Anders als die Zahlenkränze von UBS und Credit Suisse umfasst der Zwischenbericht von Julius Bär nicht nur die Monate Januar bis März, sondern auch gleich noch den April. Allen Unkenrufen zum Trotz konnte die Zürcher Bank den Schwung der ersten drei Monate ungebremst in den April mitnehmen.
Darauf lassen zumindest die seit dem frühen Dienstagmorgen bekannten Informationen schliessen. So haben sich die Kundenvermögen bei Julius Bär im April wie erhofft erholt.
Sparmassnahmen entfalten ihre Wirkung
Der eigentliche Lichtblick – so ist man sich in Expertenkreisen einig – ist aber vor allem die Belebung bei der Bruttomarge. Mit 95 Basispunkten liegt sie nicht nur weit über den 82 Basispunkten aus den ersten vier Monaten 2019, sondern auch weit über den von Analysten durchschnittlich erwarteten 84 Basispunkten. Die Bruttomarge misst, wie viel die Bank auf den verwalteten Vermögen für sich verdient.
Die US-Investmentbank J.P. Morgan streicht vor allem die hohe Kostendisziplin hervor. Sie macht aber auch die starken Kursschwankungen an den Finanzmärkten und die dadurch angeschwollenen Handelserträge für die erfreuliche Bruttomargenentwicklung verantwortlich. Ausserdem sei der Druck auf die Zinserträge rückblickend wohl überschätzt worden. J.P. Morgan empfiehlt die Julius-Bär-Aktie wie bis anhin mit "Overweight" und einem Kursziel von 42 Franken zum Kauf.
Von einem "starken Jahresauftakt" ist bei Morgan Stanley die Rede. Wie diese US-Investmentbank schreibt, kann Julius Bär endlich die Früchte der in der Vergangenheit eingeleiteten Sparmassnahmen ernten. Morgan Stanley warnt allerdings davor, voreilig von der Bruttomarge für die ersten vier Monate auf jene für das Gesamtjahr zu folgern. Auch bei den Amerikanern wird die Aktie mit "Overweight" eingestuft. Das Kursziel lautet sogar 50 Franken.
Auch bei der Zürcher Kantonalbank geht man nicht davon aus, dass sich die Bruttomarge der ersten vier Monate in vorliegender Höhe wiederholen lässt. Aufgrund der eher schleppenden Neugeldentwicklung hält die Zürcher Bank am Anlageurteil "Marktgewichten" fest. Kepler Cheuvreux nutzt die Gunst der Stunde und erhöht das Kursziel für die mit "Hold" eingestufte Aktie auf 34,50 (zuvor 30) Franken.
April war vermutlich auch für UBS und CS ein starker Monat
Von den drei Schweizer Bankaktien reagiert bisweilen vor allem jene von Julius Bär auf diese Neuigkeiten. Nach einem Vorstoss auf 40,50 Franken gewinnt sie zur Stunde noch 3,1 Prozent auf rund 38 Franken. Die Aktien von UBS und Credit Suisse geben ihre frühen Kursgewinne wieder ab, letztere fällt vorübergehend sogar unter den Schlussstand vom Montag.
In Händlerkreisen zeigt man sich von dieser ziemlich einseitigen Reaktion der Börse etwas irritiert. Denn wie aus Analystenkreisen verlautet, lässt der Zwischenbericht von Julius Bär durchaus auch positive Rückschlüsse auf die Gewinnentwicklung im Vermögensverwaltungsgeschäft der beiden Schweizer Grossbanken zu.
Doch die Kursentwicklung der Aktien von Julius Bär, UBS und Credit Suisse könnte unterschiedlicher kaum sein. Seit Jahresbeginn am wenigsten rückläufig ist die UBS-Aktie mit einem Minus von 22 Prozent. Julius Bär hat seit Jahresbeginn gut 26 Prozent verloren. Das Schlusslicht bildet die Credit Suisse mit einem Minus von 40 Prozent.
Aufgrund der wirtschaftlichen Folgen der Coronavirus-Pandemie war die Credit Suisse im zurückliegenden ersten Quartal zu hohen Rückstellungen im Kreditgeschäft sowie zu ausserordentlichen Wertberichtigungen gezwungen. Kreditrückstellungen verbuchte zwar auch die UBS. Dies allerdings in einem sehr viel überblickbareren Rahmen als ihre Rivalin.