Selbst das Risiko einer systemischen Bankenkrise sei innerhalb der nächsten zwölf Monate nicht ausgeschlossen, hiess es. Russische Banken zeigen sich laut Insidern zunehmend besorgt über die Höhe fauler Kredite in ihren Bilanzen, und dies belegen auch Bloomberg News vorliegende Dokumente.

Intern schlagen sie Alarm, dass aufgrund hoher Zinsen eine wachsende Zahl von Firmen- und Privatkunden ihre Kredite nicht bedienen könne. Sowohl aktuelle als auch ehemalige Bankvertreter bezeichnen die Situation in Russland hinter vorgehaltener Hand als gefährlich. Sollte sich das Umfeld nicht verbessern, wachse im Finanzsektor des Landes die Gefahr einer Schuldenkrise innerhalb des kommenden Jahres.

Massive Probleme im Bankensystem könnten die Fähigkeit von Präsident Wladimir Putin in Frage stellen, den bereits seit vier Jahren andauernden Krieg Russlands gegen die Ukraine fortzusetzen - insbesondere dann, wenn Kiews Verbündete in den USA und Europa die russischen Finanzinstitute mit noch härteren Sanktionen ins Visier nähmen.

Die Europäische Union erörtert derzeit neue Einschränkungen gegen weitere russische Banken. Wie zu hören ist, könnten offizielle Zahlen das wahre Ausmass des Schuldenproblems verschleiern. Wenn Kreditnehmer ihre Zahlungen verschieben, bedeutet das, dass die öffentlich verfügbaren Daten zu faulen Krediten noch kein schwerwiegendes Problem anzeigen, tatsächlich jedoch deutlich mehr Kredite nicht planmäßig bedient werden.

Dies geht aus einem internen Vermerk einer grossen Bank hervor, der Bloomberg vorliegt. Dem Vernehmen nach beziffern Banken ihre faulen Kredite auf mehrere Billionen Rubel. Sie ergreifen Maßnahmen zur Risikoreduzierung, was erste Anzeichen einer Kreditverknappung zur Folge hat. Laut einer Schätzung verringerte sich das Firmenkreditportfolio russischer Banken in den ersten beiden Monaten des Jahres 2025 um 1,5 Billionen Rubel (19 Milliarden Dollar), bevor es sich stabilisierte.

Russische Banken erzielten 2024 Rekordgewinne

Spannungen innerhalb von Putins Führungsteam über Risiken für die Wirtschaft wurden vergangene Woche beim renommierten Internationalen Wirtschaftsforum in St. Petersburg öffentlich sichtbar. «Wir stehen am Rand eines Abrutschens in eine Rezession», erklärte Wirtschaftsminister Maxim Reschetnikow während einer Podiumsdiskussion. Dem widersprach Zentralbankchefin Elwira Nabiullina mit der Aussage, die Wirtschaft erlebe eine notwendige Abkühlung.

Finanzminister Anton Siluanow räumte ein: «Wir durchlaufen derzeit eine Kältephase.» Putin selbst bezog am nächsten Tag klar Stellung: «Einige Spezialisten und Experten weisen auf die Risiken einer Stagnation und sogar einer Rezession hin. Dies darf natürlich unter keinen Umständen zugelassen werden.»

In die Knie gezwungen haben die jahrelangen, beispiellosen Sanktionen des Westens Russlands Wirtschaft indessen bisher nicht. Dies liegt auch daran, dass Moskau die Ausgaben für die Rüstungsindustrie sowie für Unternehmen, die von den Sanktionen betroffen sind, massiv erhöht hat. Russische Banken erzielten 2024 laut Daten der Zentralbank Rekordgewinne von 3,8 Billionen Rubel, was im Vergleich zum Vorjahr einem Anstieg um 20 Prozent entspricht.

(Bloomberg)