In den vergangenen Monaten liess Meyer Burger keine Gelegenheit aus, um die eigenen Aktionäre auf einen Vorstoss in die Produktion von Solarzellen einzuschwören. Nun lässt der Solarzulieferer aus dem bernischen Gwatt auf Worte Taten folgen: Das Unternehmen will bereits bestehende Produktionsstandorte in Deutschland übernehmen. Mittlerweile liegen ihm Kaufabsichtserklärungen von potenziellen Kunden im Umfang von insgesamt 2 Gigawatt pro Jahr vor. Längerfristig soll die Produktion kontinuierlich auf mindestens 5 Gigawatt ausgebaut werden. Erklärtes Ziel ist es, das Unternehmen nachhaltig in die Gewinnzone zu führen.
Diese ambitionierten Pläne lassen sich allerdings nicht umsetzen, ohne die Aktionäre gerade einmal dreieinhalb Jahre nach der letzten Bilanzsanierung um Geld zu bitten. Meyer Burger legt zwei mögliche Varianten für eine Kapitalerhöhung in Höhe von 165 Millionen Franken vor. Völlig überraschend kommt das nicht, war doch klar, dass sich ein Vorstoss in die Produktion von Solarzellen nicht ohne zusätzliches Kapital stemmen lässt (cash berichtete).
Pläne scheinen vielversprechend und glaubwürdig
Die Aktionäre müssen nun am 10. Juli darüber entscheiden, ob sie "dem schlechten Geld gutes hinterher werfen wollen". Wer bei der letzten Kapitalerhöhung vom Dezember 2016 Aktien zeichnete, verlor aus heutiger Sicht viel Geld.
Anders als damals gelten die Pläne Meyer Burgers diesmal nicht nur als vielversprechend, sondern auch als glaubwürdig. Beobachter sind deshalb guter Dinge, dass die Kapitalerhöhung zustande kommt. Als treibende Kraft hinter dem geplanten Vorstoss in die Produktion von Solarzellen wird der Grossaktionär Sentis Capital vermutet.
Allem Anschein nach kommen die Pläne an der Börse gut an. Zur Stunde haussiert die Meyer-Burger-Aktie um 14 Prozent auf 0,2030 Franken.
Miserable Kursentwicklung seit 2019
Dem Vorhaben geht ein längerer Streit zwischen der Beteiligungsgesellschaft des Investors Petr Kondrashev und der früheren Führungsequipe von Meyer Burger voraus. Dieser Streit endete mit einem Rücktritt von Verwaltungsratspräsident Remo Lütolf und Firmenchef Hans Brändle.
Mitunter ein Grund für den Aktionärsaufstand dürfte die enttäuschende Kursentwicklung sein. Denn obwohl sich die Aktie des Solarzulieferers von den Tiefstkursen bei 12 Rappen nach oben lösen konnte, errechnet sich seit Jahresbeginn noch immer ein sattes Minus von gut 50 Prozent. Seit Anfang 2019 ist der Börsenwert gar um 90 Prozent geschrumpft.