unternehmen laufen in Gefahr, weniger Gewinn zu erwirtschaften.
Wie weit der Goldpreis noch steigen kann, bleibt allerdings dahingestellt. Denn einen kräftigen Schub von etwa 10 Prozent hatte das Edelmetall bereits von Mitte Dezember bis Ende Januar, was die Notierung nahe an den höchsten Stand seit vier Jahren trieb. Unterstützung könnte der Goldpreis dagegen von einem weiterhin schwächeren Dollar erhalten, dann steigt in der Regel der Preis der Feinunze.
Die Regel, dass Gold ein Puffer gegen die Volatilität in Abschwungphasen ist und als Absicherung gegenüber Inflation dient, antizipierte Thomas Steinemann schon im Vorfeld des Börsenabsturzes. Angesichts einer Aktienmarkthausse, die seit über acht Jahren andauert und korrekturanfällig wird, hat die Bank schon seit einiger Zeit "Gold und Bargeldbestände stark aufgebaut. Damit haben wir genügend Munition, um an den Märkten wieder einzusteigen", so Steinemann.
Korrektur wohl noch nicht ausgestanden
Den Investoren rät der Bellerive-Anlagechef, sich derzeit so zu verhalten wie die Bank selber: Gar nichts machen. "Denn es ist falsch, während Unwettern den Kurs zu ändern." Steinemanns Worten ist zu entnehmen, dass die Korrektur wohl noch nicht ausgestanden ist, "aber ich glaube nicht, dass wir in eine ernsthafte Baisse geraten." Er rechnet immerhin wieder mit einem Stand von 9200 Punkten des Swiss Market Index bis Mitte Jahr (derzeit: 8900 Punkte).
Der Konjunkturoptimismus an den Märkten zeige sich mitunter auch bei den Kursen von Schweizer Aktien. Während defensive Titel in den letzten zwei Wochen doch recht viel verloren hätten, hätten sich viele kleinere, zyklische Titel in einem verunsicherten Umfeld bemerkenswert gut halten konnten, so Steinemann im Börsen-Talk. "Das stimmt nicht zuversichtlich, weil es zeigt, dass die Wirtschaft nicht in eine Rezession schlittern wird."
Die Märkte haben sich in dieser Woche weiter stabilisiert, der Swiss Market Index steuert auf ein Wochenplus von 2 Prozent zu. Und "falls es weiter runtergeht, dann müsste man als Anleger eher auf der Käufer- statt auf der Verkäuferseite stehen", sagt Steinemann. Aktien von Versicherungen - sprich Swiss Life, Zurich oder Helvetia - sind für ihn derzeit attraktiv, denn die Unternehmen profitieren von steigenden Zinsen und haben eine (traditionell) tiefe Bewertung. Diesbezüglich empfiehlt Steinemann aus dem mittelkapitalisierten Bereich auch die Aktien von VAT, Komax und Bossard.
Im cash-Börsen-Talk schätzt Thomas Steinemann die derzeitige Stimmung der Anleger ein und gibt eine Prognose für den Verlauf des Franken.