Die Schweizer Währungshüter um Notenbankchef Thomas Jordan erhöhten die Leitzinsen am Donnerstag erneut um 0,5 Prozentpunkte auf 1,5 Prozent. Das hatte eine Mehrheit von befragten Ökonomen im Vorfeld des Zinsentscheides so erwartet.

Mit der Zinserhöhung wirke die Schweizerische Nationalbank (SNB) dem nochmals gestiegenen Inflationsdruck entgegen, sagte Thomas Jordan an einer Medienorientierung in Zürich. "Es ist nicht auszuschliessen, dass zusätzliche Zinserhöhungen nötig sein werden, um die Preisstabilität in der mittleren Frist zu gewährleisten."

Auf eine entsprechende Frage von cash.ch an der Medienkonferenz sagte Jordan allerdings auch, dass die SNB die Leitzinsen auch wieder senken könnte, sollten in nächster Zeit Marktturbulenzen auftreten. Die nun erfolgte Zinserhöhung sei unter Abwägung aller Risiken aber der richtige Entscheid, so Jordan.

Um für angemessene monetäre Bedingungen zu sorgen, ist laut Jordan die Nationalbank zudem weiterhin bereit, bei Bedarf am Devisenmarkt aktiv zu sein. "Seit einigen Quartalen stehen dabei Devisenverkäufe im Vordergrund."

Vierte SNB.Zinsschritt in Folge

Es ist der vierte SNB.Zinsschritt in Folge. Letzten Sommer hatte die SNB die Zinsschraube mit einem Schritt um einen halben Prozentpunkt erstmals seit fünfzehn Jahren wieder angezogen. Er lag damals mit minus 0,75 Prozent noch klar im negativen Bereich.

Die deutliche Zinserhöhung erfolgt vor dem Hintergrund der von der Pleite der kalifornischen Silcon Valley Bank losgetretenen Bankenkrise, die am Wochenende vorerst im Not-Verkauf der angeschlagenen Grossbank Credit Suisse an die Rivalin UBS gipfelte. 

Die SNB sei eine stabilitätsorientierte Notenbank und werde darauf bedacht sein, den Leitzins über die Inflationsrate zu heben, schreibt Thomas Gitzel, Chefökonom der VP Bank. "Erst im Falle eines positiven realen Leitzinses kann von einer wirklich restriktiven Notenbank gesprochen werden", so Gitzel. Er bleiben deshalb bei seiner Einschätzung und erwartet im laufenden Jahr noch zwei weitere SNB-Zinserhöhungen um jeweils 25 Basispunkte.

Die Notenbank war im Vorfeld des Zinsentscheides in einer schwierigen Situation. Sie musste ein Gleichgewicht finden zwischen der Notwendigkeit, den Inflationsdruck zu bekämpfen und der Notwendigkeit, die Stabilität ihres Finanzsystems und ihrer grössten Banken zu bewahren. 

SNB erwartet erhöhtes Teuerungsniveau

Die SNB geht vorerst von einem erhöhten Teuerungsniveau aus. Sie rechnet im laufenden Jahr mit einer Inflation von 2,6 Prozent, nachdem sie im Dezember noch von 2,4 Prozent ausgegangen war. Preiserhöhungen finden inzwischen auf breiter Basis statt, erklärte die Notenbank.

2024 und 2025 wird dann jeweils 2,0 Prozent Jahresteuerung erwartet. Optimistischer werden die Wachstumsaussichten eingeschätzt: Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) dürfte dieses Jahr um rund ein Prozent steigen, nachdem zuletzt noch etwa 0,5 Prozent veranschlagt wurden. 

Aufgeschreckt von der Gefahr einer ausufernden Inflation hatte die SNB im vergangenen Jahr eine geldpolitische Kehrtwende vollzogen und den Leitzins in drei Schritten bis auf 1,0 Prozent erhöht. Zudem setzten die Währungshüter auf die inflationsdämpfende Wirkung einer starken Landeswährung und veräusserten Fremdwährungen. Zuvor hatte die SNB jahrelang in grossem Stil Euro, Dollar und Yen gekauft, um eine Aufwertung des in Krisenzeiten gefragten Frankens einzudämmen.

Zwar ist der Preisanstieg in der Schweiz im internationalen Vergleich noch immer moderat. Mit 3,4 Prozent im Februar liegt die Jahresteuerung aber immer noch deutlich über dem von der Notenbank angepeilten Zielbereich von null bis zwei Prozent. Notenbankchef Jordan sagte zuletzt dann auch, die SNB könnte sich zu einer weiteren Straffung der Geldpolitik gezwungen sehen.

Als einer der Vorreiter der geldpolitischen Wende gilt die US-Notenbank Fed, die ihren Leitzins bereits mehrfach erhöht hat, das letzte Mal am Vorabend. Der US-Leitzins liegt nun bei einer Spanne von 4,75 bis 5,00 Prozent.

Auch die Europäische Zentralbank (EZB) stemmt sich inzwischen mit einer Serie von Zinserhöhungen gegen die hohe Inflation im Euroraum. Vergangene Woche hob sie den Leitzins um einen halben Prozentpunkt auf 3,5 Prozent.

(Mit Material von Reuters)