Es gibt Tage, an denen herrscht Nachrichtenflaute. Und dann gibt es noch Tage wie den heutigen Mittwoch, an denen gefühlt kein Stein auf dem anderen bleibt.
Jedenfalls gehen für nicht weniger als vier Aktien aus der Schweiz Verkaufsempfehlungen ein, darunter für jene des Börsendebütanten Alcon.
Hoher Investitionsbedarf beim Börsenneuling Alcon
Die Basler Kantonalbank nimmt die Erstabdeckung der Aktie mit "Untergewichten" und einem Kursziel von gerademal 42 Franken auf. Nach dem beeindruckenden Einstand vom Dienstag (cash berichtete) entspricht das einem Abwärtspotenzial von fast 30 Prozent.
Der zuständige Analyst sieht in Alcon zwar einen Turnaround-Kandidaten mit Margenverbesserungspotenzial. Allerdings hält er die Absatzmärkte des in der Augenheilkunde tätigen Unternehmens für stark umkämpft und den Investitionsbedarf für hoch. Zudem sieht der Analyst in der starken Regulierung ein Hemmnis. Nicht nur die Zulassung von neuen Produkten, auch der Herstellungsprozess, die Preisfestlegung sowie die Qualitätssicherung seien streng reguliert, so begründet er seine Verkaufsempfehlung.
Doch auch das ehemalige Mutterhaus Novartis bekommt sein Fett weg. Morgan Stanley stuft die Aktie von Equal-weight auf Underweight herunter. Nach der Abspaltung von Alcon wird das Kursziel noch mit 80 (zuvor 88) Franken angegeben. In Erwartung, dass in den nächsten neun Jahren mehr als die Hälfte des Bruttogewinns im Pharmageschäft günstigeren Nachahmermedikamenten zum Opfer fallen könnten, rät die US-Investmentbank zu Umschichtungen in den Genussschein von Roche. Dieser gilt bei Morgan Stanley schon seit geraumer Zeit als Branchenfavorit.
Lindt&Sprüngli bezahlt Milliarden für ein Sorgenkind
Die britische Barclays spricht hingegen eine Verkaufsempfehlung für Lindt&Sprüngli aus. In einer Studie zu den europäischen Nahrungsmittelherstellern nehmen die Autoren die Erstabdeckung der Namenaktie mit "Underweight" und einem Kursziel von 67'700 Franken auf. Das wiederum liegt um gut 12 Prozent unter dem Schlussstand vom Dienstag.
Den Studienautoren ist einerseits die ziemlich stolze Bewertung ein Dorn im Auge. Auf Basis der bankeigenen Schätzungen errechnet sich für das kommende Jahr ein Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von 34. Andererseits kritisieren die Autoren die milliardenschwere, aber Aktionärswerte vernichtende Übernahme von Russell Stover.
Der vierte im Bunde ist Valora. Baader-Helvea senkt die Aktie des Baselbieter Detailhandelskonzerns gleich um zwei Stufen von "Buy" auf "Sell". Mit 242 (zuvor 270) Franken liegt das Kursziel neuerdings unter den zuletzt bezahlten Kursen.
Gesamtmarkt dürfte die Verkaufsempfehlungen gut verdauen
Im Zusammenhang mit der Neuvergabe von Verkaufsflächen durch die SBB rechnet der für Baader-Helvea tätige Analyst ab dem Jahr 2021 mit steigenden Mietkosten. 230 der insgesamt 2800 Verkaufsstellen könnten Valora gar verlorengehen. Gleichzeitig verweist der Analyst auf den strukturell bedingten Nachfragerückgang nach Presseerzeugnissen und Tabakwaren. Beides könnte für eine schleichende Gewinnerosion sorgen.
Beobachter sehen nur von der Verkaufsempfehlung für das SMI-Schwergewicht Novartis Folgen für den breiten Schweizer Aktienmarkt ausgehen. Sollte es zu Umschichtungen in Richtung des Rivalen Roche kommen, dürften sich diese allerdings als stützend erweisen. Ausserdem dürften die Verkaufsempfehlungen in den betroffenen Aktien nur während ein oder zwei Tagen für tiefere Kurse sorgen.