Die Anzeichen eines konjunkturellen Abschwungs werden immer deutlicher. Der Ifo-Index, der die Stimmung der Top-Manager Deutschlands misst, fiel im Februar bereits den sechsten Monat in Folge. Und dies gleich auf den niedrigsten Stand seit Dezember 2014.
Für Thomas Mayer ist deshalb klar: "Wir stehen fünf Minuten vor der Rezession", wie er im cash-Talk am Rande des Institutional Money Kongresses in Frankfurt sagt. Mayer, der von 2010 bis Mitte 2012 Chefökonom der Deutschen Bank war, meint damit die grafische Darstellung der Konjunkturuhr, welche die vier Phasen Rezession (6 Uhr bis 9 Uhr), Aufschwung (9 bis 12 Uhr), Boom (12 bis 3 Uhr) und Abschwung (3 bis 6 Uhr) abbildet. Idealtypisch bewegt sich eine Volkswirtschaft im Uhrzeigersinn durch die vier Felder.
@ifo_Institut: Wirtschaftsklima der #Eurozone bricht ein. Auf der "Konjunkturuhr" ist es ca. 1 Stunde vor Rezession... https://t.co/YcuCywlsy4 @GermanCzechCham pic.twitter.com/hcXSG3kb2X
— Christian Rühmkorf (@ChRuehmkorf) 4. Februar 2019
Die Rezessionsgefahren liegen laut Mayer nicht so sehr in den USA als vielmehr im Euroraum. "Italien steckt bereits in einer Rezession, Deutschland kam im vierten Quartal noch ganz knapp an einer Rezession vorbei." Experten erwarten für Deutschland, dem wichtigsten Handelspartner der Schweiz, für das erste Quartal 2019 ein Minus-Wachstum, nachdem die Statistiker laut Mayer im letzten Quartal 2018 noch ein Mini-Wachstum "hingezaubert" hatten. Eine Volkswirtschaft befindet sich in einer Rezession, wenn sich ihr Wirtschaftswachstum in mindestens zwei aufeinander folgenden Quartalen negativ entwickelt.
Liquidität heisst auch Opportunität
Sollte eine Rezession eintreten, dann würde sie laut Mayer aber nicht die Ausmasse von 2008 annehmen. Anleger sollten gerade in einem Umfeld wie heute nie extrem positioniert sein, sondern breit diversifiziert. "Und es macht jetzt durchaus Sinn, mehr Liquidität zu halten", sagt Mayer im cash-Talk. Liquidität heisse auch Opportunität. Anleger könnten dann, wenn der Markt in der Rezession einbricht, wieder zukaufen. Investoren sollten sich auch überlegen, Positionen aus der gefährdeten Eurozone in die USA zu verschieben, wo die konjunkturelle Lage noch robuster sei. Angesichts der tiefen Zinsen bei Obligationen bleibt Anleger kaum etwas anders übrig, als in Aktien zu bleiben.
Mayer, der heute den Think Tank "Flossbach von Storch Research Institute" leitet, glaubt, dass die Möglichkeiten der Zentralbanken bei einer erneuten scharfen Krise noch lange nicht ausgeschöft sind - trotz Null- und Negativzinsen und vieler Notmassnahmen. Für Mayer kommt dann das Helikopter-Geld. "Die Zentralbanken werden das Geld direkt in die Wirtschaft pumpen", vermutlich über den Weg des Staates, der dann das Geld ausgeben kann. "Man sollte damit rechnen, dass ein solches Szenario eintrifft", sagt Mayer.
Welche Möglichkeiten haben Zentralbanken heute noch, einer plötzlichen Krise entgegenzuwirken? Wer hat die besten Chancen, die Nachfolge von Mario Draghi als Präsident der EZB zu werden? Antworten dazu gibt Thomas Mayer im cash-Talk.