Mit Aktien kann man im Grunde genommen auf zwei Arten Geld verdienen: Der Kurs des Wertpapiers steigt nach dessen Kauf oder der Aktionär profitiert von der Dividendenzahlung. Im Idealfall passiert beides.

In der Schweiz ist folgendes Muster immer wieder beobachtbar: Aktien mit hohen Dividendenrenditen (Dividende pro Aktie geteilt durch den aktuellen Aktienkurs) steigen im Vorfeld des Ausschüttungstermins an, weil Anleger den Geldregen im Frühling nicht verpassen möchten. Die Aussicht auf eine ordentliche Ausschüttung treibt dann die Kurse.

Auch Sven Bucher, Leiter Research der Zürcher Kantonalbank (ZKB), erkennt dieses Muster - zwar nicht systematisch, aber doch regelmässig, wie er sagt. "Besonders im heutigen Umfeld tiefer Zinsen zeigt sich dieses Anlegerverhalten noch deutlicher", so Bucher. Weil Obligationen mit guter Bonität kaum mehr Zins abwerfen, holen sich viele Investoren die wiederkehrenden Auszahlungen am Aktienmarkt.

So zum Beispiel beim Gebäudetechniker Walter Meier. Die Aktie hat in den letzten Jahren stets rund um den Dividendentermin herum ein mehrmonatiges Hoch erreicht, wie die grünen Pfeile auf dem folgenden Chart zeigen. Auch in diesem Jahr ist der Titel nach einem durchzogenen 2017 schon wieder gut unterwegs (+9 Prozent).

Dividendenzahlungen von Walter Meier in den letzten fünf Jahren (Quelle: cash.ch)

Walter Meier warf in den vergangenen Jahren eine Dividendenrendite zwischen 4,5 und 5 Prozent ab. Doch aktuell läuft es dem frisch fusionierten Unternehmen – Walter Meier heisst nach dem Zusammenschluss mit der Tobler AG neu Meier Tobler – operativ nicht nach Wunsch. Für 2017 erwartet das Management einen Umsatzrückgang von 2 Prozent und einen tieferen Betriebsgewinn.

Dennoch wird den Aktionären weiterhin eine Ausschüttung von 2 Franken pro Aktie in Aussicht gestellt. Beim aktuellen Aktienkurs von 42,50 Franken ergibt das zwar eine Rendite von 4,7 Prozent. Doch bereits mehren sich die Stimmen, die das als nicht nachhaltig bezeichnen. Das Jahresergebnis 2017 wird am 20. Februar präsentiert.

Nach dem Allzeithoch gings abwärts

Ein ähnliches Muster zeigt sich beim Werbevermarkter APG. 2017 erreichte der Aktienkurs ein neues Allzeithoch bei knapp 500 Franken – wenige Tage vor der Zahlung von 24 Franken Dividende. Danach korrigierte der Kurs allerdings deutlich, bis im November ein Grossauftrag der SBB bekannt wurde. Doch derzeit ist beim Bundesverwaltungsgericht eine Beschwerde gegen die Vergabe des Auftrags hängig.

Auf die kommende Dividende dürfte das keinen Einfluss haben. Die Neue Helvetische Bank (NHB) rechnet mit einem Betrag von 24,49 Franken, was momentan eine Rendite von fast 5,5 Prozent ergibt und ein Schweizer Spitzenwert ist (siehe Tabelle am Artikelende). Das NHB-Research hat zudem ausgerechnet, dass börsenkotierte Schweizer Unternehmen eine durchschnittliche Rendite von knapp 3 Prozent bezahlen.

Überdurchschnittlich zeigt sich diesbezüglich auch der Versicherungskonzern Zurich, der gemeinhin als bester Dividendenzahler am Schweizer Aktienmarkt gilt. In den letzten sieben Jahren betrug die Dividende stets 17 Franken, während die Aktie zwischen 170 und 330 Franken pendelte. Eine Rendite von mehr als 6 Prozent war für Zurich-Aktionäre also keine Seltenheit.

In diesem Jahr wird gar auf eine Sonderdividende spekuliert. Selbst nach der milliardenschweren Übernahme des Lebensversicherungsgeschäfts der Australia & New Zealand Banking Group schätzen Analysten das Überschusskapital bei Zurich immer noch auf 14 Franken pro Aktie (cash berichtete). Diese Fantasie dürfte mitverantwortlich dafür sein, dass die Zurich-Aktie seit Jahresbeginn überdurchschnittlich begehrt ist.

«Ein Zeichen der Stärke»

Auch bei der Swisscom warten die Aktionäre seit längerem auf eine Erhöhung der bei 22 Franken scheinbar festgezurrten Dividende. Weil die Rendite trotzdem meist über 4 Prozent liegt, erlebt der Titel meist im Frühling ein Zwischenhoch. Mit 22 Franken können Swisscom-Aktionäre auch im kommenden April rechnen. Mehr erfahren die Anleger am 7. Februar mit den Geschäftszahlen.

Noch etwas ist auffällig im Zusammenhang mit Dividendenaktien: Der Kursrückgang aufgrund der Dividendenzahlung ("Dividendenknick") wird unterschiedlich rasch wieder aufgeholt. So hat beispielsweise bei Walter Meier und APG im Vorjahr nach der Zahlung eine Durststrecke eingesetzt, während bei Swisscom und Zurich die Kurse wieder anstiegen. Das sei "ein gewisses Zeichen der Stärke der entsprechenden Gesellschaft", sagt ZKB-Experte Bucher.

Top 10 Dividendenzahler der Schweiz

TitelRendite, in %*Performance 2018, in %
Zurich5,6+6,5
APG5,3+0,2
Swiss Re5,2+2,8
Mobilezone4,8-3,0
Meier Tobler4,7+9,1
Comp. Fin. Trad.4,5+5,4
Sunrise4,5+1,1
Goldbach4,3-1,1
Carlo Gavazzi4,3+3,7
Varia4,3-4,0

*Renditeberechnung anhand Schätzungen der Neuen Helvetischen Bank

Quellen: cash.ch, NHB