Seit Jahren wurde an der Börse spekuliert, dass sich Schweiter eines Tages vom Textilmaschinengeschäft trennen könnte. Am Montag früh ist es nun soweit: Der Industriekonzern aus Horgen ZH verkauft die Tochtergesellschaft SSM Textilmaschinen für 124,2 Millionen Franken an den Schweizer Marktführer Rieter.

Im Gegenzug verstärkt Schweiter den Kernbereich Verbundwerkstoffe mit der umgerechnet knapp 53 Millionen Franken teuren Übernahme der irischen Athlone Extrusions.

An der Börse wird diese Rochade im Textilmaschinengeschäft begrüsst. Sie stelle sowohl für Schweiter als auch für Rieter einen Meilenstein dar, so lautet der Tenor. An der Schweizer Börse SIX gewinnt die Rieter-Aktie zur Stunde denn auch 2,7 Prozent auf 224,70 Franken. Jene von Schweiter steigt hingegen um 1,9 Prozent auf 1'269 Franken.

Wie der für die Bank Vontobel tätige Analyst schreibt, verfügt Rieter mit substanziellen Barreserven von 264 Millionen Franken über ausreichend Mittel, um zu expandieren. Seines Erachtens wird SSM Textilmaschinen sowohl die Rentabilität steigern und sich stabilisierend auf die Barmittelgenerierung auswirken. Er begrüsst diesen insgesamt stabilisierenden Effekt. Da SSM Textilmaschinen allerdings in einem angrenzenden Bereich tätig ist, erwartet der Analyst keine unmittelbaren Synergien auf der Kostenseite, sondern eher in Bezug auf Technologie und Innovation. Die Rieter-Aktie wird deshalb unverändert mit "Hold" und einem Kursziel von 210 Franken eingestuft.

Ähnlich äussert sich sein Berufskollege von Baader-Helvea. Er erhofft sich bei Rieter von der Übernahme einen um 10 Prozent höheren Jahresumsatz sowie einen um bis zu 15 Prozent höheren operativen Gewinn (EBITDA). Dadurch, dass der Textilmaschinenhersteller die Übernahme in bar bezahlt, errechnet der Analyst eine signifikante Gewinnverdichtung. Er bekräftigt seine Kaufempfehlung sowie ein Kursziel von 250 Franken.

Auch für Schweiter gewinnt der Experte durchaus positive Aspekte ab. Er sieht das Unternehmen zum reinen Anbieter von Verbundwerkstoffen aufsteigen. Der Verkaufserlös wird bei Baader-Helvea als gut und die gleichzeitig bekannt gegebene Übernahme in Irland als in sinnvoller Weise ergänzend bezeichnet. Der Analyst stuft die Schweiter-Aktie mit "Hold" und einem Kursziel von 1'150 Franken ein.

Zeitpunkt für einen Verkauf günstig für Schweiter

Wie einem Kommentar der Zürcher Kantonalbank zu entnehmen ist, wird sich die Akquisition bei Rieter positiv auf den Gewinn pro Aktie auswirken. Mit einem EV/EBITDA 2016 von 7,9 sei die übernommene SSM Textilmaschinen leicht teurer bewertet als Rieter selber, so der Autor. Er wertet die Akquisition in Anbetracht der Grösse leicht positiv, stuft die Aktie aber weiterhin nur mit "Marktgewichten" ein.

Die Schweiter-Aktie empfiehlt der Analyst hingegen mit "Übergewichten" zum Kauf. Der Verkauf des traditionsreichen Textilmaschinengeschäfts komme zu einem günstigen Zeitpunkt, habe SSM Textilmaschinen in letzter Zeit doch mit einem hohen Auftragseingang und sehr guten Margen überzeugt. Am realisierten Buchgewinn von 90 Millionen Franken findet der Experte sichtlich Gefallen, genauso wie an der Verstärkung des Kerngeschäfts mittels der Übernahme von Athlone.

Sie erachte die Übernahme als positiv für Rieter, lässt die für Julius Bär tätige Analystin durchblicken. Nach der Stärkung entlang der Wertschöpfungskette nimmt sie die "Hold" lautende Anlageempfehlung sowie das Kursziel von 210 Franken in positive Revision.