Der darbende Aktienkurs hatte es erahnen lassen (cash berichtete): Meyer Burger blickt auf ein schwaches erstes Halbjahr zurück. Mit 122 Millionen Franken hat sich der Nettoumsatz beim Solarzulieferer aus Gwatt gegenüber dem Vorjahr mehr oder weniger halbiert. Trotz Fortschritten auf der Kostenseite resultiert deshalb ein operativer Verlust von 14 Millionen Franken.
Obwohl das Unternehmen einen Grossauftrag mit einem Volumen von bis zu 100 Millionen Franken vermelden kann, müssen die Analysten bei ihren Umsatzschätzungen (300 bis 340 Millionen Franken für das ganze Jahr) den dicken Rotstift ansetzen. Viele dürften allerdings erst noch die detaillierten Zahlen abwarten. Diese will der Solarzulieferer - wie ursprünglich geplant - Mitte August veröffentlichen.
Bei den Anlegern kommt der Umsatzeinbruch verständlicherweise nicht gut an. Zur Stunde verliert die Meyer-Burger-Aktie noch 13,2 Prozent auf 0,372 Franken, nachdem sie im frühen Handel bei 0,3172 Franken auf den tiefsten Stand in der Firmengeschichte gefallen war.
Die Umsatzwarnung zeige, in was für einem nach wie vor schwierigen Umfeld sich Meyer Burger befinde, schreibt die Zürcher Kantonalbank. Der zuständige Analyst sieht bei seinen Schätzungen Revisionsbedarf, ging er für 2019 bisweilen doch von einem Umsatz von 336 Millionen Franken und einem operativen Gewinn (EBITDA) von 32 Millionen Franken aus. Trotz dem neuen Rahmenvertrag in Höhe von 100 Millionen Franken erwartet man bei der Zürcher Kantonalbank tiefere Kurse für die mit "Marktgewichten" eingestufte Aktie.
Sein Berufskollege bei der Credit Suisse sieht sich von den Neuigkeiten in seiner "Underperform" lautenden Verkaufsempfehlung sowie im gerademal 0,39 Franken lautenden Kursziel bestätigt. Seines Erachtens gestaltet sich die Situation bei Meyer Burger schwieriger als gedacht.
Geschäftsmodell auf dem Prüfstand
Wie Meyer Burger zu Wochenbeginn in der Medienmitteilung schreibt, ist dem Unternehmen mit der an REC gelieferten Heterojunction- und SmartWire-Zellverbindungstechnologie der entscheidende Durchbruch gelungen. Daraus eröffneten sich neue strategische Möglichkeiten, so lässt man durchblicken. Analysten zufolge ist eine Überprüfung des momentanen Geschäftsmodells beim Blick auf die Geschäftsentwicklung der ersten sechs Monate denn auch dringend notwendig.
Erst vor wenigen Wochen berichtete die Finanz & Wirtschaft von der Möglichkeit eines Zusammenschlusses von Meyer Burger mit dem Modulhersteller REC. Wie im Artikel nachzulesen war, macht sich der Ankeraktionär Sentis jedoch Sorgen, dass eine Einigung mit dem Grosskunden zum Nachteil der Aktionäre ausfallen könnte.
Neben den Ergebnisängsten könnte auch das den jüngsten Kurszerfall der Meyer-Burger-Aktie erklären. Alleine seit Ende Juni errechnet sich ein Minus von fast 20 Prozent.