Peter Spuhler ist ein Vorzeige-Unternehmer. Der Börsengang von Stadler Rail im April letzten Jahres setzte seinem Lebenswerk die Krone auf. Doch dort häufen sich die Probleme. Nach dem abrupten Abgang des CEO vor letzte Woche trägt Spuhler wieder oberste operative Verantwortung, dazu kam der Hackerangriff mit Erpressungsfolgen.

Probleme hat Spuhler auch mit seinen Firmenbeteiligungen. Nur wenige Tage, nachdem der Textilmaschinenspezialist Rieter vor einem tiefroten Halbjahresergebnis warnte, meldet sich am frühen Mittwochmorgen nun auch der Automobilzulieferer Autoneum zu Wort.

Während Rieter für die ersten sechs Monate von einem Verlust im mittleren zweistelligen Millionenbereich ausgeht, rechnet Autoneum gar mit einem Verlust im höheren zweistelligen Millionenbereich. Der pandemiebedingte Umsatzrückgang werde deutliche Spuren im Halbjahresergebnis hinterlassen, warnt das Unternehmen in einer Mitteilung an die Medien.

Sowohl an Rieter als auch an Autoneum beteiligt

Analysten zufolge stellt diese erneute Gewinnwarnung die seit Mitte Mai beobachtete Kurserholung zumindest ansatzweise in Frage, legte der Kurs der Autoneum-Aktie seither doch um fast 30 Prozent zu. Mitunter ein Grund für die Erholung waren Mutmassungen, wonach Spuhler Titel zugekauft haben könnte.

Offiziell hält der Stadler-Rail-Patron über seine PCS Holding gut 17 Prozent an Autoneum. Nur der ihm nahestehende Industrielle Michael Pieper stellt mit 21 Prozent der Stimmen das noch grössere Gewicht im Aktionariat des Automobilzulieferers. Anders bei Rieter, wo Spuhler mit gut 22 Prozent beteiligt ist und Pieper bloss mit 11,5 Prozent.

Bei Rieter unterliegt die Auftragslage schon seit einer gefühlten Ewigkeit starken Schwankungen. Denn die Nachfrageentwicklung im Textilmaschinengeschäft gilt als äusserst launisch. Autoneum hatte hingegen schon vor der pandemiebedingten Wirtschaftskrise mit hausgemachten Problemen in Nordamerika zu kämpfen. Durch die Krise ist die Situation des Automobilzulieferers nicht eben gemütlicher geworden. Die Autoindustrie ist eine Branche, die sowieso in vielerlei Hinsicht vor epochalen Umwälzungen steht.

Markterwartungen noch immer zu hoch

Wie die Zürcher Kantonalbank festhält, kommt Autoneum nicht aus der Negativspirale heraus. Kaum seien die Probleme in Nordamerika erkannt und umfänglich adressiert, mache die Viruspandemie dem Autozulieferer einen weiteren Strich durch die Rechnung, so heisst es bei der Zürcher Bank. Sie will ihre Schätzungen nach unten anpassen und stuft die Autoneum-Aktie mit "Marktgewichten" ein.

Die Bank Vontobel zeigt sich hingegen wenig überrascht von den Neuigkeiten. Die Bank sieht sich von den Aussagen zur Geschäftsentwicklung eher in ihren schon zuvor vorsichtigen Schätzungen bestärkt. Dennoch rechnet auch Vontobel mit rückläufigen Gewinnerwartungen für Autoneum. Das Anlageurteil für die Aktie lautet weiterhin "Hold" und das Kursziel 72 Franken.

Geht es nach der UBS, geht die seit März zu beobachtende Kurserholung zu weit. Die Grossbank geht bei Autoneum für das laufende Jahr von einem Verlust aus und sieht bei den durchschnittlichen Markterwartungen an den Automobilzulieferer noch immer einen einschneidenden Korrekturbedarf. Die UBS stuft die Aktie wie bis anhin mit "Neutral" und einem 12-Monats-Kursziel von gerade mal 65 Franken ein. Zuletzt kostete die Aktie mehr als 90 Franken.

Börsenspekulationen erweisen sich als unhaltbar

Die Beteiligung der beiden Grossaktionäre Spuhler und Pieper geht übrigens in eine Zeit zurück, als Autoneum noch zu Rieter gehörte. Im Mai 2011 wurde Autoneum vom Textilmaschinenhersteller abgespaltet. Seither hat die Rieter-Aktie rund 70 Prozent an Börsenwert verloren. Jene von Autoneum notiert zwar noch immer etwa auf dem damaligen Stand. Gegenüber den Höchstkursen von Anfang 2018 bei gut 300 Franken errechnet sich aber auch bei ihr ein sattes Minus von 70 Prozent.

Erst kürzlich wurden Spekulationen laut, wonach Spuhler aufgrund des Kursschwunds bei seinen Beteiligungen zum Verkauf von Stadler-Rail-Aktien gezwungen sei (cash berichtete). Seit der Industrielle dem verkaufswilligen Mitaktionär RAG kürzlich 1,5 Millionen Titel abgekauft hat, sind diese Spekulationen nun aber wieder verstummt.