cash: Herr Strahm, wie lautet Ihre erste Reaktion auf die Aktion der SNB?

Rudolf Strahm: Ich finde es unbegreiflich, dass die SNB ausgerechnet jetzt agiert. Sie ist unter dem Druck von Anlegerkreisen zusammengebrochen. Denn nur diese haben eine Aufhebung des Mindestkurses gefordert. Die Realwirtschaft hat das nie verlangt. Was mich besonders irritiert: Es stehen mit der EZB-Sitzung vom 22. Januar und den Wahlen in Griechenland äusserst unruhige Zeiten an.

SNB-Chef Thomas Jordan hat wiederholt auch verbal interveniert. Zählt sein Wort noch?

Er hat seine Glaubwürdigkeit verloren, das ist irreversibel. In Bezug auf seine Person gibt das eine völlig neue Ausgangslage.

Wie hätte die SNB vorgehen sollen?

Den Euro weiterhin anbinden und auf ruhigere Zeiten warten, beispielsweise die Sommerpause. Allenfalls hätte sie den Währungskorb auf Dollar oder Pfund ausweiten können. Aber vermutlich haben sie bei der SNB jetzt die Nerven verloren.

Was bedeutet die neue Ausgangslage für die Schweizer Wirtschaft?

Exporteure werden am meisten und deutlich unter Druck kommen. Aber auch die Tourismusbranche wird leiden. Hinzu kommt, dass die Preise beim Import nicht so stark gesunken sind, wie es aufgrund des Mindestkurses hätte sein sollen. Es kommt jetzt aber auch auf die langfristigen Folgen des Negativzinses an. Kurzfristig hat er ja keinen Einfluss, wie wir gesehen haben.